Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir
Autoren: Cameron W Bruce
Vom Netzwerk:
Boden, und spürten die Gerüche aller Hunde auf, die vor uns hier gewesen waren. Jedes Mal, wenn der Schnelle ans Käfiggitter kam, wollte er es markieren, aber wenn er dann ein Bein hob, fiel er um, weil der Truck so stark schlingerte. Einmal landete er sogar auf Mutter, und sie schnappte nach ihm. Ich sah ihn böse an. Sah er denn nicht, wie unglücklich sie ohnehin schon war?
    Irgendwann wurde es mir zu langweilig, Hunde zu erschnüffeln, die gar nicht da waren. Ich presste die Schnauze ans Drahtgitter des Käfigs und sog den Fahrtwind in vollen Zügen ein. Es erinnerte mich an das erste Mal, als ich die Nase in eine der Mülltonnen gesteckt hatte, die neben den glatten Säcken immer für eine Mahlzeit gut waren. Auch dort waren mir tausend neue Gerüche so plötzlich in die Nase gestiegen, dass ich niesen musste.
    Der Schnelle gab seine Markierungsversuche auf und legte sich auf die dem Wind abgewandte Seite des Käfigs. Er war zu stolz, um auf meine Seite zu kommen, weil es nicht seine Idee gewesen war. Immer wenn ich nieste, sah er mich tadelnd an, als wollte er sagen: Das nächste Mal fragst du mich gefälligst erst um Erlaubnis! Doch dann blickte ich vielsagend zu Mutter hinüber, die das ganze Erlebnis zwar offensichtlich sehr eingeschüchtert hatte, in meinen Augen aber immer noch das Sagen hatte.
    Als der LKW anhielt, kam die Frau an die Ladefläche, redete mit uns und hielt die Hände an den Käfig, damit wir sie ablecken konnten. Mutter rührte sich nicht, aber der Schnelle schien genauso begeistert zu sein wie ich, stellte sich neben mich und wedelte mit dem Schwanz.
    »Ach, seid ihr süß! Habt ihr Hunger, ihr kleinen Racker? Hunger?«
    Wir parkten vor einem langen, niedrigen Wohnhaus. Mickrige Wüstengräser ragten zwischen den Reifen des Trucks aus dem trockenen Boden.
    »Hey, Bobby!«, rief einer der Männer, die uns hergefahren hatten.
    Die Reaktion darauf war erstaunlich. Hinter dem Haus ertönte ein so vielstimmiges Gebell, dass ich die einzelnen Kläffer unmöglich hätte zählen können. Der Schnelle stellte sich auf die Hinterbeine und legte die Vorderpfoten ans Gitter, als ob er auf diese Weise mehr sehen könnte.
    Der Lärm ging weiter, als ein zweiter Mann hinter dem Haus hervorkam. Auch er hatte braune, wettergegerbte Haut und humpelte ein bisschen. Die anderen beiden grinsten ihm erwartungsvoll entgegen. Als der Neue uns sah, blieb er stehen und ließ die Schultern hängen.
    »Nein, Señora, nicht noch mehr! Wir haben doch jetzt schon viel zu viele.« Der Mann machte einen ziemlich verzweifelten Eindruck, aber bösartig schien er nicht zu sein.
    Die Frau drehte sich zu ihm um und ging auf ihn zu. »Es sind zwei Welpen und das Muttertier. Sie sind ungefähr drei Monate alt. Einer ist uns entwischt, und einer war tot.«
    »O nein!«
    »Die Mutter hat offenbar nie in der Obhut von Menschen gelebt, das arme Ding. Sie hat schreckliche Angst.«
    »Sie wissen, was sie das letzte Mal gesagt haben: Wir haben zu viele Hunde, und sie geben uns keine Lizenz.«
    »Das ist mir egal.«
    »Aber Señora, wir haben nicht genug Platz.«
    »Ach was, Bobby, das ist doch Unsinn! Was sollen wir denn tun? Sie da draußen wie wilde Tiere leben lassen? Es sind Hunde, Bobby, ganz junge Welpen!« Die Frau kam zum Käfig zurück, und ich wedelte mit dem Schwanz, um ihr zu zeigen, dass ich ihr genau zugehört hatte. Dass ich kein Wort verstanden hatte, brauchte sie ja nicht zu wissen.
    »Tja, Bobby, was sind schon drei mehr?«, sagte einer der anderen Männer und grinste.
    »Eines Tages hat sie kein Geld mehr, um euch zu bezahlen, weil sie alles in Hundefutter investiert«, sagte Bobby. Die anderen zuckten nur mit den Schultern und grinsten.
    »Carlos, nimm frisches Hackfleisch und fahr noch mal zum Flussbett zurück. Vielleicht kannst du den Welpen damit anlocken, der uns entwischt ist«, sagte die Frau.
    Carlos nickte und lachte über Bobbys Gesicht. Ich begriff, dass die Frau der Boss dieser Menschenfamilie war, und leckte ihr die Hand, um ihr Liebling zu werden.
    »Guter Hund! Guter Hund!«, sagte sie. Ich sprang auf und ab und wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass ich dem Schnellen einen Hieb damit verpasste. Merkwürdigerweise blieb er ganz ruhig und blinzelte mich nur verärgert an.
    Carlos duftete nach lecker gewürztem Fleisch und exotischen Ölen, die ich nicht kannte. Er steckte eine Stange in den Käfig, angelte sich Mutter und führte sie heraus. Der Schnelle und ich folgten ihr, bis wir an einen hohen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher