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»Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!«: Deutsche Dialoge mitgehört (German Edition)

»Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!«: Deutsche Dialoge mitgehört (German Edition)

Titel: »Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!«: Deutsche Dialoge mitgehört (German Edition)
Autoren: Sören Sieg , Axel Krohn
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Mitmenschen ins Gesicht zu schauen. Wissen Sie, das war doch ein sehr nettes Gespräch jetzt mit Ihnen. Das ist doch viel persönlicher als so ein Computer. Nein, wissen Sie was, ich lass das erst mal mit der Paketstation.

Ethischer Konflikt
    Zwei Männer vor einem Tennisplatz.
    Mann 1: Hast du eigentlich auch Freikarten fürs Derby bekommen?
    Mann 2: Ja, zwei Stück. Geht ihr hin?
    Mann 1: Wir wissen noch nicht genau. Ihr?
    Mann 2: Auf keinen Fall. Ich finde Reitveranstaltungen jeder Art widerlich.
    Mann 1: Wegen der Leute?
    Mann 2: Auch. Und wegen der Pferde. Ich glaube nicht, dass denen das Spaß macht. Im Prinzip ist Trabrennen oder Spring-Derby doch pure Tierquälerei. Und denk mal an Dressurpferde: Ein Pferd in freier Wildbahn würde sich nie so bewegen.
    Mann 1: Geschweige denn so anziehen.
    Mann 2: Vielleicht sind die ja schwul und finden es schön. So wie beim Ballett.

Nachteil
    Vor einem Eiscafé. Ein Vater und seine Tochter
(etwa dreizehn Jahre alt) stehen in der Warteschlange.
    Tochter: Papa, ich will doch keine Schriftstellerin mehr werden.
    Vater: Aber wieso denn, Mäuselein? Du hast doch so schöne Geschichten geschrieben. Und Gedichte. Wieso bist du denn bloß davon abgekommen?
    Tochter: Ach, Papa. Da muss man einfach zu viel schreiben.

Sauber kalkuliert
    Zwei befreundete Männer um die 40 in einer Schlange
an der Supermarktkasse.
    1. Mann: Sag mal, wie ist eigentlich eure Putzfrau?
    2. Mann: Nicht schlecht.
    1. Mann: Kannst du mir mal die Nummer geben?
    2. Mann: Ja, aber … ich dachte, eure ist so eifrig?
    1. Mann: Ja, sicher … Aber sie kommt IMMER zu spät. Und meistens geht sie auch noch früher.
    2. Mann: Und da hast du dich nie beschwert?
    1. Mann: Na ja, ich hatte gehofft, es würde sich auf die Dauer ausgleichen.

12. Konversationskünstler:
Von Knigge bis Dr. Klöbner
    »Einer, das höret man wohl, spricht nach dem andern,
doch keiner mit dem andern; wer nennt zwei Monologe Gespräch?« (Friedrich Schiller)
    »Man muss einfach reden, aber kompliziert denken,
nicht umgekehrt.« (Franz Josef Strauß)
    Wir kommen zu den Perlen unserer Sammlung. Sie sehen aus wie Gespräche, aber es sind keine Gespräche. Sondern irgendetwas anderes. Nur was? Schauspielanfänger machen oft den Fehler, ihren Text nur aufzusagen. Und lernen deshalb als Allererstes die Grundregel der Schauspielkunst: Aufnehmen – bewerten – handeln. In den folgenden Dialogen fehlt genau das. Echte Menschen agieren wie schlechte Schauspieler. Nur ein sehr guter Schauspieler könnte das so wiedergeben, dass es echt wirkt. Entweder einer hört nicht zu. Oder zentrale Begriffe werden nicht verstanden. Oder es gibt gar kein Gesprächsthema. Oder einer stellt eine Frage, will aber die Antwort gar nicht hören, weil er sie selbst schon weiß.
    Und dann passiert ein kleines Wunder: Das Gespräch läuft trotzdem weiter. Obwohl es seinen Sinn längst eingebüßt hat. An diesen Kleinoden der Nicht-Kommunikation zeigt sich: Der übellaunige Deutsche ist ein Mythos. Nein, in Wirklichkeit erweisen wir uns als langmütig, großzügig und tolerant. Und man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: die Unbeirrbarkeit, mit der ein Kunde Tschabalabatta bestellt, oder den Gleichmut, mit dem die Verkäuferin versucht, daraus einen erfüllbaren Wunsch zu destillieren. Den Eifer, mit dem sich jemand vor Mückenstichen schützen will, oder die Höflichkeit, mit der der Baumarktberater diese Aggression auffängt. Könnten wir doch alle unsere Konflikte so lösen, von der Fehmarnbeltquerung bis zu Stuttgart 21. Das wäre cool.

International genießen
    In der Bäckerei. Kundin und Bäckersfrau.
    Kundin: Guten Tag, ich hätte gern ein Brötchen mit Tschabalabatta.
    Bäckersfrau: Welches möchten Sie gerne – ich habe Tomatenciabatta, Kräuterciabatta und normales Ciabatta ohne alles.
    Kundin: Ach, das klingt ja alles sehr lecker. Ich glaube, ich nehme einfach ein normales Brötchen mit Tschabalabatta.
    Bäckersfrau: Äh, wie jetzt?
    Kundin: Oder wissen Sie was? Hier, ich nehme so ein französisches Baguette mit Tschabalabatta – man gönnt sich ja sonst nichts!

Standpunkt
    Fußballkneipe am Samstagnachmittag.
Hauptsächlich Männer. An einem Tisch sitzt eine junge Frau mit ihren Freunden, die Fußball schauen. Sie spielt mit ihrem Mobiltelefon herum. Ein älterer Fußballfan vom Nebentisch spricht sie an.
    Fußballfan: Mensch, Mädchen, was fummelst du denn die ganze Zeit mit deinem Handy rum? Hier is’ Fußball angesagt!
    Junge Frau:
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