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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gelegenheit seinem Freunde Joe die Rechte an der schwarzen Olga abtrat, vor allem dann, wenn Pohlschläger in Untersuchungshaft kam, während Joe Dicaccio unter dem Einfluß eines rätselvollen Schicksals nie verhaftet wurde und elegant aus den Maschen der Nachforschungen glitt. Das brachte ihm die Bewunderung seiner Freunde ein. »Beste amerikanische Schule«, stellte einmal der feine Wollenczy fest. »Der Bursche hat den sechsten Sinn.«
    Fritz Pohlschläger hatte die Flasche Schnaps entkorkt und in die Gläser eingegossen. Joe trank als erster.
    »Wat is'n nu?« fragte Gorilla Heidrich.
    Pohlschläger breitete auf dem Tisch den Stadtplan von Wiesbaden aus, auf dem die Sehenswürdigkeiten eingezeichnet waren. Unter dem Plan stand ein Register mit den Namen der öffentlichen Gebäude. Ein Name war rot angehakt. Wollenczy sah verblüfft auf Pohlschläger, als er sich vorbeugte und diesen Namen las.
    »Verrückt!« sagte er laut.
    »Wieso verrückt, Kinder?« Fritz Pohlschläger legte seinen Zeigefinger auf einen Punkt der Karte von Wiesbaden. »Hier ist die Nebenstelle der Nord-Süd-Bank. Am 30. jeden Monats werden in der Nacht ungefähr 300.000 Mark bei ihr abgeladen, da am 31. oder 1. drei große Firmen ihre Lohngelder dort abholen. Die Bank wird um acht Uhr geöffnet … gegen neun Uhr dreißig kommen die Boten. Meistens zwei Mann. In der Zeit von acht bis neun Uhr dreißig muß alles über die Bühne gehen. Die Schalter sind dann wenig besucht. Der Kassierer packt gerade seine Kasse aus und nimmt die Geldbündel aus den Stahlschränken. Das ist ein monatlicher Turnus. Ich habe es ein halbes Jahr lang beobachtet.«
    Franz Heidrich goß sich wieder sein Glas voll. »Alles janz jut. Aber wie stellste dir det vor? Einfach rin und Geld her?«
    Joe Dicaccio winkte ab. »Es muß schnell gehen. Franz bleibt vor der Tür und sichert den Eingang, Hans hält den Wagen mit laufendem Motor auf der Straße, Fritz und ich gehen in die Bank. Ganz einfach.«
    »Ganz einfach«, äffte Wollenczy nach. »Die warten nur auf uns. Sie haben Alarmanlagen.«
    Joe hob die Schultern. »Man muß es so rasch machen, daß sie erst merken, was geschehen ist, wenn wir wieder abfahren.«
    »Wir werden 8.10 Uhr vorfahren. Hans bleibt im Wagen, ›Wimmer-Franz‹ sichert die Tür … Joe und ich laufen in die Schalterhalle und kämmen alles nieder, was im Weg steht. Ganz einfach«, sagte Pohlschläger ruhig.
    »Kämmen nieder?« fragte der Gorilla dumm.
    »Jeder von uns hat zwei Pistolen. Mit je acht Schuß. Das sind bei Joe und mir zusammen 32 Schuß. Wenn viel im Schalterraum sind, werden es fünf sein … der Schalterbeamte, der Kassierer, vielleicht eine Tippse. Rechnen wir zwei Kunden dazu.« Er lächelte breit. »Gar kein Problem bei zweiunddreißig Schuß in der Hand.«
    Joe Dicaccio hatte die Hand aus der Hosentasche genommen. Sein blasses Gesicht war noch fahler geworden. »No!« sagte er langsam. »Keinen Mord!«
    »Es geht um 300.000 Mark, Junge!« Pohlschläger setzte sich vor die große Karte. »Das sind für jeden von uns 75.000 Mark!«
    »Keinen Mord!« Joe trat an den Tisch heran.
    Pohlschlägers Gesicht wurde rot. Er atmete hastig und sah zu Wollenczy und Heidrich hinüber. Ihre Mienen waren verschlossen, abweisend, aber in ihren Augen standen Zögern und Abwägen, 75.000 Mark. Eine Zahl, die brannte.
    »Was hast du gegen Mord?« fragte Pohlschläger. Joe zog die Augen zusammen.
    »Du willst einfach alles umschießen, was in der Schalterhalle steht? Alles?«
    »Ja. Es gibt dann keine Probleme mehr. Keiner kann die Alarmanlagen betätigen, keiner sich wehren, keiner kann um Hilfe schreien, keiner uns behindern. Wir haben dann Ruhe genug, das Geld einzustecken. Wenn wir um 8.10 Uhr vorfahren, können wir 8.15 Uhr schon wieder fort sein. Mit 300.000 Mark!«
    Joe Dicaccio schüttelte seinen Kopf.
    »Warum Mord?«
    »Was hast du bloß gegen Mord?« Pohlschläger lächelte schwach.
    »Was passiert uns, wenn sie uns bekommen?«
    »Nicht viel.« Pohlschläger beugte sich vor. Seine Stimme war klar und eindringlich. »Franz und Hans kommen mit fünf bis zehn Jahren weg! Sie werden sie nicht absitzen, denn vorher begnadigt man sie. Sie waren ja nur Schmiere gestanden.«
    »Und wir?« Joe Dicaccio trommelte mit den Fingern auf die Karte. Pohlschläger grinste.
    »Im Höchstfalle lebenslänglich.«
    »Bei uns in Minnesota kämen wir alle auf den elektrischen Stuhl.«
    »Bei euch! Aber wir sind hier in Deutschland, Joe, nicht in den USA! Wir
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