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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir
Autoren: Cameron W Bruce
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Zaun kamen. Das Gebell dort war so ohrenbetäubend, dass ich es nun doch etwas mit der Angst zu tun bekam. Wo waren wir da nur hineingeraten?
    Bobby roch dezent nach Zitrusfrüchten: eine Mischung aus Apfelsinen, Staub, Leder und Hunden. Vorsichtig öffnete er ein Gatter im Zaun und versperrte den Spalt mit seinem Körper. »Zurück! Los, los, zurück!«, befahl er. Das Gebell ließ etwas nach, und als Carlos das Gatter ganz öffnete und Mutter hineinscheuchte, verstummte es ganz.
    Ich war so verblüfft darüber, was da auf mich wartete, dass ich kaum merkte, wie Bobby mich mit dem Fuß in das Gehege schubste.
    Hunde.
    Überall Hunde! Manche waren so groß wie Mutter oder sogar noch größer, andere wiederum waren kleiner, aber alle tollten ganz frei in einem riesigen Hof herum, der von einem hohen Holzzaun umgeben war. Ich nahm Kurs auf ein Grüppchen von Welpen, die einen freundlichen Eindruck machten und nicht viel älter waren als ich. Als ich bei ihnen stehenblieb, taten sie plötzlich so, als hätten sie etwas besonders Faszinierendes auf dem Boden entdeckt. Ihr Fell war heller als meins, und alle drei waren Weibchen. Also pinkelte ich erst mal verführerisch auf einen kleinen Sandhaufen, ehe ich begann, höflich ihre Hinterteile zu beschnuppern.
    Vor lauter Begeisterung hätte ich am liebsten gebellt, aber Mutter und der Schnelle hatten es nicht ganz so gut wie ich. Mutter lief die ganze Zeit witternd am Zaun entlang und suchte eine Lücke, durch die sie fliehen könnte. Der Schnelle stand steifbeinig und mit zitterndem Schwanz bei ein paar Rüden, die einer nach dem anderen das Bein hoben und ihren Platz am Zaunpfahl markierten.
    Dann baute sich einer genau vor dem Schnellen auf, und ein anderer beschnupperte aggressiv sein Hinterteil. Da knickte er ein. Seine Hinterbeine sackten zusammen, und als er sich zu dem anderen Rüden umdrehte, rutschte ihm der Schwanz zwischen die Beine. Ich war überhaupt nicht überrascht, als er Sekunden später auf dem Rücken lag und versuchte, so zu tun, als wollte er spielen. Tja, nun war er wohl nicht mehr der Chef.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass die ganze Zeit über ein Rüde in der Mitte des Geheges stand und beobachtete, wie Mutter verzweifelt ihre Runden am Zaun drehte. Er war groß und muskulös, und seine langen Ohren hingen am Kopf herunter. Er rührte sich nicht und war absolut konzentriert. Etwas sagte mir, dass er derjenige war, den es hier am meisten zu fürchten galt. Und richtig: Als er aufhörte, wie eine Statue dazustehen, und sich Richtung Zaun in Bewegung setzte, hörten die anderen, die gerade den Schnellen drangsalierten, sofort auf und hoben alarmiert die Köpfe.
    Zehn Meter vor dem Zaun steigerte er das Tempo und hielt direkt auf Mutter zu, die erschrocken zurückwich. Der Rüde streifte sie mit der Schulter und stellte sich quer vor sie, den Schwanz wie eine Pfeilspitze aufgestellt. Mutter kauerte regungslos da, als er sie umrundete und ausgiebig beschnupperte.
    Mein erster Impuls war, ihr zur Hilfe zu eilen, und ich glaube, dem Schnellen ging es genauso, aber das wäre ein großer Fehler gewesen. Immerhin hatten wir es hier mit dem Leithund zu tun, einer braunen, grobknochigen Dogge mit dunklen, triefenden Augen. Mutters Unterwerfung entsprach der natürlichen Ordnung der Dinge.
    Nachdem er Mutter gründlich untersucht hatte, setzte der Leithund einen ebenso gezielten wie sparsamen Urinstrahl an den Zaun. Mutter wusste, was sich gehörte, und beschnupperte die Duftmarke. Damit hatte der Leithund seine Mission erfüllt und trottete davon, ohne Mutter eines weiteren Blickes zu würdigen. Mutter stand da wie ein begossener Pudel. Dann schlich sie hinter einen Stapel alter Bahnschwellen, um sich dort zu verstecken.
    Wie nicht anders zu erwarten, kamen die Rüden, die sich erst mit dem Schnellen beschäftigt hatten, nun auch zu mir. Ich machte mich ganz klein und leckte ihnen die Schnauzen, um ihnen unmissverständlich klarzumachen, dass ich ihnen – im Gegensatz zu meinem Bruder, dem Querulanten – keine Schwierigkeiten machen würde. Schließlich wollte ich keinen Ärger haben. Das Einzige, was mich interessierte, waren die drei Mädels. Und dann wollte ich erst mal rausfinden, was man in diesem Hof noch alles machen konnte, der mit Bällen und Gummiknochen übersät war und der jede Menge wunderbarer Gerüche und aufregende Dinge barg. Aus einem Rohr rann frisches Wasser in einen Trog, aus dem wir uns jederzeit bedienen konnten, und Carlos kam jeden
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