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Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum
Autoren: Stefan Wolf
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1. Zoff im Kaufhaus
     
    Irgendein Umwelt-Ferkel hatte
eine Bananenschale weggeworfen — ausgerechnet vor dem Regal mit den
Video-Geräten.
    Eine tückische Falle — und eine
Frau rutschte aus.
    Tim war zwei Schritte entfernt.
Er sah, wie sie stürzte.
    Nur eine Blitz-Reaktion konnte
helfen, ein Panther-Sprung. Schon war Tim neben ihr, packte zu, erwischte Arm
und Taille und verhinderte die Steiß-Landung.
    Im vierten Stock des Kaufhauses
SUPER benebelten Musik und Werbe-Spots die Köpfe. Bildschirme flimmerten,
Kunden drängten sich.
    „Ich danke dir. Vielen Dank!“
    Die Frau lächelte Tim an. Für
einen Moment war sie erschrocken, eine junge Frau mit blondem Zopf und
Stirnfransen.
    „Das hätte wehgetan“, meinte
sie und zog ihre Kostümjacke zurecht.
    Dann sahen beide zu Boden, denn
die Bananenschale haftete noch an ihrem Absatz.
    „Die klassische Möglichkeit zum
Ausrutschen“, sagte Tim. „So eine Schale hier wegzuwerfen — das ist schon fast
bösartig.“
    „Und achtlos und ungezogen.“
Sie schüttelte den Kopf, befreite ihren Schuh und kickte die Schale unter das
nächste Regal, weil nirgendwo ein Abfallkorb zu sehen war.
    Dort gefährdete sie niemanden
mehr, aber die Putzfrauen konnten sie nicht übersehen.
    Tim wandte sich ab, bemerkte
aber noch, wie Blondzöpfchen ein Video-Gerät im Karton aus dem Regal nahm.
    Während sie dem TKKG-Häuptling
freundlich zunickte, ging sie an ihm vorbei Richtung Kasse.
    Tim, hochgereckt auf die
Zehenspitzen, hielt Ausschau nach Klößchen und hatte die kleine Begebenheit
schon vergessen. Zunächst jedenfalls.
    „Tiiimmm!“ brüllte Klößchen
gegen die Lärmkulisse an. „Hier bin ich.“
    Er stand bei der Kasse. Tim
trollte sich zu ihm.
    Der vierte Stock gehörte der
Unterhaltung, technisch gesehen. Es gab TV-Apparate aller Art, Radios,
Video-Geräte, Kopfhörer, Hifi-Anlagen, Walkman, Recorder, Plattenspieler —
alles, womit man sich zuballern und das Nachdenken abschalten kann.
    Klößchen hatte Batterien
gekauft für sein Koffer-Radio.
    „Die Batterien“, erklärte er,
„sind hier tatsächlich billiger als in dem Geschäft, wo ich sonst immer kaufe.
Andererseits ist dort der Service besser, nämlich persönlich, und man wird
regelrecht betreut. Hier kommt ja kein Aas vorbei zur Beratung. Ein Glück, daß
ich Batterien-Experte bin. Sonst würde ich mich völlig verkaufen. Was war denn?
Du hattest eine Dame im Schwitzkasten.“
    „Nicht im Schwitzkasten. Ich
habe sie aufgefangen, als sie ausrutschte.“
    „Auf einer Batterie?“
    „Nein. Wieso?“
    „Auf denen kann man leicht
ausrutschen. Die rollen unter dem Fuß weg.“
    Damit war der Batterien-Experte
zum Zahlen an der Reihe, denn vor ihm hatte Blondzöpfchen soeben einen
Euro-Scheck ausgeschrieben für ihr Video-Gerät.
    Wieder nickte sie Tim zu und
lächelte. Offenbar hatte sie das mit dem Schwitzkasten gehört.
    Tim grinste zurück.
    Die Frau sah nett aus, mochte
Anfang Dreißig sein und hatte die schlanke Figur einer Jazz-Dance-Anhängerin.
Vielleicht war sie auch in einem Reit-Club und hielt außerdem Diät, damit ihr
Pferd sich nicht überanstrengte.
    Irgendwie kam es Tim in den
Sinn, daß Gabys Tante so aussehen müßte, hätte Gaby eine.
    „Verdammt!“ fluchte Klößchen
und starrte in sein Portemonnaie. „Jetzt habe ich nicht genug Geld mit. Tim,
drei Mark fehlen. Hast du mal?“
    Tim gab ihm das Geld und
blickte ruckartig auf.
    Denn jenseits der Kasse spielte
sich was Merkwürdiges ab.
    Blondzöpfchen trug ihr
Video-Gerät in einer SUPER-Einkaufstüte, einer zum Immer-wieder-Gebrauch aus
Plastik. Denn Wegwerfen wäre eine Umwelt-Schweinerei gewesen, weil Plastik
nicht verrottet.
    Die Frau, die ihren Rücken
kerzengerade hielt, wollte absocken.
    Aber ein Typ vertrat ihr den
Weg.
    „Moment, Sie! Kommen Sie mit in
mein Büro!“

    Allein der Tonfall war eine
Beleidigung.
    Blondzöpfchen erstarrte, als
hätte man ihr die Bananenschaleins Gesicht geworfen.
    Tim sah die Frau nur von
hinten, konnte sich aber vorstellen, wie ihr Gesicht Empörung abstrahlte.
    Den Typ sah er von vorn.
    Ca. 183 cm, kräftig und feist,
die Anzugjacke stand offen, rot-gelbe Krawatte und ein dralles Gesicht in den
gleichen Farben: rote Haut, gelbe Zähne und gelbe Augäpfel. Der Bürstenschnitt machte
den Mann noch etwas größer. Rundum: Ein äußerst unangenehmer Typ.
    „Wie bitte?“ Ihre Stimme klang
eisig. „Was wollen Sie von mir? Was erlauben Sie sich?“
    „Kommen Sie mit!“
    Dicke Finger berührten
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