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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey
Autoren: Mara Martin
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bin müde und möchte nach Hause. Kamal ist jetzt ziemlich betrunken, aber er ist einverstanden und wir verlassen die feucht-fröhliche Runde. Draußen sind die Straßen menschenleer und nur ab und zu fährt ein Auto vorbei. Wie sollen wir hier ein Taxi finden?, frage ich mich, aber ich vertraue Kamal, dass er mich sicher nach Hause bringt. Tatsächlich steuert er zielstrebig auf eine hellerleuchtete Tankstelle an der Ecke zu. Als der Besitzer Kamal erblickt, kommt er uns entgegen und beide reden eine Weile miteinander. Der Mann ist Anfang fünfzig, fast eins neunzig und sehr durchtrainiert. Er ist kahlköpfig und hat einen billigen, grauen Anzug an. Kamal sagt, dass er uns nach Hause fahren wird und wir gehen auf ein klappriges Privatauto zu, das viele Lackschäden hat. Erleichtert steige ich mit Kamal ein. Er setzt sich neben den Fahrer und redet ununterbrochen auf ihn ein. Ich nehme auf dem Rücksitz Platz und fühle mich so benommen vom Alkohol, dass ich gegen den Schlaf ankämpfen muss. Nachdem wir unser Ziel erreicht haben, bedanken wir uns bei Kamals Bekannten für seine Hilfsbereitschaft und laufen schnell von der Hauptstraße durch die Gasse zu dem Familienhaus. Es ist jetzt schon fast hell und die Vögel fangen an zu zwitschern.
    Kamal schließt vorsichtig die Haustür auf, um seine Familie nicht zu wecken. Leise steigen wir die Stufen zu meinem Zimmer hoch und bleiben vor meiner Tür stehen. ,, Good night, honey“, flüstert Kamal zärtlich.,, Sleep well, my love“, antworte ich lächelnd und er läuft die Treppe hoch. Ich gehe in mein Zimmer und lasse mich todmüde ins Bett fallen. Es war ein schöner Tag und ich freue mich schon auf morgen. Mal sehen, was mich dann erwarten wird.

 
     
     
    Ausflug in die Altstadt
    Am nächsten Morgen erwache ich mit leichten Kopfschmerzen. Ich trinke normalerweise keinen Alkohol oder wenn, dann nur sehr wenig. In der letzten Nacht, war es doch zu viel gewesen. Ich blei be noch ein paar Minuten liegen und lausche den morgendlichen Geräuschen im Haus: Ein Kind lacht, ein Wasserkessel pfeift und Wasser plätschert. Jetzt stehe ich auf und gehe auf das Dach, um mich zu waschen. Kamal kann ich nirgends entdecken. Nach dem Duschen treffe ich seine Schwägerin, die gerade dabei ist, Bettwäsche aufzuhängen. Sie ist in ein langes, violettes Hauskleid gehüllt und hat ein fliederfarbenes Kopftuch umgebunden. Leider spricht sie kein Englisch. ,,Kamal?“, frage ich. Sie macht eine Geste, die bedeutet, dass er noch schläft. Ich entschließe mich, alleine nach Rabat zu fahren und hinterlasse ihm eine Nachricht auf meinem Zimmer. Draußen herrschen hochsommerliche Temperaturen und trotz meiner dünnen Kleidung wird mir schnell warm. Viele Nachbarn sitzen oder stehen vor ihren Häusern und grüßen mich freundlich. Leichtfüßig springe ich am Ende der Gasse die wenigen Stufen zur Hauptstraße herunter und finde schnell eine Mitfahrgelegenheit in einem Taxi. Es ist das erste Mal, dass ich alleine unterwegs bin. Aber ich kenne jetzt die Haltepunkte der Taxis und weiß die Höhe des Fahrgelds. Ich bin mir auch sicher, dass ich zu Kamals Haus zurückfinden werde.
    Die Fahrt nach Rabat führt über die Brücke, die den Fluss Bou- Regreg überspannt. Nach etwa zehn Minuten sehe ich schon das Meer und die alten Mauern der Medina. Ein schöner Anblick! An der Endstation im Zentrum steige ich aus. Viele Menschen sind unterwegs. Zwischen ihnen erblicke ich mehrere Bettler. Das Straßenbild ist geprägt von Eselskarren, alten Mopeds und Autos älteren Baujahrs. Ich lasse mich von dem Menschenstrom treiben und erreiche das Eingangstor der Medina, der Altstadt. Sie ist an drei Seiten von der Stadtmauer umgeben. Sie ist 5250 Meter lang und führt über die Medina hinaus um einen großen Teil der Neustadt im Westen und im Süden und umschließt auch das Gartengelände des Königspalastes. Die mittelalterliche Medina ist wesentlich kleiner und wird durch eine Mauer begrenzt. Es gibt vier Tore, die in die Medina führen.
    Ich laufe an der Ampel über die Hauptstraße und betrete die Medina durch das Tor ,,Bab el Had“. Die Straßen der Medina sind breiter und gradliniger angelegt als in anderen marokkanischen Städten. Kaum habe ich sie betreten, tauche ich in eine völlig andere Welt ein. Sie ist authentisch und gewährt Einblicke in das Leben der Marokkaner. Es herrscht ein buntes und lebhaftes Händlertreiben, aber es ist ein ungestörtes Bummeln möglich. Ich kann mir in Ruhe die Waren
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