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Hybrid

Titel: Hybrid
Autoren: Andreas Wilhelm
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vor.
    »Es freut mich zu hören, dass Sie wieder aufgetaucht sind, Frau Thomas, Herr Hiller. Ich hatte seit unserem Gespräch in diesem Büro nichts mehr von Ihnen gehört und dachte schon, die Sache hätte Sie nicht weiter interessiert.«
    »Unsere Recherchen waren etwas aufwendiger als erwartet«, erklärte Tom. Er erinnerte sich, dass er mit einem Kommissar telefoniert hatte, nachdem sie das zweite Mal auf der Elbinsel gewesen und dort von den bewaffneten Männern überrascht worden waren. Offenbar waren diese Informationen aber nicht weitergegeben worden.
    »Nun sind Sie ja da, und ich bin gespannt, was Sie mitgebracht haben. Sie klangen recht enthusiastisch. Können Sie mir Ihre Ergebnisse kurz zusammenfassen, bevor ich die Unterlagen im Detail lese?«
    Tom nickte. »Die Firma, die das Labor auf der Neßsand gebaut hat, hat ein weiteres Labor im Urwald in der Nähe von Manaus unterhalten. Eine ungleich größere Anlage. Dort wurden seit einigen Jahren Menschenversuche an Indios vorgenommen, die man entführt hatte.«
    »Menschenversuche, sagen Sie?«
    Juli rückte auf ihrem Stuhl nach vorn. »Ja, ganz recht. Xenotransplantation. Dabei geht es darum, tierische Organe in Menschen zu verpflanzen, um auf teure und seltene menschliche Organe verzichten zu können, wenn ein neues Herz oder eine neue Niere benötigt wurden.«
    »Interessant …«
    »Dabei wurden keineswegs kranke Menschen behandelt«, fuhr Juli fort, »sondern die Versuche wurden an gesunden Menschen vorgenommen. Man entfernte ihnen funktionstüchtige Organe und ersetzte sie durch solche von Schweinen oder anderen Tieren. Diese Forschung birgt erhebliche Risiken. Fremdes Gewebe wird üblicherweise vom Gastkörper abgestoßen, also mussten Wege gefunden werden, sowohl die Tiere als auch die Menschen genetisch zu modifizieren. Die Ergebnisse waren grauenerregend und führten entweder zum baldigen Tod der Opfer oder verursachten unkontrollierte Fehlbildungen, Mutationen und Geschwüre. Die Unterlagen belegen über einhundertsiebzig ›Versuchsreihen‹. So wurden die menschlichen Schicksale dort genannt. Vermutlich waren es erheblich mehr.«
    »Das ist ungeheuerlich!«, rief Berger aus. »Was geschah mit diesen Menschen?«
    »Die meisten von ihnen starben«, erklärte Tom. »Einige konnten aus der Anlage fliehen. Der Rest vegetierte in den Kellergewölben der Anlage vor sich hin. Diejenigen, die noch keinen Versuchen unterzogen worden waren, steckten sich mit Krankheiten an.«
    »Was für Krankheiten? Malaria?«
    »Das wäre das kleinste Übel«, sagte Juli. »Durch die Transplantationen gelangten zum Teil tierische Viren in die Menschen und vermehrten sich dort. Einige der Viren reagierten auf die genetischen Manipulationen, andere auf die wachstumsbeschleunigenden Mittel, die für die Versuche verwendet wurden. Bei den entführten Menschen handelte es sich zum Teil um ganze Familien. Durch Intimitäten, den begrenzten Raum, in dem die Gefangenen eingepfercht waren, durch die unmenschlichen sanitären Bedingungen, aber auch durch die Entkräftung der Menschen konnten sich zahlreiche Krankheiten ausbreiten.«
    »Von den Gefangenen, die wir schließlich befreien konnten, war der größte Teil schwer erkrankt«, sagte Tom. »Wir gehen davon aus, dass viele dieser Menschen in den nächsten Monaten sterben werden, wenn sie keine umfassende medizinische Versorgung erhalten. Viele Folgen der Versuche werden sich noch über Generationen in den betroffenen Indiostämmen fortsetzen.«
    »Man kann nur hoffen, dass sich kein tödlicher Virus entwickelt, der zu einer Epidemie wird, wie wir es von der Vogelgrippe kennen«, fügte Juli hinzu. »Auch dieser Erreger ist vom Tier auf den Menschen übergesprungen. Was die genetischen Versuche in dem Labor darüber hinaus noch bewirkt haben, können wir unmöglich erahnen.«
    Hauptkommissar Berger lehnte sich zurück.
    »Was Sie da entdeckt haben, sprengt meine kühnsten Vermutungen«, sagte er.
    »Als wir uns das letzte Mal sahen«, sagte Tom, »erklärten Sie uns, dass Sie auf der Spur einer politischen Verwicklung hier in Hamburg seien. Auch das haben wir uns angesehen. Der Betreiber des Labors in Brasilien gehört zu einem Firmengeflecht, dem ein alter Bekannter der Stadt und des Ersten Bürgermeisters vorsteht: Dr. André Villiers.«
    Berger hob eine Augenbraue, als er den Namen hörte.
    »Er war auch maßgeblich an der Ausarbeitung der Konzepte für die Privatisierung der Krankenhäuser in Hamburg beteiligt«, fuhr
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