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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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Stein, sondern Knochen. Als würde hier etwas in den Untergang gerissen, das lebte, und das noch gar nicht begriffen hatte, daß sein Ende unabwendbar war .
    Calot erbebte innerlich, als er sich bewußt machte, was sie hier angerichtet hatten - welchen immensen, irreparablen Schaden.
    »Wir haben es gleich geschafft«, sagte Vador. Doch noch im selben Atemzug stieß er einen Warnruf aus: »Aufpassen ...!«
    Calot sparte sich die Frage, wovor Vador warnte. Er wußte es, als er das Rauschen hörte, das keinem Sturm entsprang. Weil Wind etwas völlig Fremdes in Mayabs engen Grenzen war.
    Flügel peitschten, als die kamen, deren Heim sie zerstört hatten.
    »Wir werden sterben ...!« jammerte einer derjenigen, die noch sehen konnten, was da auf sie zukam.
    Calot spürte die unverhohlene Panik in der Stimme des Mannes. Er selbst aber reagierte, wie man es von ihm gewohnt war.
    »Falsch!« übertönte er jedes Zeichen von Schwäche im Umkreis. »Sie werden sterben! Und sie wissen es! Riecht ihr nicht ihre Angst? - Sie fürchten uns, und das mit Recht! Tötet und vernichtet sie! Be-nutzt, was ihr in euren Händen haltet! Auch ihre gnadenlose Dämonie wird sie nicht länger schützen! Dies ist der Tag, dies ist die Stunde - unsere Stunde! Wehrt euch!«
    Er glaubte an das, was er ihnen predigte. Und nur deshalb konnte der Funke auf die anderen Tiefen überspringen, ganz gleich, ob sie nun blind oder sehend waren.
    Inmitten des unter der eigenen Last ächzenden und langsam in sich zusammensinkenden Palastes entbrannte eine Schlacht, wie sie dieses Mayab noch nicht erlebt hatte ...
    *
    Peten, Tumul, Atitla und Oriente hatten sich für die direkteste Verbindung zwischen Chiquels Gemach und dem Palastbereich entschieden: Aus dem Fenster hatten sie sich drei Stockwerke nach unten gestürzt und waren dort in unmittelbarer Bodennähe wieder in das Gebäude eingedrungen. Ihre ledrigen Schwingen hatten sie sodann durch die vom Widerschein des Feuers erhellten Korridore getrieben, die ihnen nie fremdartiger, nie unwirklicher erschienen waren.
    Und schließlich .
    ... hatten sie den Feind sehen können!
    Tumul, auch jetzt noch mit einem Teil seiner Aufmerksamkeit in fremder Sicht schwelgend, zählte knapp zwanzig teils völlig verwahrloste Gestalten, die über den breiten Gang auf den Ausgang zuhasteten.
    Peten, Atitla und Oriente flogen ein kurzes Stück hinter ihm, und sie folgten ihm ohne Zögern, als er die Brandstifter attackierte, die ihr Leben verwirkt hatten.
    Wie ein Schwarm bizarr-unheimlicher Vögel brachen sie über ihre Untertanen herein, doch schon beim ersten flüchtigen Kontakt mit den Menschenkörpern formte sich der personifizierte Terror aus den Fledermausleibern.
    »Aaah!« brüllte Tumul dem Mann ins Gesicht, den er im Herabstürzen zu Boden gerissen hatte und nun mit seinem bloßen Gewicht dort festnagelte.
    Tote Augen erwiderten den beinahe irren Blick stoisch.
    Augen, die wie verdorrte Früchte in geöffneten Schalen aussahen.
    Augen, deren Leere den Tyrannen verhöhnte!
    »Wie heißt du?« schrie er.
    Der Mund des Blinden stand offen, aber es wich kein Ton, geschweige denn ein Wort aus ihm.
    Bevor Tumul sich die Zeit nahm, die übrige Lage zu überblicken, hob er seine zur Waffe mutierte Klaue, aus der die leicht gebogenen Nägel überlang, messerscharf und dornenspitz hervortraten. Er wollte die Kehle des Niedergerungenen gerade in einem zornigen Streich zerfetzen, als - als -
    - er etwas Kaltes an seinem Bauch spürte.
    Etwas, das die fließende, in jedem Greuel geübte Bewegung seiner Muskeln jäh zum Erliegen brachte!
    »Keine Bewegung mehr«, sagte der Blinde unter ihm. »Oder wir verabschieden uns beide aus dieser erbärmlichen Welt ...!«
    * 
    Der Odem der Vernichtung durchströmte die Gänge des Palastes und beraubte sie all ihrer früheren Pracht, all ihres Prunks.
    Zwiespältig in seinem Empfinden, lauschte Landru dem Echo, das der Anblick in ihm hervorrief.
    Welch sinnlose Orgie der Zerstörung, dachte er. Und wie häufiger in letzter Zeit, wenn er mit Gewalt konfrontiert wurde, die er nicht selbst zu verantworten hatte, meinte er, jenes Andere zu spüren, das sich in ihm eingenistet hatte und das wie ein toter schwarzer Klum-pen auf ihn drückte, seit . seit .?
    Mühsam erstickte er den Gedanken an das, was vom Rand seines Bewußtseins zu ihm herüberschielte, als wollte es über jeden seiner Schritte genau informiert sein .
    Er hörte Geräusche, die nicht in direkter Verbindung mit dem
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