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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Tanja saß an einem Rundtisch in einer Ecke des Lokals. Nur eine bronzegetönte Glasscheibe trennte sie vom draußen vorbeiführenden Gehsteig. Aber niemand, der ins Innere des typisch britischen Pubs blickte, schöpfte beim Anblick der merkwürdig verkrümmt dasitzenden Frau Verdacht. Keiner ahnte, was in diesen Sekunden mit Tanja geschah.
    Und auch im Lokal selbst nahm niemand Notiz vom Verhalten der dunkel gekleideten Frau. Wer sie sah, mochte sie für betrunken halten. Und betrunkene Ladies mochte man in dieser Gegend, wo weibliche Talente noch auf zwei Dinge reduziert waren, nämlich Küche und Bett, überhaupt nicht! Daß jemand, der ganz offensichtlich nicht Mann war, es wagte, einen Pub zu betreten, galt schon als schändlicher Verstoß gegen Tradition und unausgesprochenes Gesetz und wurde mit Nichtbeachtung bestraft.
    Tanja stöhnte. Aus einem Lautsprecher tönte Cat Stevens Sad Lisa…
    Tanja hörte es nicht.
    Nicht mehr.
    Da war etwas - anderes…
    Wieder schrie sie leise auf. Noch heftiger wütete der Schmerz in ihr!
    Hatte Tanja zunächst noch vermutet, die allgemeine Veränderung, die sie seit Monaten an sich registrierte, wäre verantwortlich dafür, so erkannte sie jetzt ihren Irrtum. Nicht ihr eigener Körper war Ursprung ihres Schmerzes - die Qualen kamen von außerhalb ! Wurden ihr auf Para-Ebene eingeimpft!
    Einer, der ihr Geheimnis kannte, rief sie…
    ***
    Stunden vorher…
    Das Grauen schlich durch die Nacht, rauher Wind blies über die karg bewachsenen schottischen Northwest Highlands und verfing sich in Reenas dünnem, durchscheinendem Nachthemd.
    Doch das Mädchen spürte die Kälte nicht. Sie lauschte dem Befehl, dem sie sich nicht zu widersetzen vermochte.
    Unter ihren bloßen Füßen knirschten scharfkantige Steinchen und Geröll und fügten ihr blutige Schrammen zu. Doch auch dieser Schmerz drang nicht zum Bewußtsein des Mädchens vor.
    Reenas Blick war starr nach vorn in das fahle Halbdunkel der Nacht gerichtet. Am Himmel strahlte der Vollmond in ungeahnter Stärke.
    Weiter unten, im Tal, lag Scardroy Lodge, von wo es Reena bei Nacht und Nebel vertrieben hatte. Nur vereinzelte Lichter brannten noch im Dorf. Die nächtliche Stille und der Nebel hatten sich wie eine Glocke darübergestülpt und erstickten alles, jeden Laut, jede Bewegung!
    Vor Reena aber schälten sich die bizarren Ruinen einer uralten Burg aus der Dunkelheit.
    Und dort, wußte das Mädchen, wartete das Böse auf sie…
    ***
    »Deibelskram!« knurrte Michael Förster. Wieder drehte er den Zündschlüssel, wieder mahlte der Anlasser - diesmal jedoch schon merklich geschwächt. Alles deutete darauf hin, daß die Batterie das Spielchen nicht mehr allzu lange mitmachen würde.
    »Origineller Platz, das Benzin ausgehen zu lassen«, spottete das blondhaarige Lockengirl auf dem Beifahrersitz und blickte durch die verschmutzte Windschutzscheibe auf die einsame Paßstraße, die sich etwa zweihundert Meter weiter hinter einer Rechtskurve verlor.
    Der Berg war in diffuses Mondlicht gehüllt, das die verlassene Landschaft umrißhaft nachzeichnete.
    »Ich wußte zwar«, fuhr das Mädchen fort, »daß du zu den Verrückten gehörst, die hoffnungslos dem Jogging-Fieber verfallen sind. Aber daß du deine ohnehin begrenzten Kräfte für einen nächtlichen Dauerlauf zur nächsten Zapfsäule vergeuden willst, soviel Sportsgeist hätte ich nun wirklich nicht von dir erwartet. Wo du doch nahher noch genügend Gelegenheit gehabt hättest, dich zu verausgaben. Gesetzt den Fall, wir hätten noch ein Örtchen zum Nächtigen gefunden!« Sie reckte ihr süßes Stupsnäschen. »Naja, wie das Schicksal so spielt…«
    »Eben«, erwiderte Michael trocken, »that’s life. Aber mal ernsthaft, das begreife ich nicht. Von wegen Benzin alle. Sieh mal auf die Anzeige: noch halb voll das Dingens!«
    »Ist vielleicht kaputt«, meinte Heike Ziegler, süße siebzehn Jahre jung und genauso unsterblich in Michael Förster verliebt wie der Einundzwanzigjährige in sie. »Ist doch alles keine deutsche Wertarbeit mehr. Nach dem Krieg, in den Goldenen Fünfzigern, da gab’s noch was für’s Geld. Heute kriegste für deine mühsam zusammengesparten Kröten doch kein Auto mehr - höchstens ’nen VW…«
    »Grumpf!« erwiderte der Junge. Mit diesem Urlaut war eigentlich schon alles gesagt, trotzdem fügte er hinzu: »Kein Wunder, daß mein Werwölfchen nicht mehr will, wenn du ihn immer beleidigst.«
    Als leidenschaftlicher Konsument diverser Gruselromane hatte er
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