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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey
Autoren: Mara Martin
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dem man Gemüse und Fleisch zum Mund führt. Kamals Schwestern haben den Tisch gedeckt und wir setzen uns. Zum Trinken gibt es Orangensaft. Der Couscous ist auf einem großen Teller angerichtet, von dem sich alle bedienen. Kamal gibt mir eine weiße Stoffserviette. Laila reicht uns ein Waschset und auch ich wasche mir die Hände. Zu Anfang ist es noch etwas ungewohnt für mich, das Essen von dem Teller mit anderen zu teilen und auf Besteck zu verzichten, aber Kamal fordert mich auf: ,,Kul“,,Iss“ und mir als Gast werden die besten Speisen geradezu aufgedrängt. Das Essen ist schmackhaft und ich lege meine Scheu ab, zuzugreifen. Zum Nachtisch liegen Apfelsinen und Bananen bereit.
    Danach ziehe ich mich in mein Zimmer zurück, um mich etwas auszuruhen und die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten.
    Kamal trifft inzwischen seine Fre unde in einem Café. Es ist nur ein paar Häuserblocks entfernt und er wird mich abends wieder von zu Hause abholen. Nach einiger Zeit wache ich erfrischt auf und ziehe mir ein hellgelbes, leichtes Sommerkleid an, das mir bis zu den Knien reicht. Meine Haare welle ich mir mit dem Lockenstab, so dass sie mir gelockt über die Schulter fallen. Als Kamal zurückkommt, sieht er mich bewundernd an: ,, You are very pretty“, sagt er. Er findet mich sehr hübsch und ich freue mich über das Kompliment. Auch er hat sich umgezogen und trägt jetzt ein marineblaues Poloshirt und Jeans. Er ist frisch rasiert und riecht nach dem After Shave, das ich ihm geschenkt habe. ,, We go out „,sagt er und seine Augen blitzen unternehmungslustig.
    Wir verlassen das Haus und biegen nach rechts zur Hauptstraße, wo sich ein Haltepunkt für die Taxis befindet. Es sind viele Leute am Freitagabend unterwegs, so dass die Taxen vollbesetzt vorbeifahren. Endlich gelingt es Kamal, ein Taxi anzuhalten, in dem noch zwei Plätze frei sind. Es sind Sammeltaxis für vier Personen, aber manchmal sitzen auch zwei Fahrgäste auf dem Beifahrersitz.
    I ch setze mich auf den Rücksitz zu zwei Männern und Kamal nimmt neben dem Fahrer Platz. Aus dem Autoradio ertönt laute arabische Musik. Mir gefällt die Taxifahrt und ich fühle mich wohl, obwohl ich sehr eingezwängt sitzen muss. Kamal unterhält sich mit dem Fahrer und bald beteiligen sich auch die anderen Fahrgäste am Gespräch. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre und ich könnte noch stundenlang weiterfahren.
    Schließlich erreichen wir nach circa fünfzehn Minuten das Zentrum von Rabat. Viele Menschen , meist junge Leute, modisch gekleidet in Jeans und T-Shirt, sind auf den Straßen. Kamal und ich gehen in ein nahe gelegenes Café. Schon von draußen höre ich lautes Stimmengewirr. Als wir eintreten, sehe ich viele Jugendliche, die sich angeregt unterhalten. An einem Ende des Raums steht eine lange, glänzende Mahagonitheke mit Barhockern auf denen sich ein paar junge Leute lümmeln und am anderen Ende stehen Billardtische. Dazwischen sind runde Tische mit weißen Tischdecken und Bistrostühlen verteilt. Es riecht nach frischgebrühtem Kaffee und Zigarettenrauch. Kamal und ich setzen uns an einen freien Tisch in einer Ecke und bestellen uns Limonade. Wir haben uns viel zu erzählen und ich merke, dass Kamal sehr unzufrieden mit seinem Leben ist. Die Arbeitslosigkeit in Marokko ist sehr hoch, besonders unter den jungen Leuten. Es bleibt ihnen dann nichts Anderes übrig, als weiter bei ihren Familien zu wohnen, von denen sie dann unterstützt werden. Kamal bekommt dreißig Dirham, umgerechnet drei Euro am Tag von seiner Mutter und hat keine Aussicht, Arbeit zu finden, die seiner Qualifikation entspricht. Ich versuche ihn aufzuheitern, aber ich verstehe seine ausweglose Situation. Kamal schlägt vor, ein paar Freunde von ihm zu besuchen. Ich bin einverstanden; vorher aber möchte er noch im Supermarkt eine Flasche Wein besorgen. Er bezahlt unsere Getränke und wir verlassen das Café. Wir überqueren die Avenue Mohammed V und laufen etwa zehn Minuten an einer lauten, vielbefahrenen Verkehrsstraße entlang. Inzwischen ist es dunkel geworden und schon von weitem erkenne ich an der roten Leuchtreklame, dass wir unser Ziel erreicht haben. Es ist ein riesiger Gebäudekomplex und viele Menschen erledigen noch zu so später Uhrzeit ihre Einkäufe. Wir bahnen uns durch die vielen Gänge einen Weg zur Spirituosenabteilung. Dort herrscht ein großer Andrang. An den Wänden stehen unzählige Holzregale, die mit Wein, Bier und härteren Alkoholika gefüllt sind. Kamal sucht eine
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