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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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Generationen hatte die Stadt seither kommen und gehen sehen. Die zwanzigste bevölkerte die Ebene zwischen den Wällen gegenwärtig .
    Landrus Gehör fing das Grollen ferner Explosionen auf. Er löste den Blick von dem Schatz, den er mitgebracht hatte. Noch bevor seine Blicke wieder richtig zu dem in Flammen stehenden Palast der Vampire zurückfanden, trieb ihn bereits kraftvoller Flügelschlag zum Ort der Tragödie.
    Seine Sichtweise änderte sich - seine Denkweise nicht. Besorgt fragte er sich, ob tatsächlich Lilith hinter diesem unerwarteten Empfang steckte. Hatte sie herausgefunden, daß er ihr eine falsche Identität vorgegaukelt hatte? Daß sie in Wahrheit nicht die Mutter der Vampire von Mayab war, sondern deren Todfeindin?
    Und die meinige auch?
    Das Reich hinter den Wällen war voller Brandgerüche und Rauchschwaden. Fetter Qualm, der dem Monumentalbau des Palastes entstieg, von dem aus die von Landru gezeugten Maya-Vampire ihre Tyrannei ausübten. Die Herrschaft, die ihnen das eigene Überleben sicherte. Denn sie brauchten das Blut ihrer Untertanen, um die eigene Unsterblichkeit zu wahren.
    Und obwohl sie ihren magischen Keim in jeden Menschen pflanzten, der das düstere Zwielicht von Mayab erblickte, duldeten sie keine Dienerkreaturen neben sich, die das rare Blut verbraucht hätten.
    Vieles war anders unter der nächtlichen Sonne .
    Landru entdeckte unter sich die ersten Menschen, die aus ihren Adobehütten geflohen waren und dorthin hetzten, wo ihre Welt aufhörte. Nicht die Vernunft, sondern nacktes Entsetzen trieb sie dorthin, wo nicht nur ihre winzige Welt, sondern auch ihre Flucht enden würde. Sie rannten von den Geschehnissen davon, die sich in der Residenz ihrer Könige ereigneten.
    Landru landete unmittelbar vor einer jungen Frau, die gerade aus einem Maisfeld wankte. Sie trug einen höchstens dreijährigen Knaben auf dem Arm, der trotz seiner Jugend bereits ein Mal am Hals hatte wie sie selbst .
    »Halt!«
    Landru beherrschte die Sprache, die hier verstanden wurde. Seine Stimme und Gestik geboten Einhalt - am nachdrücklichsten aber wurde die Frau von der hypnotischen Kraft gestoppt, mit der er seinen Ruf begleitete.
    Die Frau blieb stehen, als wäre sie gegen ein Hindernis geprallt. Das Kind, das Landru aus seinem Bann aussparte, begann zu weinen, wandte das erschrockene Gesicht von dem schrecklich anzusehenden Vampir ab und begrub es schluchzend an der Schulter der Mutter.
    »Sag mir, was hier vorgeht, dann entlasse ich dich sofort!« ver-langte Landru. »Was sind das für Explosionen? Und wo sind eure Herren?«
    Vergeblich hatte er bislang Ausschau nach seinen »Kindern« gehalten.
    Und Nona? Was war mit seiner Vertrauten, die er gebeten hatte, in seiner Abwesenheit ein Auge auf Lilith zu halten, während er selbst der Spur nachging, die der »Weltenpfeiler« ihm gewiesen hatte. Der Spur zu einem totgeglaubten Bruder .. . 2
    Die Frau, selbst noch fast ein Kind, blinzelte verwirrt zu ihm herüber. Die Last, die sie trug, überstieg auf Dauer sichtlich ihre Kräfte. Sie war so zierlich, so mager. Der Farbe, die sie auf ihre fahle Haut aufgetragen hatte, gelang es kaum zu kaschieren, daß die Mayas mehr schlecht als recht lebten.
    Die geringe Zahl der sich ständig selbst replizierenden Bevölkerung hatte zu inzestuösen Auswüchsen geführt. Magie bewirkte eine immense künstliche Fruchtbarkeit, ansonsten wäre dieser Ort längst ausgestorben, hätte die Natur vor den herrschenden Zuständen kapituliert.
    »Ich - weiß es nicht! Vor einer Stunde ging es los .«
    »Was ging los?«
    »Der Donner! Das Feuer .«
    »Wer hat es gelegt?« Landru glaubte keine Sekunde, daß seine Kinder ihr eigenes Haus in Schutt und Asche legten.
    »Ich weiß es nicht ...!«
    Er mußte ihr glauben. Wenige konnten dieser Art von Verhör widerstehen - und sie gewiß nicht .
    Landru hielt sich nicht länger mit ihr oder einem der anderen verängstigt fliehenden Bewohner auf. Er zog seinen Willen aus ihr zurück und verwandelte sich in etwas, in dem er sich besser wiedererkannte als in einem kleinen Tier mit Flügeln. In schnellem Lauf näherte er sich als silbrig grauer Wolf dem Palast. Die Menschen, die ihn sahen, versetzte er in noch größere Angst als ohnedies schon.
    Näher und näher kam er dem Flammenmeer, trotzdem zeigte sich auch weiterhin kein vampirisches Wesen bei dem riesigen Bauwerk.
    Wo sind sie? Sie können nicht alle verschwunden sein!
    In diesem Augenblick heulte der Wolf auf - als Pomonas Tod in sein
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