Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Ikone niederkniete, zu der Lilith geworden war, nachdem sich ihr bunter Corte 1 schlagartig verändert und wie ein panzerharter, sonnenfinsterer Schutzschuld um ihren Leib geschlossen hatte. »Jetzt gibt es nur noch dich und mich, Mutter. Sei nicht feige und öffne dieses Ding! Laß uns reden. Vielleicht gibt es einen Weg, die anderen loszuwerden. Einen Weg, daß wir beide künftig gleichberechtigt nebeneinander über dieses düstere Reich herrschen ...?«
    Seine Finger berührten den harten Kokon, der sich gebildet hatte, als Cuyo und seine Geschwister ihre Masken fallengelassen und der »Mutter« offenbart hatten, sie töten zu wollen. Lilith hatte sie alle verflucht - aber sie glaubte wohl noch immer, die Brut, die ihr nach dem Leben trachtete, geboren zu haben .
    Cuyos breiter Mund formte ein böses Grinsen. Eine Zeitlang streichelte er über die Wölbungen des Kokons, die den Busen der Frau nachzeichneten. Es war eine Geste von nur vermeintlich berückender Zärtlichkeit, aber die Vorstellung, sie könnte seine Berührungen spüren, erregte Cuyo dennoch weit über eine normale Mutter-SohnBeziehung hinaus.
    Immer mehr Verachtung und Haß sammelten sich in seinen Zügen. Seine Umgebung schien von ihm abzurücken, obwohl er sich nicht der fremden Sicht bediente und sich sterbliche Augen lieh. Er schloß die Augen nur aus dem Grund, sein inneres Gleichgewicht und eine Antwort zu finden, wie er Lilith doch noch beikommen konnte. Er wollte sich nicht darauf verlassen, daß das Gift sie tatsächlich tötete. Es mochte sie schwächen, aber umbringen .
    Als er aufschrak, wußte er nicht, wie lange er gedankenverloren neben dem Kokon ausgeharrt hatte. Seine Gedanken stockten wie gerinnendes Blut, und mit hervorquellenden Augen starrte er auf die wabernden, hitzekochenden Wände, die ihn umgaben. Ganz langsam nur sickerte in sein Bewußtsein, wie grenzenlos naiv er sich verhalten hatte, wie fahrlässig er das wahre Ausmaß der Gefahr ignoriert hatte .
    Immer noch benommen sprang er auf.
    Eben noch hatte er darüber nachgedacht, wie er die Fremde beseitigen konnte, die sein Vater aus der Außenwelt mitgebracht hatte, und nun .
    Nun mußte er erkennen, daß sein eigenes Leben nichts mehr wert war - gar nichts!
    Wir werden beide umkommen, durchfuhr es seinen Verstand. Und kreatürliche Furcht schnürte ihm die Kehle zu.
    Es war und blieb ein Unterschied, eines anderen Lebenslicht auszublasen - oder selbst zum Opfer purer Gewalt zu degenerieren. Dennoch gedachte Cuyo keinen Moment des Bruders, den er auf dem Gewissen hatte. Sein Handeln richtete sich nach bloßen Notwendigkeiten. Einen Kodex, wie er jenseits des Walls unter Vampiren existierte, gab es in Mayab nicht. Hier war einer des anderen Wolf!
    Cuyo zögerte nicht länger, sich in die Metamorphose zur Fledermaus zu flüchten. Er wollte nicht mit Lilith sterben. Sollte sie allein in dieser Hülle krepieren, die sie niemals vor der Höllenglut retten würde, die von allen Seiten nahte und sogar den Stein selbst zu entflammen schien!
    Cuyo begriff endgültig, daß im Palast keine einfachen Brände wüteten. Dieses Feuer war auch von der Magie der Tyrannen nicht zu ersticken. Es brannte lichterloh, als hätte jemand das ganze Gebäude mit hochentzündlicher Flüssigkeit getränkt ...
    Verzweifelt peitschten Cuyos Schwingen die Luft und trieben ihn auf die hochlodernden Flammen zu, die sich zwischen ihm und dem Fenster errichtet hatten, durch das seine Geschwister sich aufgemacht hatten, die Schuldigen an diesem Überfall zu finden und zu bestrafen.
    Doch er selbst -
    - prallte zurück. Er ertrug die sengende Hitze nicht, die sich vor ihm auftürmte!
    Ohne es zu wollen, aber zu schwach, sich seinen Reflexen zu widersetzen, verlor Cuyo nah bei der Wand aus Feuer seine Flügel. In seiner wahren Gestalt stürzte er dumpf zu Boden und robbte von den Flammen weg, zurück dorthin, wo er seine Chance auf ein Entkommen verspielt hatte.
    Lilith sah unverändert aus. Und für einen entsetzlich lang anhaltenden Moment stellte Cuyo sich vor, dieses . Ding könnte die Frau, die es umhüllte, tatsächlich vor der verzehrenden Kraft des Feuers bewahren .
    Nein! dachte er. Es wäre - Weiter kam er nicht. In diesem Moment rückten die Flammen sprunghaft näher, so als gäbe es tatsächlich jemanden, der immer neues Öl ins Feuer goß!
    Der Gluthauch ließ Cuyo aufheulen. Waidwund brüllen!
    Die Flammen sogen seine Stimme auf.
    Niemand hörte seine Qual. Er war allein. Einsamer als jemals
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher