Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht
Autoren: Ethan Coss
Vom Netzwerk:
Mavros wusste ich, dass Sie der Richtige sind.«
    »Weil Sie einen Killer anwerben wollen?«
    Der Sheriff straffte den Rücken. »Ganz und gar nicht. Ich habe jemanden gesucht, der das Richtige tut, ob er sich damit Freunde macht oder nicht. Manche Menschen haben unerklärliche Gaben. Sie sind mathematisch oder musikalisch hoch begabt oder die geborenen Sportler. Einige Menschen besitzen Fähigkeiten, die die Wissenschaft nicht hinreichend erklären kann. Ich bin mir nicht sicher, ob Helden geboren oder geschaffen werden. Ich weiß nicht, ob die besonderen Gaben, die sie besitzen, aus ihrem Erbgut kommen oder ein Teil ihrer Seele sind, oder ob die Ereignisse in ihrem Leben sie zu außergewöhnlichen Persönlichkeiten formen, die die Kraft besitzen, große Dinge zu tun. Ich weiß nur, dass Sie, Marcus, einer dieser Menschen sind. Und nach einem solchen Menschen habe ich gesucht. Ich habe nach einem Helden gesucht.«
    Marcus lachte auf. »Dann sind Sie an den Falschen geraten. Ich bin kein Held.«
    »Genau das würde ein Held sagen.«
    »Sie haben meine Frage noch immer nicht beantwortet. Was wollen Sie von mir? Wieso bin ich hier?«
    Der Sheriff kratzte sich an seinem Spitzbart und beugte sich erneut vor. »Ich leite eine staatliche Behörde, die sich nach dem guten Hirten in der Bibel die ›Shepherd Organization‹ nennt. Unsere Aufgabe besteht darin, alles Erforderliche zu tun, um die Bürger dieses Landes zu schützen.«
    » Alles Erforderliche? Das heißt, Sie stehen über dem Gesetz?«
    »Kurz gesagt: ja. Wir sind die Guten, die das notwendige Böse verrichten. Ich habe Sie hergeholt, weil Sie Fähigkeiten besitzen, die sich hervorragend dazu eignen, Serienmörder aufzuspüren und zu eliminieren.«
    »Mit ›eliminieren‹ meinen Sie ermorden, nicht wahr? Sind Polizei und FBI Ihnen nicht gut genug für die Jagd auf Mörder?«
    »Die Behörden, von denen Sie sprechen, halten Verbrecher im Zaum. Die Mehrheit der Personen, die wir jagen, sind keine einfachen Verbrecher. Wir haben nicht oft mit Menschen zu tun, die wegen Geld, aus Liebe, Rache oder einem anderen nachvollziehbaren Motiv töten. Die Leute, die wir jagen, sind Monster. Sie schlachten unschuldige Menschen grundlos ab und empfinden dabei keine Reue. Vor einiger Zeit hat die Abteilung für Verhaltensforschung beim FBI eine Studie herausgebracht, der zufolge es in den USA zwischen zwanzig und fünfzig noch nicht identifizierte aktive Serienmörder gibt. Meiner Erfahrung nach ist diese Zahl sehr optimistisch. Es dürften weit mehr sein. Also muss jemand tun, was nötig ist, um die Bürger unseres Landes vor diesen Bestien zu schützen. Und das sind wir. Wir werden als Shepherd Organization bezeichnet, weil wir damit betraut sind, die Wölfe auf Abstand zu halten.«
    Marcus schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Sie umgehen das Justizsystem. Sie handeln als Richter, Geschworene und Henker zugleich.«
    »Wir tun, was getan werden muss. Mit einigen unserer Schritte setzen wir uns vielleicht über das Justizsystem hinweg, aber nicht über die Gerechtigkeit. Stattdessen schaffen wir Gerechtigkeit. Unsere Aktivitäten sind von der US-Regierung und dem Präsidenten persönlich genehmigt.«
    Marcus lachte. »Klar. Vom Präsidenten persönlich. Nach allem, was ich weiß, sind Sie der Unabomber, und das ist alles Teil Ihres Manifests.«
    »Na klar, denn für jemanden wie den Unabomber wäre es ja auch ein Kinderspiel, in einer FBI-Außenstelle ein Konferenzzimmer zu bekommen. Werfen Sie mal einen Blick auf den Mann, der sich mit Allen Brubaker unterhält. Ich habe ihn gebeten, sich zurückzuhalten, aber er möchte gerne mit Ihnen reden.«
    Marcus drehte sich um und erblickte einen Mann, den er schon mehr als einmal gesehen hatte. »Das ist ja …«
    Der Sheriff nickte. »Thomas Caldwell, Justizminister der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    Der Justizminister bemerkte, dass Marcus und der Sheriff ihn anblickten, und grüßte mit zwei Fingern.
    Marcus bekam eine trockene Kehle. Er schluckte mühsam und sagte: »Sie können mich nicht täuschen. Das ist ein Doppelgänger. Das haben Sie auch arrangiert, um mich zu täuschen, nicht wahr?«
    Der Sheriff lachte. »Sie werden paranoid, mein Freund. Aber nach der Woche, die Sie hinter sich haben, kann man Ihnen das schwerlich verübeln. Ich mache Sie später miteinander bekannt, dann können Sie selbst entscheiden, ob dieser Mann echt ist. Wenn Sie dann immer noch nicht überzeugt sind, bekommen Sie eine persönliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher