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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein
Autoren: Ravensburger
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nur.
    »Nein«, antwortete Bogdan ungerührt.
    »Dann musst du hier halt Wurzeln schlagen.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte Bogdan. »Als du auf meine Mails nicht geantwortet hast, war mir klar, dass du in ernsthaften Schwierigkeiten steckst. Also bin ich gekommen. Das machen Freunde so.«
    Judith rückte näher zur Wand. »Geh weg.«
    »Ich hätte mehr Kampfgeist von dir erwartet«, fuhr Bogdan ungerührt fort. Er rutschte auf dem Stuhl hin und her. Judith hörte das Leder knarzen. »Im Ernst, ich habe immer gedacht, dass du zu denen gehörst, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Stattdessen liegst du hier im Bett und ziehst die Decke über den Kopf.«
    Judith blieb bockig.
    »Jetzt hör mir mal zu: Okay, momentan ist dein Leben beschissen. Aber das kann sich auch schnell wieder ändern. Oder habe ich irgendwas nicht mitbekommen und du leidest plötzlich an einer unheilbaren Krankheit oder so was?«
    Judith mauerte weiter.
    Sein Blick fiel auf die angebrochene Blisterpackung des Beruhigungsmittels. »Das Zeug kannst du nicht ewig nehmen. Du solltest besser versuchen, dem schwarzen Hund ins Gesicht zu spucken.«
    »Was für ein schwarzer Hund?«, fragte Judith mit leiser, brüchiger Stimme.
    »Oh, das ist ein großes, zottiges Tier. Es knurrt dich an, wenn du nicht aufpasst. Schnappt sogar manchmal nach dir. Ein gemeines Biest. Verdirbt dir die Laune. Sagt dir, dass alles keinen Zweck hat, egal was du tust. Taucht immer dann auf, wenn du es nicht gebrauchen kannst.Der Trick ist: Du musst das Monster irgendwie wieder in seine Hütte zurücklocken.« Mit diesen Worten warf er Judith einen Motorradhelm aufs Bett.
    Sie funkelte ihn wütend an. »Was soll das?«, fauchte sie und stieß den Helm von der Decke. Polternd fiel er zu Boden und rollte Bogdan direkt vor die Füße. Doch der hob ihn ungerührt auf und wischte ihn mit dem Zipfel seines T-Shirts ab. »Vorsicht. Der war teuer.«
    »Das ist mir so was von egal! Hau endlich ab!«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich bleibe hier so lange sitzen, bis du aufstehst und dich ins Bad verziehst. Hier drin riecht es ja schlimmer als in einer Jungsumkleide.«
    »Damit kennst du dich ja aus. Mit Jungs und Umkleiden«, sagte Judith kalt.
    Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte etwas wie Zorn in Bogdans Augen auf, doch dann erwiderte er ruhig: »Nein. Eigentlich nicht.«
    Judith rieb sich die Augen. »Tut mir leid, ich wollte nicht …«
    »Ist okay«, schnitt ihr Bogdan das Wort ab. »Ich lasse mildernde Umstände wegen mangelnder Zurechnungsfähigkeit gelten. Aber wenn du wirklich was gut, machen willst, dann erheb dich endlich aus den Federn. Dann ab ins Bad und angezogen. Ich warte unten auf dich.«
    Judith starrte ihn überrumpelt an.
    Er lächelte und hielt ihr stur den Helm vor die Nase. »Unterwegs können wir uns unterhalten. Das Ding hat eine Wechselsprechanlage.«
    »So was gibt’s bei Motorradhelmen?«, fragte Judith und schlug die Decke beiseite.
    »Ich sagte doch: Das Teil war teuer.« Er runzelte die Stirn. »Wann hast du das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen?«
    Judith zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.« Sie stand auf und musste sich am Schreibtisch festhalten, so wackelig war sie auf den Beinen.
    »Okay«, machte Bogdan. »Das ist deine Sache. Ich warte unten auf dich. Du hast fünfzehn Minuten.«
    »Sonst?«
    »Sonst komme ich wieder und hole dich«, sagte er ernst. »Glaub mir, deine Mutter wird mich nicht aufhalten. Die schien mir ganz froh zu sein, als ich ihr sagte, ich wollte dich zu einer Spritztour abholen. Sie macht sich große Sorgen um dich.«
    Judith fühlte einen Stich im Magen. Am liebsten hätte sie sich sofort wieder hingelegt. Alles fühlte sich so sinnlos an. Und sie war müde. So müde.
    »In einer Viertelstunde! Unten! Abgemacht?«
    »Was ist das denn für ein Monstrum?«, sagte Judith, als sie Bogdans Maschine sah. Ihr Haar war noch feucht, als sie den Jethelm aufsetzte. Mit dem Mikro, das an einem kleinen Gelenk befestigt war, kam sie sich wie ein amerikanischer Streifenpolizist vor.
    »Das …«, sagte Bogdan und tätschelte den Sitz, der die Ausmaße einer Wohnzimmercouch hatte, »… das ist eine Honda Goldwing Electra. Ein Prachtexemplar, was?«
    »Sieht aus wie ein Auto auf zwei Rädern«, sagte Judith. Die Goldwing sah tatsächlich aus, als wöge sie zwei Tonnen. Die beiden Seitenkoffer waren so groß, dass eine Getränkekiste hineingepasst hätte.
    »Na!«, sagte Bogdan mit gespielter
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