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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht
Autoren: Ethan Coss
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hatte mich gewarnt, aber ich hielt ihn für einen notwendigen Bestandteil unserer Rekrutierung. Wir haben ihn in Colorado gefasst. Er hat dort mehrere Polizisten getötet und die Gäste eines Restaurants zusammengeschossen. Allen, Andrew und Lewis folgten ihm zu Maureen Hills Haus. Sie trafen ihn aus der Entfernung mit einem Betäubungsgeschoss. Rückblickend bin ich der Meinung, wir hätten ihn auf der Stelle töten sollen. Wir hatten immer geplant, den Schauplatz eines Mordes zu inszenieren, indem wir eine Leiche benutzten, und Sie dann über den Mörder stolpern zu lassen. Durch den Mord an Maureen Hill brachte Ackerman diese Voraussetzungen mit. Wir waren ihm schon lange auf der Spur. Die zeitlichen Umstände zwangen uns sogar, die Dinge zu beschleunigen. Deshalb hat Maggie dafür gesorgt, dass Sie bei Ihrer ersten Verabredung Maureens Leiche entdeckten.«
    »Aber wieso brauchten Sie einen echten Killer? Wäre es nicht viel sicherer gewesen, jemanden die Rolle nur spielen zu lassen?«
    Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Sie hätten es gemerkt. Das wäre für uns nicht zweckdienlich gewesen. Man kann nicht einfach so tun, als wäre man ein Mensch wie Ackerman. Wir hatten vor, Sie zu fassen, wenn Sie über den Tatort stolpern, und Sie mit ihm in einen Raum zu sperren. Sie sollten dem Bösen ins Gesicht sehen, der Finsternis, damit Sie begreifen, welche Sorte von Menschen wir jagen. Ein Mann wie Ackerman kann weder rehabilitiert werden, noch kann man vernünftig mit ihm reden. Er war ein Tier. Vielleicht war es nicht seine Schuld, aber unter dem Strich war er ein Serienmörder und hätte so lange unschuldige Menschen umgebracht, bis jemand ihn aufhält. Ihm freien Lauf zu lassen oder ihn auch nur ins Gefängnis zu stecken … nun, das wäre so, als würde man einen weißen Hai in ein Schwimmbecken voller Kinder werfen.«
    »Aber Ackerman hat uns gerettet, Maggie und mich. Er schien sogar Reue zu empfinden. In der Schule von Asherton hat er mich gefragt, ob ich an Vergebung glaube. Falls er wirklich am Ende seines Lebens geläutert war, dann wäre diese Läuterung unmöglich gewesen, wenn wir ihn vorher getötet und seine Seele zur Hölle geschickt hätten. Dazu hätten wir kein Recht gehabt.«
    »Und wie viele Menschen mussten sterben, damit er seinen Weg fand? Was ist mit den Seelen der Opfer? Hatte Ackerman das Recht dazu?«
    »Er hätte festgenommen und in eine Zelle gesperrt werden können, wo er niemandem mehr gefährlich gewesen wäre. Dann hätte er den Rest seines Lebens darüber nachdenken können, was er getan hat.«
    »Ich hatte einen Freund, der in einem Hochsicherheitsgefängnis beschäftigt war. Er hat mir eine Geschichte von einem der Insassen erzählt, einem Mörder, der mehrere Menschen auf dem Gewissen hatte. Eines Tages, als es zum Frühstück ein Ei gab, beschwerte sich dieser Killer, das Ei sei zu weich. Der Mann an der Essensausgabe fragte ihn, für wen er sich hielte, und befahl ihm, sich zu setzen und das Maul zu halten. Der Killer stellte sein Tablett ab und trat dem Mann gegen die Kehle. Der Mann wäre beinahe gestorben, und das alles wegen eines zu weich gekochten Eis. Dem Mörder war das egal. Er hatte schon mehrere lebenslange Haftstrafen abzusitzen. Und dieses Monster wird mithilfe unserer Steuergelder gekleidet, untergebracht und ernährt.«
    Der Sheriff lehnte sich zurück und legte die Hände aneinander. »Wir hier machen es anders, mein Junge, auch wenn es Ihnen nicht gefällt. Wir töten Mörder, um den zahlreichen potenziellen Opfern das Leben zu retten. Die Lösung ist nicht perfekt, aber es ist die einzige Möglichkeit, die Unschuldigen zu schützen.«
    Marcus seufzte. »Warum musste dieses Spielchen überhaupt sein? Wieso haben wir nicht einfach vorher schon das Gespräch geführt, das wir jetzt führen?«
    »Es war kein Spielchen, mein Junge. Sie sollten es eher als eine Art Aufnahmeprüfung betrachten. Aber ich habe die ganze Zeit gewusst, dass Sie der Mann sind, nach dem ich gesucht habe. Bei der ganzen Sache ging es mehr darum, dass Sie selbst sich entdecken. In der Vergangenheit haben wir mit der Methode, die Sie vorschlagen, Schiffbruch erlitten. Die Männer, die wir angeworben hatten, waren den Dämonen nicht gewachsen, denen sie gegenübertreten mussten – innerlich und äußerlich. Sie zögerten, und Menschen kamen ums Leben. Und es gab keine Simulation, die sie darauf vorbereiten konnte. Darum haben wir uns diese Anwerbungsmethode einfallen lassen. Wir haben Sie in
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