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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey
Autoren: Mara Martin
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die Gastfreundschaft und Laila lässt mich allein. Jetzt kann ich mich für einen Moment zurückziehen und mich von der Reise erholen. Es ist ein kleiner Raum. Die Wände sind weiß gestrichen und von der Decke hängt eine rot-goldene marokkanische Lampe. Auf dem dunkelgrauen Kachelboden liegt ein bunter, länglicher Flickenteppich. Die Einrichtung ist schlicht und besteht aus einem schmalen Messingbett, bedeckt mit einer farbenfrohen Patchworkdecke, einem zweitürigem Holzschrank, einem Korbstuhl und einem weißlackiertem Schreibtisch, auf dem ein Computer steht. Vor dem Fenster hängt ein hellbrauner Vorhang. Es duftet nach Zitrone und Frischluft. Ich glaube, hier werde ich mich für die nächste Zeit wohlfühlen.
    Ich strecke mich auf dem Bett aus und döse für eine Weile ein. Wenig später fühle ich mich aber schon wieder ausgeruht und putzmunter. Ich gehe in den Flur; dort gibt es im hinteren Teil ein Waschbecken und einen viereckigen Spiegel. Dort wasche ich mich notdürftig und warte dann auf Kamal.
    Kau m bin ich einen Moment von ihm getrennt, vermisse ich ihn schon. Wie soll das weitergehen?, frage ich mich und bekomme fast ein wenig Angst vor meinen Gefühlen. Aber da klopft es schon an meiner Tür. Kamal kommt herein und ich gebe ihm jetzt mein Geschenk, eine Packung mit After Shave. Hoffentlich habe ich seinen Geschmack getroffen. Er küsst mich auf die Wange und umarmt mich, ,,Thank you so much, honey“, sagt er gerührt. Er öffnet es und tupft sich ein paar Tropfen auf sein Handgelenk und riecht daran. Ihm gefällt der frisch- herbe Duft. Dann verlassen wir das Zimmer, denn Kamal möchte mir die Dachterrasse zeigen. Wir steigen bis zur dritten Etage empor und gelangen von dort aus durch eine kleine Tür auf das Dach. Hier weht ein kräftiger Wind und ich atme tief die frische Meeresluft ein. Ich sehe ein mittelgroßes, weißes Zelt, in dem viele rote und blaue Sitzkissen liegen. Kamal erklärt mir, dass sich hier oft die Familie während der Sommermonate zum Teetrinken trifft, wenn es im Haus zu heiß ist.
    Quer über das Dach sind mehrere Leinen gespannt, an denen farbige Wäschestücke zum Trocknen aufgehängt sind. Hier oben befindet sich in ein kleiner blaugekachelter Raum, in dem mehrere Eimer unter zwei Wasserhähnen stehen. Eine Gastherme erzeugt heißes Wasser, dass dann in dem Eimer mit kaltem Wasser gemischt wird. Zum Duschen kippt man sich dann den Eimer über den Kopf. In Zukunft werde ich mich wohl oft auf diese Art waschen müssen.
    Vom Dach aus hat man einen schönen Ausblick auf Rabat. Durch die flachen Dächer entsteht ein ebener Eindruck. Nur die Minarette der Moscheen ragen aus dem Häusermeer empor. Überall sieht man Wäsche im Wind flattern. In den vielen Hinterhöfen sind die Frauen mit der Hausarbeit beschäftigt. Ich lasse meinen Blick in die Ferne schweifen und sehe das Meer in der Sonne glitzern. Kamal steht ganz dicht neben mir und ich werde in seiner Nähe unruhig. Ihm geht es, glaube ich, genauso. Hastig steckt er sich eine Zigarette an.
    Ich lasse mich einen Moment nicht durch ihn ablenken und genieße nur die Aussicht. Der Tag nähert sich seinem Ende und der Muezzin ruft von der Moschee zum Abendgebet. Ich spüre so viel Ruhe und Frieden in mir, wie lange nicht mehr. Oder noch nie? Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, dass seitdem ich hier angekommen bin, ganz seltsame Dinge mit mir geschehen. Es ist, als ob ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wurde. Meine Gedankengänge sind auf einmal so völlig anders als in Deutschland. Ich fühle mich hier so ausgeglichen. Ob es nur an Kamal liegt? Ich werde sehen, wie sich alles entwickelt.
    Ich blicke über die Stadt, die in der Abenddämmerung liegt, höre den Ruf des Muezzins und sehe Kamal an. Diesen Moment möchte ich am liebsten festhalten, ich könnte sterben vor Glück.
    Kamal und ich laufen hinunter in den Salon, um dort zu essen. Heute ist Freitag, der Ruhetag der Muslime und Kamals Mutter hat Couscous  vorbereitet. Die im Dampf gegarten Grießkörner werden mehrfach gelockert und angefeuchtet. Es ist ein Familiengericht und wird stets gemeinsam gegessen und geteilt. Couscous stiftet man auch der Moschee in der näheren Umgebung- sei es, um Gott zu danken, sei es um den Zakat, der Almosenabgabe, die zu den fünf Säulen des Islams gehört, nachzukommen. Außerdem wird er zu fast allen Festen und besonderen Ereignissen serviert.
    Statt Messer oder Gabel b enutzt man die rechte Hand und ein Stück Fladenbrot, mit
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