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Ich, Gina Wild

Ich, Gina Wild

Titel: Ich, Gina Wild
Autoren: Michaela Schaffrath
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Männer haben ja Probleme, wenn ein zweiter dazukommt.
    Später hat unser Gast erzählt, dass er schon lange mit der Idee spielt, mal in einem Pornofilm mitzumachen. Der Kontakt besteht noch. Es ist nicht so, dass wir uns treffen und uns gleich die Klamotten vom Leib reißen. Wir gehen schön essen, dann ins Kino oder in die Sauna. Man geilt sich auf und fährt dann gemeinsam nach Hause.
    Im September 2000 sprach ich Klartext bei Videorama: »Ich höre auf!«
    Videorama versuchte mich noch zu einem letzten Abschlussfilm für die Venus-Messe zu bewegen. Doch ich wollte nicht mehr. Daraufhin beschlossen wir, ein »Best of« von Gina Wild auf der Venus 2000 zu veröffentlichen. Die Venus- Gala wollte ich natürlich noch besuchen. Immerhin war ich als beste deutsche Darstellerin nominiert. Den Preis habe ich dann auch bekommen.
    Im November 2000 fand die Venus-Verleihung statt. Der Branche war gerüchtemäßig bereits bekannt, dass ich aufhöre. Ich wollte mich bei allen verabschieden und bedanken. Die Presse sollte offiziell verständigt werden. Ich bin rauf auf die Bühne und habe eine kurze Rede gehalten. Ich dankte allen. Videorama, den Außendienstmitarbeitern, allen Fans. Dann war die Rede zu Ende. Ich war tieftraurig. Es hat ja auch viele schöne Dinge in meiner Pornozeit gegeben.
    Ich heulte. Dann kam ich runter von der Bühne. Die Videorama-Leute umringten mich. Ich versuchte allen im persönlichen Gespräch klar zu machen, dass sie mir bitte, bitte nicht böse sein dürften und dass es ernst gemeint war, als ich sagte, ich hätte eine schöne Zeit mit ihnen gehabt. Ich mochte die Leute wirklich gern. Fast alle.
    Dann feierten wir. Ich trug ein schwarzes, langes Kleid. Es war teilweise transparent. Sehr schön, elegant und mit Federn. Das war der Schlusspunkt.
    Ich hatte Angst und fragte mich in den Monaten nach meinem endgültigen Abschied oft: War das der richtige Schritt?
    Ich hatte eine sichere Karriere aufgegeben für eine höchst unsichere Sache.
    Am 30. Januar 2000 war ich zu Gast bei »peep«. Nadja Abdel Farrag, Dieter Bohlens Freundin »Naddel«, moderierte die Sendung. Am nächsten Tag waren wir morgens noch im Hotel. Axel las Zeitung. »Du musst dich jetzt hinsetzen. Hier steht was in der Bildzeitung.«
    Auf der ersten Seite stand: »Gina Wild wird Naddels Nachfolgerin.«
    Da war ich erst mal platt. Ich wusste gar nichts davon. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit der Bekanntheit von Gina Wild so richtig ab.
    Ich war plötzlich Thema für die Boulevardpresse. Das habe ich der Inszenierung der Bildzeitung zu verdanken. Die können einen aufbauen und wieder fallen lassen. Wenn Bild etwas schreibt, dann ist es interessant. Bild Hamburg, die Regionalausgabe hat unter seinen Lesern noch eine Ted- Umfrage gemacht, wer »peep« moderieren soll. Naddel oder Gina? 80 Prozent haben mit Gina geantwortet.
    Der Nadja Abdel Farrag Regisseur Sönke Wortmann wollte mit mir drehen, er lud mich zur Pressevorführung seines neuen Films »St. Pauli Nacht« ein. Wir verabredeten uns im Sheraton Frankfurt und sind von dort aus weiter gefahren. Ich lernte den wunderbaren Schauspieler Armin Rohde kennen. Wir waren alle gemeinsam etwas trinken. Leider wurde aus dem Filmangebot nichts. Ich war für die Rolle zu alt.
    Ich drehte ein Video mit der Gruppe Goldfinger zum Song
    »Counting the Days«. Wim Wenders engagierte mich für das Video zu »Warum werde ich nicht satt?« von den Toten Hosen. Er ermutigte mich, meine neue Karriere weiterzuverfolgen.
    Im Februar 2000 war ich bei Stefan Raabs TV Total. Anlass war ein Ausschnitt aus einem Fernsehinterview mit mir. Es ging darin um die Nervosität beim Filmen. Unbefangen wie ich bin, hatte ich in die Kamera gesagt: »Klar, anfangs war ich nervös aber irgendwann war das wie weggeblasen...«
    Das gab ein Gelächter.
    Dann kam ich zur NDR-Talkshow »Drei nach neun«. Zugleich mit mir war auch der ehemalige Redenschreiber von Willy Brandt eingeladen, und ich fürchtete mich. Es wäre schrecklich gewesen, wenn ich das Gefühl bekommen hätte, zu blöd zu sein, um gegen den Rest, der da sitzt, zu bestehen.
    Man denkt immer, die Leute bei diesen Talkshows haben so viel auf dem Kasten, sind so schlau und wortgewandt. So intelligent. Da kann ich nicht mithalten, aber ich machte mir Mut: »Sei wie du bist. Sei natürlich.«
    Der Redenschreiber sagte nachher zu mir, wenn er nicht wüsste, was ich gemacht hätte, würde ich glatt als Lehrerin durchgehen. So solide habe ich dort gewirkt. Da war
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