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Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
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animalisches Hirn stach!
    Landrus Vorderläufe knickten ein, er strauchelte und überschlug sich, ehe er sich knurrend wieder aufrappelte.
    Er wußte nicht, was die Vampirin umgebracht hatte, aber an ihrem Ende gab es keinen Zweifel. Und ohne eine Sekunde zu überlegen, schlug der Wolf eine neue Richtung ein. Er entfernte sich von dem brennenden Gemäuer des Palastes. Traumwandlerisch sicher fand er Zugang zu dem Stollen, in dem Blinde und Sehende das Ende eines weiteren Tyrannen feierten.
    *
    Für einen Moment überkam Yulüc ein Triumphgefühl, wie er es in seinem ganzen Leben noch nicht verspürt hatte. Panabas verblüfftes Stöhnen klang ihm im Ohr - beinahe nachdrücklicher als der schaurige Schrei, mit dem sich die wütende Furie über seinem blinden Verbündeten in rußschwarzen Staub aufgelöst hatte!
    Panaba wälzte sich zur Seite. Die dunkel-flockige Masse rieselte zu Boden. Der Schein des Feuers, der den Rand der Fallgrube immer noch umzüngelte, spiegelte sich auf absonderliche Weise in der Asche, zu der die Hohe Königin Pomona verbrannt war.
    Verbrannt?
    Yulüc schüttelte den Kopf. Er war stehengeblieben. Im Zurückblicken hatte er gesehen, wie die Tyrannin mit ihrem fürchterlichen Gebiß erst Chamul getötet hatte und dann über Panabas hergefallen war.
    Was dann passiert war, erinnerte Yulüc an die Schilderung der Umstände, die den Tod des Hohen Königs Zapata betrafen.
    Zapata war der Erste gewesen, der in die Gefangenschaft der Tiefen geraten und dort umgekommen war - ein Geschehnis, an dessen Möglichkeit die Bewohner Mayabs bis dato nicht einmal im Traum geglaubt hatten. Die Tyrannen, das waren unbesiegbare, unsterbliche Gottkönige gewesen - so hoch über ihren Untertanen stehend, daß ihr bloßes Erscheinen genügend Terror ausübte, um jeden offenen Widerstand im Keim zu ersticken.
    Nicht umsonst hatte sich das Aufbegehren der Tiefen so lange Zeit darauf beschränkt, ein System von Stollen zu erbauen, in dem man sich im Geheimen hatte treffen und von einer Zukunft in Freiheit hatte träumen können ...
    »Hilfe!«
    Panabas keuchender Ruf veranlaßte Yulüc, zurückzulaufen und dem blinden Freund dabei zu helfen, sich aufzurichten.
    »Nur ruhig - ich bin da .«
    »Yulüc?«
    »Ja.«
    »Was - ist passiert? Wieso . wieso lebe ich noch?«
    »Sie ist .« Yulüc schluckte, als hätte sich ein Stein in seine Kehle verirrt. Dann setzte er neu an und sagte heiser: »Sie ist in den Pfahl gestürzt, den du in den Händen gehalten hast. Danach geschah mit ihr das, was auch schon den Leib des Hohen Zapata vernichtete . Alles, was von ihr blieb ist Asche.«
    »Aber - warum?« Yulücs Augenhöhlen weiteten sich. Er gehörte auch zu jenen, die einen Weg durch den Wall gesucht hatten, aber nur ins tiefe Reich gelangt waren. Calot selbst hatte das Augenlicht des Mannes zerstört, und ebenso schrecklich zugerichtet sah Panabas Haut aus, die vom Ruch des magischen Gewölbes gereinigt worden war .
    »Ich weiß es nicht - und jetzt ist auch nicht die Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.«
    »Sie ist tot .«
    »Ja, sie. Aber ihresgleichen leben. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, daß Calot und die anderen sie -«
    Weiter kam Yulüc nicht. Weil ein anderer kam.
    »Was geschieht jetzt?« preßte Panaba hervor, der den Schrei des Sterbenden ebenso gehört hatte wie Yulüc.
    Weit voraus - dort, wo ein anderer Tiefer immer noch vor der Hohen Königin floh, deren Ende er nicht gesehen hatte - brach der entsetzliche Laut jäh ab.
    Yulücs Hände ließen Panaba los.
    »Was ...?«
    Yulüc drehte sich um und rannte. Sein Freund stolperte und stürzte.
    »Yulüc ...!«
    Vergib mir, dachte Yulüc. Dann hetzte er den Weg zurück, den er gekommen war. Genau auf die Grube zu, die wie eine Wunde im Boden des Stollens klaffte.
    Yulücs versuchte das Loch im Sprung zu überwinden. Weit vor ihm hasteten weitere Tiefe, die Calot als Bewacher der Gefangenen zurückgelassen hatte, durch den unterirdischen Gang.
    Sie flohen vor Pomona. Und letztlich machte es überhaupt keinen Unterschied, vor wem sie es taten. Irgend jemand war da, um den Tod der Hohen Königin zu rächen.
    Hinter ihnen. In ihrem und Yulücs Nacken!
    Und während weit voraus die Blinden nur unter der Welle strauchelten, die unsichtbar durch den Schacht brandete, blieb Yulüc abrupt stehen.
    Einfach stehen.
    Ein Schemen glitt durch den in Feuerschein gehüllten Stollen auf ihn zu, bremste jedoch nicht ab. Etwas Hartes traf Yulücs Gesicht und riß eine
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