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Ich, Gina Wild

Ich, Gina Wild

Titel: Ich, Gina Wild
Autoren: Michaela Schaffrath
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ich stolz.
    Ich erfahre immer wieder, dass die Leute von mir ein ganz falsches Bild haben bis zu dem Augenblick, in dem sie mich kennen lernen. Dann bin ich plötzlich nicht mehr die blöde blonde Pornotusse mit den dicken Titten.
    Bei der Aufzeichnung von »Blind Dinner«, der neuen Sendung von Jürgen von der Lippe, traf ich den Moderator Thomas Koschwitz. Er begrüßte mich freundlich: »Mensch, das ist ja eine tolle Überraschung, dass wir uns hier sehen.«
    Er hat mich in den Arm genommen und gedrückt. Ich habe das Gefühl, dass ich akzeptiert werde.
    Im November 2000 wurde ich zu Johannes B. Kerner eingeladen. Da ging es um meine Entwicklung von der Pornodarstellerin zur Prominenten. Ich kannte Kerner schon von den Dreharbeiten von »Der tote Taucher im Wald«. Das gab einen schönen Gag in der Sendung, als ich sagte: »Ich mache demnächst wieder was mit dem Regisseur, mit dem wir beide auch schon zusammen einen Film gedreht haben.«
    Da hat das Publikum gebrüllt. Johannes war sichtlich verlegen.
    Jedes Mal vor einer Talkshow geht es mir schlecht. Mir dreht sich der Magen um. Ich habe Angst. Ich denke mir immer, ich muss perfekt sein, muss mich gut verkaufen. Wenn ich dummes Zeug stammle, wird mich nie einer ernst nehmen.
    In der Maske bin ich unansprechbar. Schlimm ist es, wenn man als letzter Gast dran ist. Wie bei Kerner. Da war ich die letzte. Die Sendung läuft, alles lacht, hat gute Laune, und du bist gleich dran. Mir wurde heiß und kalt. Dann sitzen die Zuschauer da und starren dich voller Erwartung an. Vor jeder Sendung bin ich total aufgeregt weil ich nicht weiß, was kommt. Dann, wenn die ersten Minuten gelaufen sind, ist alles in Butter. Dann quassle ich los.
    So war es auch beim ersten Mal in der Harald Schmidt-Show. Ich habe geredet, geredet, geredet.
    Als Axel mir erzählte, dass ich bei Harald Schmidt eingeladen bin, wurde ich kreidebleich. Ich kannte ihn aus dem Fernsehen und fand, dass er die Leute oft zur Sau gemacht hat. In meinem Kopf kreisten immer dieselben Gedanken: »O Gott, der macht mich auch fertig, wenn ich da bin. Der putzt mich runter vor allen Leuten.«
    Mir war ganz schön mulmig, und ich hatte die Hose voll. Aber ich habe mir gedacht, Harald Schmidt ist Kult. Wenn ich bei dem auf dem Stuhl sitze, ist das eine Aufwertung für mich. Das war bei Kerner auch so. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Ich, ein Ex-Pornostar, beim konservativen ZDF.
    Harald Schmidt. Da musst du durch, sagte ich mir. Der Tag rückte näher, und ich wurde immer nervöser. Dann fuhr ich nach Köln. Ich war platt. Die wussten sogar, dass ich sehr gerne Obst esse. Sie stellten mir eine riesige Obstschale hin. Das fand ich bemerkenswert. Der für mich zuständige Redakteur umsorgte mich. Ich saß fertig geschminkt im riesigen Wartezimmer der Harald Schmidt-Show auf einer gewaltigen Ledercouch.
    Getränke, Süßigkeiten und Häppchen standen außerdem bereit. Da kam Harald rein. Erst habe ich keinen Ton rausgekriegt. Er ist riesig, gut 1,90 Meter. Im Fernsehen sieht der gar nicht so groß aus. Er kam auch aus der Maske, war stark geschminkt und begrüßte mich: »Hallo, ich bin der Harald. Ich freue mich, dass du da bist. Ich habe ein super Gefühl, wir machen das schon.«
    Harald Schmidt stand leibhaftig da und sprach zu mir. Ich wurde noch nervöser.
    Die Sendung lief fantastisch. Wir spielten uns die Bälle zu. Nach den ersten zwei Sätzen wusste ich, meine Angst war unberechtigt. Wir vertieften uns intensiv ins Thema Swingerclubs. Das interessierte ihn sehr. Wir quatschten uns so fest, dass ich zwölf Minuten draußen war. Für den zweiten Gast blieben nur fünf Minuten übrig.
    Als ich zurück in den Aufenthaltsraum kam, telefonierte Axel gerade mit Marcus Rosenmüller. Ich hatte meine erste Fernsehhauptrolle. In der ZDF-Krimiserie »Sperling«.
    Im Juli und August 2001 drehten wir auf Usedom.
    Marcus Rosenmüller hat mich seit dem toten Taucher immer wieder unterstützt. »Wenn du die Gelegenheit hast, dann greif zu. Nimm jede Rolle an, die dich weiterbringt.«
    Auch Sperling-Hauptdartseller Dieter Pfaff hatte mir im Sommer 1999 am Set vom Toten Taucher Komplimente gemacht: »Du bringst eine naive Natürlichkeit mit ans Set und in die Rolle. Du bist sehr persönlich, wenn du drehst. Lass Porno nicht deine letzte Station sein.«
    »Der tote Taucher im Wald« war meine erste Filmerfahrung als Schauspielerin. Ich spielte Katharina, die Sekretärin des Polizeireviers. Dieter Pfaff ist
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