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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht
Autoren: Ethan Coss
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Ackerman.
    Die Stimme des Mannes zitterte. »Ja.«
    »Alles, was ich verlangt habe?«
    »Ja.«
    »Wird man feststellen können, dass auf die Dateien zugegriffen wurde?«
    »Nein. Ich habe meine Spuren verwischt. Sie werden nichts zurückverfolgen können oder auch nur sehen können, dass ich drin gewesen bin. Was ist diese Shepherd Organization eigentlich?«
    »Das weiß ich nicht genau. Deshalb brauche ich die Dateien.«
    »Weil diese Leute hinter Ihnen her sind, nicht wahr?«
    Ackerman lachte leise. »Vielleicht, aber ich ziehe die Rolle des Jägers der des Gejagten vor. Ich habe gehört, wie ein paar alte Freunde die Shepherd Organization erwähnt haben. Sie sprachen davon, dass dieser Verein gerade jemanden anwerben will, der mir sehr am Herzen liegt. Als sie darüber sprachen, war ich in ihrer Gewalt. Ich blutete und war an einen Stuhl gefesselt. Das hat mir nicht besonders gefallen. Es erinnerte mich zu sehr an meine Kindheit. Ich habe nicht die Absicht, ein weiteres Mal in diese Situation zu geraten, also muss ich meinen Feind kennen.«
    »Nun, von der Absicherung her sind diese Leute mit dem Pentagon zu vergleichen. Ich würde sagen, es sind ein paar ziemlich ruppige Typen von der Regierung. An Ihrer Stelle würde ich zusehen, dass ich verschwinde.«
    »Ihre Sorge um mein Wohlergehen rührt mich«, erwiderte Ackerman, »aber ich habe nicht die Absicht, mich fassen zu lassen. Deshalb habe ich den besten Hacker angeworben, den ich finden konnte.«
    »Angeworben?«, rief der Mann mit sich überschlagender Stimme. »Sie haben mich …«
    »Wo sind die Dateien?«
    Der Mann griff ungeschickt in seine Jacke und holte eine mobile Festplatte heraus.
    Ackerman nahm den Datenspeicher und betrachtete ihn bewundernd. Dieses erstaunliche Ding speicherte alles Wissen, das er brauchte. Unbewusst griff er hinter sich und legte die Finger um den Griff seines Messers, dessen Benutzung ein würdiger Abschluss dieses glorreichen Augenblicks gewesen wäre. Doch er musste dem Verlangen widerstehen, seinen kleinen Hackerfreund zu töten. Er brauchte den Mann noch. Außerdem war er über solche Dinge hinaus. Er war mehr als bloß ein Serienkiller.
    Ehe er Marcus begegnet war, hatte der Sinn seines Lebens im Töten bestanden. Nun aber hatte er seine wahre Berufung gefunden, und seine Mission war wichtiger als seine dunklen Begierden.
    »Um die Dateien zu öffnen, brauchen Sie ein Passwort«, sagte der Mann, »und das gebe ich Ihnen nicht, ehe meine Schwester frei ist. Sobald sie in Sicherheit ist, schicke ich Ihnen das Passwort per E-Mail.«
    Ackermans Blick brannte sich in die Augen des weinerlichen kleinen Mannes. »Sie wollen mir die Bedingungen des Spiels diktieren?«
    »Ich habe die Dateien über Sie gelesen. Ich weiß, wie Sie arbeiten. Sie hatten nicht die Absicht, Ihren Teil der Abmachung einzuhalten. Wenn ich Ihnen das Passwort gebe, sind meine Schwester und ich so gut wie tot.«
    »Sie sollten nie vergessen, dass es Schlimmeres gibt als den Tod, mein Freund. Wenn Sie die Dateien gelesen haben, dann wissen Sie, dass ich Sie zwingen könnte, mir das Passwort zu geben. Aber meinetwegen. Außerdem können Berichte und Videoclips nur ein sehr unvollständiges Bild von mir liefern. Ich bin viel, viel mehr. Okay, ich lasse Sie und Ihre Schwester am Leben, solange Sie Stillschweigen bewahren über den Auftrag, den ich Ihnen erteilt habe. Ich lasse Ihre Schwester heute Abend frei, aber ich erwarte von Ihnen eine sofortige Antwort. Außerdem werde ich Sie von Zeit zu Zeit aufsuchen. Wenn Sie fliehen, finde ich Sie. Von jetzt an behellige ich Ihre Schwester nicht mehr. Solange Sie gut für mich arbeiten, haben Sie von mir nichts zu befürchten. Ist das für Sie akzeptabel?«
    Der Mann nickte wie ein Wackeldackel auf einer holprigen Straße.
    »Haben Sie die Telefonnummer, nach der ich gefragt habe?«
    Der Hacker kramte in seiner Jacke und brachte einen kleinen Zettel zum Vorschein.
    Ackerman riss ihn dem Mann aus der Hand und überzeugte sich davon, dass er die Krakelei lesen konnte. Dann wedelte er mit der Hand. »Sie können gehen.«
    »Was ist mit …«
    »Verschwinden Sie, ehe ich es mir anders überlege.«
    Der Mann eilte davon.
    Ackerman zog das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer, die auf dem Zettel stand.
    »Hallo?«, fragte die Stimme am anderen Ende.
    Ackermans Herz schlug schneller, als er die Stimme hörte. Die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf.
    »Wer ist denn da?«
    »Hallo, Marcus. Hast du mich
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