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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein
Autoren: Ravensburger
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Es gab nur eine neue Nachricht und die war keine zehn Minuten alt.
    Sie war von Gabriel. Und sie bestand eigentlich nur auseinem einzigen Attachment, ohne Begleittext. Es war ein Foto. Ein Foto von Judiths Hund.
    Sie verstand sofort. Sie schrie und sprang auf. »Zerberus! Wo bist du?« Sie stieß die Zimmertür auf und rannte die Treppe hinunter in die Küche.
    »Zerberus! Verdammt noch mal!«
    Nichts.
    Sie lief ins Wohnzimmer, riss die Terrassentür auf und stolperte hinaus in den Garten.
    »Zerberus!!!«
    Sie rannte den schmalen Weg zum Gartentor entlang, das sie verschlossen fand. Zerberus hätte sich schon in eine Flunder verwandeln müssen, um darunter hindurchzukriechen.
    »Zerberus!« Ihre Stimme überschlug sich.
    Sie sauste ins Haus zurück und durchsuchte jedes einzelne Zimmer. Schließlich stolperte sie hinaus auf den Bürgersteig und schrie sich die Seele aus dem Leib. Voller Angst lief sie die Straße auf und ab. Tränen brannten in ihren Augen.
    Dieser Dreckskerl! Dieses gottverdammte Monster!
    Sie wählte Dokupils Nummer. Es klingelte nur einmal, dann wurde abgehoben.
    »Er hat meinen Hund! Dieser verdammte Mistkerl hat Zerberus!«, brach es aus Judith heraus.
    »Beruhigen Sie sich erst einmal«, sagte Dokupil. »Holen Sie tief Luft und sagen Sie mir dann, was genau passiert ist.«
    »Mein Hund ist weg!«
    Es knackte in der Leitung, Dokupil war kurz weg, meldete sich aber sofort wieder: »Wo sind Sie jetzt?«
    »Auf der Straße vor unserem Haus.«
    »Gehen Sie nicht zurück, hören Sie?«
    Eine kalte Hand griff nach Judith. »Okay«, sagte sie nur und schluckte trocken. »Okay. Ich bleibe, wo ich bin.«
    »In zehn Minuten sind zwei Beamte bei Ihnen.«
    Judith atmete langsam aus. »Gut. Ich werde warten.«
    Schon nach fünf Minuten bog der Streifenwagen um die Ecke. Keine Sirene, kein Blaulicht. Zwei Beamte stiegen aus.
    »Frau Schramm?«
    Judith nickte.
    »Ich komme mit Ihnen rein und schaue mir das Foto an, das Sie heute bekommen haben«, sagte der Ältere von den beiden. Seinen Kollegen wies er an, die Straße abzusuchen.
    Judith wurde abwechselnd heiß und kalt. Wenn dieser Gabriel Zerberus etwas angetan hatte …
    »Hausnummer sechzehn?«, fragte der Polizist misstrauisch.
    Judith nickte. Ihr war schwindelig.
    »Haben Sie die Haustür offen stehen lassen?«
    »Wie bitte?« Sie hatte seine Worte zwar gehört, den Inhalt aber nicht wahrgenommen.
    Er streckte die Hand aus, um sie auf Abstand zu halten. Die andere legte er auf seine Waffe. »Dann warten Sie besser hier.«
    Judith schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme mit.« Sie schob sich an dem Beamten vorbei und wollte in den Hausflur treten.
    Zuerst realisierte ihr Verstand nicht, was ihre Augen sahen. Sie blinzelte und hielt sich am Türrahmen fest.
    »Kommen Sie mit«, sagte der Polizist leise und nahm vorsichtig ihren Arm.
    Judith riss sich von ihm los. Eine Welle der Übelkeit stieg in ihr auf.
    »Bitte«, sagte der Beamte drängend.
    Da lag Zerberus in einer dunklen Blutlache.
    Judith spürte, wie der Boden unter ihren Füßen wegrutschte. Die Welt stand plötzlich kopf – und wurde schwarz.

    Das Erste, was in ihr Bewusstsein drang, war ihre Mutter. Judith konnte die Worte nicht verstehen, aber ihre Stimmeklang erleichtert. Sie spürte die gestärkte Oberfläche des Bettbezuges. Doch sie wagte noch nicht, die Augen zu öffnen. Sie hob die rechte Hand und verhedderte sich in einem dünnen Schlauch. Ihr Mund war trocken, ihre Zunge pelzig.
    »Willst du was trinken, mein Schatz?«, fragte ihre Mutter.
    Judith nickte, die Augen noch immer geschlossen. Ihr war heiß.
    »Kannst du dich aufsetzen?«
    Judith schluckte trocken und krächzte etwas, das wie ein Nein klang. Das Bett wackelte ein wenig, dann fuhr das Kopfteil ein Stück in die Höhe. Ein Becher wurde an ihre aufgesprungenen Lippen gehalten und Judith nahm einen Schluck.
    Etwas Furchtbares war geschehen, das wusste sie noch. Aber was genau, hatte sie vergessen. Sie machte die Augen auf. Marion hielt ihre Hand. Die Hand, in der die Infusionsnadel steckte.
    »Hi Liebes.« Ihre Mutter klang verweint.
    »Was ist passiert?«, flüsterte Judith.
    »Du hattest einen Zusammenbruch.«
    Judith runzelte die Stirn. »Einen Zusammenbruch?«
    »Die letzten Tage waren wohl zu viel für dich.«
    Straßenlärm drang durch das geöffnete Fenster. DerHimmel strahlte in makellosem Blau. Und Zerberus war tot. Plötzlich hatte sie wieder den kleinen, leblosen Körper ihres Hundes vor Augen. Sie schluchzte
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