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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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blutende Wunde.
    Dann war der Schemen vorbei, und Yulüc stand immer noch wie angewurzelt da. Schreie erreichten sein Ohr.
    Doch sie verstummten schnell, und Stille kehrte ein.
    Der Schemen kehrte zurück. Er hatte Yulüc nicht vergessen .
    *
    Landru war verblüfft, wieviel Kraft er aufbieten mußte, um den Willen der Blinden, auf die er traf, zu brechen. Im ersten Moment hatte er fast geglaubt, sie überhaupt nicht unterwerfen zu können - doch dann hatte der hypnotische Zwang sie doch gelähmt, und er hatte nur noch tun müssen, was er schon zahllose Male in der wirklichen Welt draußen getan hatte. Töten war ein simples Handwerk. Es erforderte keine Kunstfertigkeit - nur den Mangel an jeglichem Skrupel.
    Landru stoppte bei der Asche Pomonas.
    Unscheinbar lagen ihre Reste auf dem sandigen Boden des Stollens. Er widerstand der Versuchung, sie mittels seiner Magie noch einmal zum ursprünglichen Bildnis des Kelchkindes aufblühen zu lassen. Es wäre eine sinnlose Vergeudung von Energie gewesen.
    Nach kurzem Aufenthalt verwandelte er sich in seine Fledermausgestalt und jagte den Fliehenden hinterher.
    Die meisten waren blind - seltsam -, nur einer sehend, und dieser eine stoppte sofort in seiner Flucht, als Landrus hypnotischer Hauch ihn streifte.
    Er schonte ihn, bis er die Blinden eingeholt und für ihr Vergehen zur Rechenschaft gezogen hatte. Dann kehrte er zu ihm zurück.
    »Wie heißt du?«
    »Yulüc.«
    Von Yulüc erfuhr er in groben Zügen, was es mit dem Tiefen Reich und den Tiefen auf sich hatte. Und wer den Überfall auf den Palast angezettelt hatte. Nicht Lilith, sondern die Geknechteten selbst wa-ren der Herrschaft der blutdurstigen Könige überdrüssig geworden und nun dabei, sie zu stürzen!
    Am meisten erzürnte Landru bei diesen Eröffnungen, wie leicht seine Kinder es den Sterblichen gemacht hatten, diesen Aufstand anzuzetteln. Sie hatten es gar nicht verdient, dieses Reich zu verwalten!
    Im Laufe des Verhörs steigerte sich Landru fast mehr in Rage gegen seine Kinder als gegen die Rebellen. Das katastrophale Versagen der Vampire würde von ihm geahndet werden!
    Pomonas Schicksal nahm nur das Urteil vorweg, das er selbst über die Vampirin verhängt hätte. Und das die anderen Täuflinge noch erwartete ...
    * 
    Nona hatte die Plattform des an den Palast grenzenden Großen Tempels erstiegen, um sich einen besseren Überblick über die haarsträubende Entwicklung zu verschaffen, von der auch sie überrascht worden war.
    In ihrer unmittelbaren Nähe hielten sich ein paar Priester auf, deren bemalte Gesichter die Flammen von drüben widerspiegelten und darüber hinaus einen Ausdruck zur Schau trugen, als sollte das nächste Menschenopfer ausnahmsweise an ihnen, den sonstigen Henkern, vollzogen werden .
    Der Gedanke erheiterte Nona nur wenig. Die Frage, ob sie die dramatische Entwicklung hätte verhindern können, wenn sie im Palast geblieben wäre, statt sich aus egoistischen Gründen zu entfernen, beschäftigte sie unentwegt, auch wenn sie gar nicht lange - höchstens ein paar Stunden - fortgewesen war. 3
    Die Lage war verworren. Immer wieder erklang neuer Explosions-donner, der die Flammen weit aus sämtlichen Öffnungen des Gebäudes trieb. Priester hatten von Gestalten berichtet, die unmittelbar nach den ersten Detonationen aus dem Palast geflüchtet waren. Andere Befragte wollten Schemen gesehen haben, die auch noch nach Ausbruch der Brände ins Innere geeilt waren. Um wen es sich jeweils gehandelt hatte, wollte oder konnte niemand sagen. Unbestätigten Gerüchten zufolge waren die vampirischen Tyrannen kurz auf der gegenüberliegenden Palastseite gesichtet worden.
    Nona ballte die Fäuste. In ihrer derzeitigen Verfassung war sie außerstande, ins Geschehen einzugreifen. Und das, obwohl »draußen«, hinter Mayabs magischen Grenzen, der Mond in voller Pracht leuchtete! Sein verderblicher Einfluß erreichte Nona jedoch nicht in der Weise, wie sie es gewohnt war.
    Hier drinnen, innerhalb der verborgenen Stadt, vermochte sie sich nicht in das Mischwesen aus Wolf und Mensch zu verwandeln, das vor nichts und niemandem zurückschreckte. Das jede Herausforderung annahm und über unmenschliche Stärke verfügte, einem Vampir in vielem ebenbürtig, in manchem möglicherweise sogar überlegen!
    O Geliebter, fieberten ihre Gedanken dem Mann entgegen, um des-sentwillen sie all dies auf sich nahm. Was hält dich so lange auf? Wenn du nicht bald zurückkehrst, ist dieses Reich dem Untergang geweiht! Deine
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