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Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Titel: Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
Autoren: Kooky Rooster
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dafür und wenn ein Gespräch auf das Thema
'sexuelle Anekdoten'
kam, log er lieber, dass sich die Balken bogen, statt zuzugeben, dass er ein Hardcore Absolute Beginner war.
    Näherte sich ihm jemand, bekam er Panik. Dabei wünschte er sich nichts so sehnlich wie Liebe, Sex und alles, was noch dazugehörte. Er zerbrach langsam daran, dass ihm das versagt blieb. Das Problem war noch nicht einmal, dass er sich nie verliebte – mehr oder weniger war Nils dauernd in irgendeinen Mann verknallt. Er schaffte es bloß nie, einem Schritt auf das entsprechende Objekt seiner Begierde zuzugehen. Vielleicht war Nils auch einfach nur wählerisch. Er wollte nicht
irgendeinen
Mann, der zufällig Gefallen an ihm fand, sondern es musste dann immer genau derjenige sein, in den er sich gerade verknallt hatte und sonst keiner. Nils war daher ein Meister der Flucht und unbeabsichtigten Ignoranz. Den Großteil der Angebote, die er zweifellos erhielt, zumindest wenn er seiner Schwester Glauben schenken wollte, bemerkte er nicht einmal. Jana hatte schon oft mit Nils ein ernstes Wörtchen gesprochen, weil er angeblich jemanden abgewiesen haben sollte, der an ihm interessiert gewesen wäre. Nils argwöhnte allerdings, dass sie das nur erfand, um sein Selbstvertrauen zu puschen. Zumindest hatte er nie etwas von irgendeinem Interesse bemerkt – und selbst
wenn
, er hätte doch gar nicht gewusst was er damit anfangen sollte. Mehr oder weniger kam es wohl aufs Gleiche raus – ob er eine Anmache bemerkte oder nicht – am Ende blieb er unberührt.
    Diesmal aber bemerkte er sie. Ob der Kletterer jedoch
wirklich
Interesse an ihm als Mann hatte, konnte Nils allerdings nicht deuten. Wäre es ihm vor den Freunden seiner Schwester nicht so peinlich gewesen, hätte er sie um eine zweite Meinung gebeten. Sie hätte ihm ihre Einschätzung darüber mitteilen können, ob Nils richtig lag und der Kletterer
tatsächlich
mit ihm flirtete. In dieser Hinsicht wagte Nils nicht, sich auf sein Gefühl zu verlassen, hatte Angst, sich durch eine Fehleinschätzung zu blamieren, selbst wenn sie nur auf der Ebene reiner Spekulation blieb. Da zwischen Nils und dem rotblonden Hünen nicht nur eine Absperrung und eine erhöhte Plattform war, sondern auch ein paar Meter Abstand und eine Menge Leute, traute er sich, das Lächeln zu erwidern. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Nils den Mut aufbrachte zu flirten. Es machte Spaß, es wühlte ihn auf, es kitzelte im Bauch und sein Herz jubelte. Plötzlich machte der Kletterer eine Bewegung mit dem Kopf, die soviel bedeutete wie:
'Komm her'
. Nils schluckte und das Lächeln rutschte von seinem Gesicht. Hatte er das
richtig
verstanden? Hatte dieser Mann ihn eben gebeten, zu ihm hinzukommen? Einfach so?
    Nils musste ziemlich schockiert wirken, denn der Kerl zwinkerte ihm zu, als wolle er ihm Mut machen. Er hob die Hand und winkte ihn eindeutig und unmissverständlich zu sich. Nils schüttelte panisch den Kopf. Selbst wenn er gewollt hätte – und irgendwie wollte er ja auch – er hätte gar nicht aufstehen können, so weich waren seine Knie. Der Kletterer zuckte mit den Schultern, als sagte er so etwas wie:
'Deine Sache, dann eben nicht'
, und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Nils zerriss es fast das Herz. Er hatte es vermasselt! Aber
was
hatte er denn vermasselt? Da war doch
nichts
. Trotzdem fühlte er sich verletzt und … er vermisste dieses Lächeln, vermisste es, gesehen zu werden, gemeint zu sein. War das nicht total idiotisch?
    Plötzlich fasste Nils einen Entschluss. Der Arsch ging ihm auf Grundeis und er hatte so viel Schiss, dass er nicht wusste, ob er es bis zur Kletterwand schaffen würde ohne ohnmächtig zu werden, aber er wollte es zumindest versuchen. Keine Ahnung, was er dann sagen wollte, oder tun würde. Vielleicht drehte er sich dann ja einfach wieder um und lief weg – aber er wollte sich unbedingt diese Chance geben. Wie von selbst erhob sich sein Körper, um ihn entschlossen zur Kletterwand zu tragen, da sprang seine Schwester hoch, gefolgt von ihren Freunden.
    „Gute Idee! Lasst uns was zu essen holen, ich verhungere fast und hier riecht es so affengeil nach fetttriefenden Pommes“, rief sie und flankiert von ihren Begleitern rannte sie auch schon los.
    Nils wagte nicht, sich dagegen aufzulehnen oder ihr zu sagen, dass er gerade in Begriff gewesen war, zu einem Mann hinzugehen, der ihm von der Ferne aus zugelächelt hatte … Verdammt! Was bildete er sich bloß ein? Sicher hatte er alles
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