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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht
Autoren: Ethan Coss
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seufzte. »Also gut, kleiner Bruder. Aber wenn du sie haben willst, bist du auch für sie verantwortlich. Ich will keinen Ton von der Kleinen hören, kapiert?«
    Andy lächelte wie ein Knabe am Weihnachtsmorgen. »Ich versprech’s. Ich kümmere mich um sie. Sie macht uns keine Schwierigkeiten.«
    »Das rate ich ihr auch. Falls sie ein Problem ist, puste ich ihr am Straßenrand das Hirn raus und überlasse sie den Bussarden.«
    Andy grinste nur und warf sich die schluchzende Frau über die Schulter.
    Die Brüder verließen den Laden und gingen zu ihrem Wagen. Andy warf die Frau in den Kofferraum. Er malte sich schon genüsslich aus, was er später mit ihr anstellen würde.
    Die Brüder stiegen in den Buick Skylark und fuhren los.
    Sie stanken noch immer nach Tod, als sie den Parkplatz hinter sich ließen.
***
    Ein paar Stunden und mehrere hundert Meilen später fuhren die Brüder Dempsey auf den Parkplatz eines kleinen Diners. Es wurde spät – fast war es an der Zeit, sich ein Zimmer für die Nacht zu suchen. Andy konnte es kaum noch erwarten. Die Vorfreude ließ ihn zittern. Die junge Frau im Kofferraum hatte keinen Mucks von sich gegeben. Schon im Lebensmittelladen hatte sie weder versucht, davonzukriechen, noch hatte sie Angst gezeigt wie so viele andere. Sie war mutig und zäh. Andy konnte es gar nicht abwarten, sie zum Schreien zu bringen.
    »Warum lassen wir das mit diesem Treffen nicht einfach?«, fragte er.
    Michael reckte den Unterkiefer vor und starrte in die Ferne, als versuchte er sich zu sammeln. »Wir können so nicht ewig weitermachen. Die kriegen uns. Und dann sind wir entweder tot oder landen im Bau. Willst du das?«
    »Die Bullen sind nicht schlau genug, um uns zu kriegen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir haben versucht, keine Spuren zu hinterlassen, aber irgendwann hat jemand Glück oder den nötigen Grips und findet doch etwas. Wenn wir hierbleiben, machen sie uns am Ende fertig. Nein, wir müssen das Land verlassen, und zwar jetzt. Und Jamie kann uns dabei helfen.«
    »Vertraust du diesem Typen wirklich?«
    »Ich vertraue niemandem, aber auf Jamie kann man sich noch am ehesten verlassen. Ich kenne ihn schon ewig. Um Jamie umzudrehen, müsste man schon verdammt Furcht einflößend sein.«
    Andy grinste. »Und niemand ist Furcht einflößender als wir.«
    Michael legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ganz genau, kleiner Bruder. Also bleib cool. Wir treffen uns mit Jamie und erledigen das Geschäftliche, und dann hast du Zeit für deine kleine Spielgefährtin.«
    Die Tür schwang mit einem Glockenklingeln auf, das die Ankunft neuer Gäste ankündigte. Die Raststätte war eine typische Absteige, wie man sie in großer Zahl an den Highways findet. Zu dieser Zeit war der Laden so gut wie leer. Außer Andy und Michael waren nur drei Personen anwesend.
    Der Koch war ein Mann mit kurzem blondem Haar. Nach seinem athletischen Körperbau zu urteilen ernährte er sich nicht von dem Essen, das er zubereitete.
    Die Kellnerin war eine ausnehmend hübsche junge Blondine. Ihr schulterlanges Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und einige lose Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Ihre Haut war tief gebräunt und ließ das blonde Haar heller erscheinen, als es war.
    Die dritte Person war der einzige Gast. Er trug ein dunkles Sakko und eine Baseballmütze der New York Yankees. Er saß auf einem Lehnhocker aus Chrom und rotem Kunstleder an der Theke, nippte ab und zu von seinem Kaffee und las in einem Buch mit festem Einband. Vor ihm stand ein leerer Teller mit einer Lache aus Ahornsirup.
    Die Brüder suchten sich eine Sitznische aus.
    »Was möchten Sie trinken?«, fragte die Kellnerin und reichte ihnen die Speisekarten.
    Andy blickte mit breitem Lächeln zu ihr hoch. »Ich nehme Kaffee …« Er blickte auf ihr Namensschild, damit seine Antwort persönlicher ausfiel, und fügte hinzu: »Maggie.«
    »Für mich auch«, sagte Michael, den Blick auf seinen Bruder gerichtet.
    »Kommt sofort. Ich bin gleich zurück und nehme Ihre Bestellung auf.«
    Als sie fort war, beugte Michael sich näher an seinen Bruder heran und musterte ihn missbilligend. »Du hast schon Spielzeug im Kofferraum. Du bleibst doch cool, oder? Jamie muss bald hier sein. Und ich verhungere.«
    Die Kellnerin kam mit dem Kaffee, und die Brüder tranken die dunkle Flüssigkeit gierig und in großen Schlucken. Andy starrte der Kellnerin hinterher, als sie durch den Gastraum ging und Tische abräumte. »Ich
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