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Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Titel: Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
Autoren: Kooky Rooster
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auf dem Nachtkasten piepste und vibrierte unter dem unsanften Weckruf, und in diese fleischgewordene Ode an den Mann geriet Leben. Mo rieb sich die Augen, gähnte, streckte sich und zeigte damit, dass er noch viel schöner sein konnte. Er blinzelte Stefan müde an – und nicht etwa, dass er rasch die Decke hochzog, um seine Nacktheit zu verbergen, wie das
anständige
Menschen machen würden. Er blieb seelenruhig liegen, mit Erektion und allem Drum und Dran. Als wäre es das Normalste auf der Welt, dass er sich nackt vor seinem (und die Betonung liegt auf)
heterosexuellen
Mitbewohner räkelte.
    „Was machst
du
denn da?“, fragte Mo arglos.
    Wenn überhaupt, hatte er vielleicht gerade mal zwei Stunden Schlaf hinter sich gebracht.
    „Hier“, sagte Stefan knapp und reichte Mo einen Zettel.
    „Das ist die Rechnung von einer Pizzalieferung! Was soll ich damit?“, wollte Mo wissen, nachdem er eine Weile auf den Beleg fokussiert hatte, und setzte sich langsam auf.
    „Rückseite“, grunzte Stefan und sein Mitbewohner drehte das Papier endlich um.
    Dort waren einige Namen und E-Mail-Adressen mit Kugelschreiber hingekritzelt worden.
    „Was ist das?“, fragte Mo und wackelte mit dem Zettel in der Luft herum.
    „Ich habe recherchiert. Für Entwurf und Ausarbeitung der Grafik sind
diese
Leute zuständig. Vermutlich ist einer dieser Typen dafür verantwortlich, dass Ian Yery aussieht wie du. Daneben stehen jeweils die E-Mail-Adressen, falls du denen eine Beschwerde zukommen lassen willst.“
    Mo überflog die Liste.
    „Acht Namen?“, fragte er verwundert.
    „Leider konnte ich es nicht weiter eingrenzen“, bedauerte Stefan und wandte sich ab, um aus dem Zimmer zu wackeln. „Ich geh jetzt schlafen, gute Nacht!“, brummte er, gähnte und schlug die Tür hinter sich zu. Es war halb acht, er hatte den Schlaf mehr als verdient!

Nils brennt
    … vor drei Jahren …
    Die Sonne knallte auf das Festivalgelände und die Menschenmasse herunter, die über das versengte, staubige Gras trampelte. Auf den Bühnen mühten sich zu dieser Tageszeit unbekannte Bands ab, die zwar wenige, aber eingefleischte Fans hatten, für die sie offenbar die Hauptgigs der Veranstaltung waren. An allen Ecken gab es Stände für Merchandising-Produkte, Fastfood, Schmuck und vieles mehr.
    Nils hockte mit seiner Schwester und zwei ihrer Freunde im Schatten eines Lautsprecherturms und beobachtete das Geschehen an der Kletterwand ganz in der Nähe. Schon lange träumte er davon, auch einmal an einer solchen hochzukraxeln. Er hatte zwar Höhenangst, aber man wurde ja gut gesichert, und wenn er nicht runterschaute …
    Nils konnte sich vorstellen, dass es ihm Spaß machen könnte, wie vieles andere auch, das er nicht wagte auszuprobieren. Es sah wirklich geil aus, wenn sich die Kletterprofis an den Griffen hochzogen. Es wirkte bei ihnen so mühelos, und das Spiel der Muskeln und Sehnen unter der glänzenden, sonnengebräunten Haut machte Nils ganz wuschig.
    Besonders hatte es ihm ein bestimmter Kletterer angetan, von dem er den Blick einfach nicht lassen konnte. Er war sehr groß, hatte streichholzkurzes, rotblondes Haar, einen Dreitagebart und einen Körper zum Niederknien. Dabei wirkte er sehr freundlich, ausgesprochen nett, und kümmerte sich zuvorkommend um Festivalbesucher, die das mit dem Klettern auch mal versuchen wollten. Wie es schien, war er sehr beliebt bei seinen Kollegen. Er lachte viel, wobei an seinen Augenwinkeln kleine Fältchen entstanden, und er schien vor Energie nur so zu strotzen. Ein schlanker, sehniger Typ, und wenn er gelegentlich eine kleine Pause nutzte, um selbst die Wand hochzuklettern wirkte es, als trotze er den Gesetzen der Physik – nur das Spiel seiner Muskeln und Sehnen verriet, dass die Schwerkraft auch für ihn existierte.
    Der Kerl sah zu Nils runter und lächelte ihn dabei offen und freundlich an. Nils ging nicht davon aus, dass dieses Lächeln
ihm
gewidmet war. Vermutlich sah der Mann beim Lachen nur rein zufällig in seine Richtung, während er sich über etwas amüsierte, das ein Kunde oder Kollege gerade gesagt hatte. Dennoch fuhr Nils sofort ein Stich durch den Bauch und er erwiderte das Lächeln instinktiv. Verwegen überlegte er, ob der Mann vielleicht doch
ihn
gemeint haben könnte. Völlig ausgeschlossen! Warum nur verrannte sich Nils immer in solche Fantasien? Der Kerl hatte ihn wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen. Nils seufzte traurig, konnte den Blick aber dennoch nicht von diesem Mann
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