Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
fortschreitenden Zerfall standen.
    Schreie.
    Sie zogen ihn magisch an, zumal er vertraute Stimmen darunter zu hören glaubte.
    Noch bevor er aber den Ursprungsort erreichte, fielen zwei Detonationen zusammen!
    Eine im Ganggewirr des Palastes - und eine weitere in seinem Kopf, die der Schockwelle ähnelte, die ihn kurz nach seiner Rückkehr in die Hermetische Stadt erreicht hatte.
    Nach Pomona war es diesmal Tumuls Todesimpuls, der in sein Hirn stach!
    Sekunden später sahen Landrus neue Augen - neu wie seine Haut -, die Tragödie, die ein weiteres seiner Kinder verschlungen hatte .
    *
    Vador hatte Calot zu Boden gedrückt und mit dem eigenen Körper vor den herumschwirrenden Splittern der Granate geschützt, die in unmittelbarer Nähe detoniert war. Als er nach einer Weile wieder aufschaute, besudelte nicht nur Blut die Steinplatten; überall verstreut lagen zerfetzte Körperteile.
    Sein Verstand sagte Vador, daß es sich dabei um die Reste zweier Körper handeln mußte, aber ein der puren Logik überlegener Aspekt bestritt dies sogleich energisch.
    Die primitive Bombe hatte zwei Leiber zerrissen, ja, aber nur einer davon war noch menschlich gewesen. Der andere .
    Vador erinnerte sich an die Umstände, die Zapatas Tod begleitet hatten. Der Hohe König hatte sich selbst gerichtet, sich selbst in Gefangenschaft das Genick gebrochen, und war daraufhin binnen weniger Augenblicke zu einem Häuflein Asche zerfallen.
    Und hier .
    ... war etwas ähnliches geschehen.
    Auch hier war von Tumul nur noch eine amorphe, staubähnliche Masse geblieben!
    Der Zufall hatte Vadors Blick in die Richtung gelenkt, in der ein Tiefer namens Xuxca attackiert worden war. Xuxca hatte trotz seiner Blindheit als talentiert im Umgang mit Sprengsätzen gegolten. Was aber letztlich zur Zündung der Bombe geführt hatte, die er bei sich getragen hatte, konnte Vador nicht beurteilen. Vielleicht hatte Xuxca sich absichtlich geopfert, weil ihm sein eigenes Leben als kein zu hoher Preis erschienen war, wenn er einen der Tyrannen mit in den Tod nehmen konnte .
    Unwillkürlich fragte sich Vador, ob er diese Courage auch aufgebracht hätte.
    Er bejahte es. Fröstelnd.
    »Was war das?« fragte Calot mit rauher, belegter Stimme.
    »Xuxca«, antwortete Vador. »Er hat . Tumul mit sich gerissen .«
    Deutlicher mußte er nicht werden - und ihm blieb auch keine Zeit.
    Der Vorfall hatte den erbarmungslosen Kampf als Ganzes nur flüchtig zum Stillstand gebracht. Die verbliebenen drei Tyrannen wirkten zwar noch leicht desorientiert, verrichteten aber das einzige Handwerk, das sie wirklich beherrschten, schon wieder überaus drastisch und gekonnt.
    Als gelte es nun nicht mehr allein die Zerstörung des Palastes zu sühnen, sondern auch den Tod des Bruderkönigs, starben mehrere Tiefe in rascher Folge furchtbare Tode. Fänge - Zähne und Klauen -, die aussahen, als wären sie den Jaguaren entliehen, mordeten, wer sich ihnen entgegenstellte.
    Aus den Kehlen der Blutsauger brachen Schreie, die zwischen Lust und Berserkertum schwankten.
    Auch Vador und Calot, die zunächst nicht angegriffen worden waren, gerieten nun ins Visier der gedemütigten Herren.
    »Die Lage - wie ist die Lage ...?« drängte der blinde Führer der Tiefen seinen sehenden Freund, während die Hohe Königin Oriente bereits mit unwiderstehlichem Zug und fiebrig leuchtenden Augen auf die beiden Männer zueilte.
    Vador verzichtete darauf, Calot mit der Wahrheit zu deprimieren. Behutsam löste er sich von dessen Berührung und stand auf. Die Waffen, die er bei sich trug, erschienen ihm in diesem Moment wie purer Aberwitz. Und der Sprengsatz in seiner Tasche, um dessen Zünder sich seine Finger schlossen .
    Ekel überrollte Vador. Ekel vor der eigenen Feigheit, mit der er noch nie zuvor in dieser lähmenden Absolutheit konfrontiert worden war .
    Orientes Mund, um den herum Blut wie zerlaufene Schminke prangte, rückte näher und näher. Von der Anmut der Hohen Königin war kaum mehr etwas geblieben.
    Die schrecklichen Schönen - unter diesem Etikett waren Oriente und ihre Geschwister in Mayab ebenso berühmt wie gefürchtet gewesen. Davon stimmte nur noch die erste Behauptung: schrecklich!
    Unbeschreiblich war das, was Vador entgegenflog. Ohne den Zünder ausgelöst zu haben, zog er seine Hand aus der Tasche zurück und reckte die Arme abwehrend gegen das gierende Tier, dem jede Anmut gewichen war.
    Erdrückend in seiner Häßlichkeit tauchte der Tod vor Vador auf. Calots Rufe achtete er nicht mehr. Bis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher