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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein
Autoren: Ravensburger
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Messer noch immer gegen Gabriels Brust gerichtet.
    Er seufzte. »Ich stelle es dir hier auf den Tisch.« Dann schenkte er sich selbst ein Glas ein und leerte es in einem Zug. »Setz dich doch bitte«, sagte er lächelnd.
    Judith schüttelte den Kopf.
    Die Bewegung war so schnell und ansatzlos, dass Judith sie nicht kommen sah. Auf einmal hatte Gabriel das Messer in der Hand. Seelenruhig legte er es in den Gemüsekorb. »Setz dich.« Sein Ton war jetzt schneidend.
    Judith ließ sich auf einen Stuhl sinken, behielt Gabriel dabei aber im Blick. In ihr tobten Angst, Ekel und Wut. »Warum hast du Bogdan umgebracht?«
    »Ach, ist er tot?«, fragte Gabriel, augenscheinlich verwundert.
    Judith kämpfte mit den Tränen. »Warum das alles? Warum stellst du mir immer noch nach?«
    »Ich hab dir doch gesagt: Ich liebe dich.«
    »Eine merkwürdige Art, das zu zeigen.«
    Gabriel schlug die Schalen in die Zeitung ein und legtedas Päckchen auf den überquellenden Mülleimer, aus dem ein fauliger Geruch aufstieg. »Findest du, dass ich zu absolut bin?«
    »Zu was?«, fragte sie verständnislos. Dieses ganze Gespräch war absurd.
    »Absolut. Bei mir gibt es nur ganz oder gar nicht.« Er hob den Deckel des Topfes, der auf dem Herd stand, und schloss genießerisch die Augen. »Riechst du das? Es gibt so ein paar Gerüche, die erinnern mich an meine Kindheit. Sellerie gehört dazu.«
    Der gehemmte, schüchterne Typ war verschwunden. Auf einmal war Gabriel derjenige, der alles im Griff hatte. Und das gefiel Judith gar nicht. »Du hast meine Frage nicht beantwortet: Warum stellst du mir nach? Warum gehst du über Leichen?«
    »Ich wollte, dass du uns eine Chance gibst. Mehr nicht. Ich möchte dir die Gelegenheit geben, dich in mich zu verlieben.«
    Judith hatte das Gefühl, der Stuhl unter ihr würde schwanken. Ja, was ihr hier entgegenblickte, war der nackte Wahnsinn. »Weiß du nicht, dass man Liebe nicht erzwingen kann?«
    »Natürlich kann man Liebe nicht erzwingen. Wenn zwei Menschen nicht füreinander bestimmt sind, ist alles zwecklos.«
    »Du glaubst also im Ernst, dass wir füreinander bestimmt sind.«
    Gabriel nickte und drehte das Gas an. »Ja, davon bin ich felsenfest überzeugt.«
    »Aber wie kommst du darauf?«
    Gabriel hielt inne und blickte Judith an, als wäre sie ein begriffsstutziges kleines Mädchen. »Spürst du nicht das unsichtbare Band zwischen uns?«
    »Nein, es gibt kein Band!«, schrie sie. »Das versuche ich dir doch schon die ganze Zeit zu erklären!«
    Gabriel rührte langsam die Suppe um, als müsste er gründlich nachdenken. Die rosafarbene Küchenuhr, die über der Tür hing, tickte gleichförmig vor sich hin.
    »Gib mich frei«, sagte Judith. »Bitte.«
    Gabriel schüttelte den Kopf, erst langsam, dann immer energischer. »Tut mir leid, ich kann dich nicht freigeben.«
    »Und wenn ich einfach aufstehe und gehe?« Judith erhob sich.
    »Das wäre ein großer Fehler«, sagte er und schmeckte die Suppe ab. »Außerdem wirst du feststellen, dass alle Fenster in diesem Haus vergittert sind.«
    »Was willst du denn?«, fuhr sie ihn mit der Wut der Verzweiflung an. »Willst du Sex? Bitte schön. Den kannst du haben. Bringen wir es hinter uns. Und dann lass mich gehen.«
    Zum ersten Mal schien sie einen wunden Punkt getroffen zu haben. »Für wie primitiv hältst du mich eigentlich? Mir geht es nicht um billigen Sex! Das Körperliche interessiert mich überhaupt nicht.«
    Judith war so verdattert, dass sie sich wieder setzte.
    »Nun, zumindest jetzt noch nicht«, korrigierte sich Gabriel. »Ich bin der Meinung, Sex vor der Ehe zerstört jede Beziehung.«
    »Na, da bin ich ja beruhigt. Und ich hatte schon gedacht, du bist pervers«, sagte sie bitter.
    Gabriel ballte die Fäuste, entspannte sich aber sogleich wieder und setzte sein gleichmütiges Lächeln auf. »Du wirst mich noch kennenlernen. Wir haben alle Zeit der Welt. Jetzt essen wir erst mal.«
    Judith schloss die Augen und zwang sich, nicht der Angst nachzugeben. Sie musste nachdenken. Sie würde Gabriels irres Spiel mitspielen. Und sie würde sich um keinen Preis ihre Angst anmerken lassen. Sie musste ihn zum Handeln zwingen, nicht umgekehrt. Sie musste ihm die Spielführung abjagen.
    Sie konnte nicht allein darauf hoffen, dass ihre Mutter sie schon als vermisst gemeldet hatte und die Fahndung nach ihr wahrscheinlich schon auf Hochtouren lief. Die Polizei war bei der Suche nach Gabriel ja bisher nicht sonderlich erfolgreich gewesen.
    In jedem Fall musste sie
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