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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir
Autoren: Cameron W Bruce
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auf den Boden. Sogar die Ohren legte sie an. Das war eine klare Ansage. Wir folgten ihrem Beispiel und krochen mucksmäuschenstill tief in unser Versteck.
    Als das große Wesen vor der Röhre auftauchte, sahen wir, dass es auf zwei Beinen ging. Mutters Rückenfell sträubte sich. So ängstlich hatte ich sie noch nie gesehen. Das Wesen hatte etwas im Maul, das einen beißenden Rauch absonderte, und es kam geradewegs auf uns zu.
    Völlig fasziniert starrte ich das Wesen an. Merkwürdigerweise fühlte ich mich von ihm stark angezogen, und ich war drauf und dran, aus unserem Versteck zu stürmen, um es zu begrüßen. Doch ein Blick von meiner Mutter genügte, um mich daran zu hindern. Sie schien davon überzeugt zu sein, dass wir diese Kreatur fürchten und unter allen Umständen meiden sollten.
    Heute weiß ich, dass es ein Mensch war. Der erste, den ich zu Gesicht bekam.
    Er schaute nicht in unsere Richtung, sondern erklomm die Böschung und verschwand. Kurz darauf kroch Mutter aus der Röhre und hob witternd den Kopf, um zu prüfen, ob die Gefahr vorüber war. Dann entspannte sie sich, kam zurück und gab jedem von uns einen beruhigenden Kuss.
    Ich rannte als Erster ins Freie, um selbst zu sehen, ob der Mensch wirklich fortgegangen war, und komischerweise war ich regelrecht enttäuscht, dass nichts als der Geruch seines beißenden Rauchs von ihm übrig geblieben war.
    Im Laufe der nächsten Wochen bekräftigte Mutter immer wieder ihre Warnung: Meidet die Menschen! Fürchtet sie!
    Als Mutter das nächste Mal auf Beutejagd ging, durften wir mitkommen. Sobald wir die nähere Umgebung unseres Baus hinter uns gelassen hatten, verhielt sich Mutter plötzlich ängstlich und scheu, und wir ahmten alles nach, was sie tat. Wir mieden offenes Gelände und schlichen stattdessen dicht an Büschen und Gestrüpp entlang. Wenn ein Mensch in Sicht kam, blieb Mutter wie versteinert stehen, aber an ihren Schultern konnten wir sehen, dass sie bereit war, jederzeit die Flucht zu ergreifen. In solchen Momenten kam uns der weiße Fleck des Schnellen genauso auffällig vor wie wildes Gebell, aber glücklicherweise wurden wir nicht bemerkt.
    Mutter zeigte uns, wie wir die glatten Säcke aufreißen mussten, die hinter den Häusern lagen, um dann schnell alles Unbrauchbare wie Papier, Dosen und Plastik zur Seite zu scharren und zu den guten Sachen wie Fleischresten, Brotkrusten und Käserinden vorzustoßen, die wir so gut es ging zerkauten. Der Geschmack war exotisch und die Gerüche wunderbar, aber Mutters Nervosität wirkte auf uns alle ansteckend. Also fraßen wir, so schnell wir konnten, und nahmen uns nicht die Zeit, die Köstlichkeiten richtig zu genießen. Kaum hatten wir alles vertilgt, würgte der Hungrige alles wieder hervor, was ich ziemlich komisch fand, bis sich auch mir die Eingeweide zusammenkrampften und ich würgen musste.
    Beim zweiten Versuch ging das ungewohnte Mahl schon viel leichter runter.
    Mir war immer klar gewesen, dass es außer mir noch andere Hunde gab, obwohl ich bislang nur die aus meiner eigenen Familie kannte. Manchmal, wenn wir auf Futtersuche waren, hörte ich sie hinter Zäunen kläffen. Ich vermutete, dass sie uns beneideten, weil wir frei herumtollen konnten, während sie eingesperrt waren. Mutter hielt uns immer von ihnen fern, vor allem den Schnellen. Der sträubte sich meist ein bisschen, denn er empfand es wohl als Beleidigung, wenn jemand es wagte, sich darüber zu beschweren, dass er an seinen Baum pinkelte.
    Ab und zu sah ich sogar einen Hund in einem Auto! Als das zum ersten Mal passierte, konnte ich es kaum fassen. Es sah aber auch wirklich zu blöd aus, wie er den Kopf aus dem Fenster streckte und dabei die Zunge aus dem Maul hängen ließ. Als er mich erblickte, bellte er freudig drauflos, aber ich war einfach zu verblüfft und konnte nur die Nase heben und ungläubig schnüffeln.
    Autos und Trucks gehörten auch zu den Dingen, von denen Mutter uns fernhielt. Ich konnte allerdings nicht verstehen, warum. Was sollte an ihnen gefährlich sein, wenn sogar Hunde damit fahren konnten? Dass sie gemeine Dinge tun konnten, musste ich jedoch zugeben. Ein großer, furchtbar lauter LKW holte nämlich regelmäßig die Säcke ab, die die Menschen für uns hinters Haus stellten. Danach war die Nahrungsbeschaffung dann immer ein, zwei Tage lang schwierig, denn etwas anderes, womit wir uns die Bäuche füllen konnten, gab es kaum. Ich hasste diesen Laster, genau wie die gierigen Männer, die davon
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