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Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.

Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.

Titel: Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.
Autoren: Mara Andeck
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man die Presseberichte über Deutschlands ersten First Dog liest, ahnt man, was der Bundespräsident mit seinen Worten meinte. Scooter war wirklich manchmal eine Katastrophe auf vier Beinen, so wie Hunde das eben sind. Am 72.   Geburtstag seines Herrchens beispielsweise verursachte er den Sturz des deutschen Staatsoberhauptes, als er Rau vor Freude ansprang und damit zu Fall brachte. Für Schlagzeilen sorgte Scooter ein weiteres Mal, als er ein Kaninchen verfolgte, von zu Hause ausriss, tagelang von Polizei und Grenzschutz gesucht wurde und schließlich in einem Berliner Gartenlokal wieder auftauchte, was ihm bei Zechfreunden viele Sympathien einbrachte.

    Herrchen allerdings war in beiden Fällen wenig begeistert, denn jedes Mal gab es viel Presserummel.
    Die Zeitungsbilder und -berichte zeigen aber auch die andere Seite dieser Mensch-Hund-Beziehung, die menschliche Note, die Scooter in das Leben des Bundespräsidenten brachte. Auf einem Bild beispielsweise flaniert Rau im dunklen Mantel mit roter Krawatte durch eine Großstadtstraße und sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Und neben ihm latscht Scooter, groß, schwarz, zottig, und sieht aus wie aus einer Schlammpfütze gezogen. Auf einem anderen Pressefoto sitzt der Bundespräsident am Schreibtisch in Schloss Bellevue, ganz Staatsmann, und zu seinen Füßen schläft das riesige schwarze Zotteltier, ganz entspannt im Hier und Jetzt. Auch bei Interviews war Scooter manchmal dabei. Dann konnte man anschließend in Zeitungsartikeln, die eigentlich von Politik und Moral handelten, lesen, wie Scooter sich plötzlich mitten im Gespräch auf den Rücken drehte und den Bundespräsidenten zum Bauchkraulen animierte.
    Als Rau dann bekannt gab, dass er kein weiteres Mal für das Amt kandidieren würde, da titelte die Süddeutsche Zeitung: »Sag zum Abschied leise Scooter«.
    Man kann sich gut vorstellen, dass der Hund dem Menschen Johannes Rau in vielen Situationen Gelegenheit gab, seine menschliche Seite zu zeigen und sie auch zu leben. Und dass dieser Hauch von Menschlichkeit, der zusammen mit Scooters tierischem Fellgeruch in Schloss Bellevue einzog, keine Inszenierung für die Öffentlichkeit war, beweist schon allein die umwerfende Freude des Hundes beim Anblick seines Herrn an besagtem 72.   Geburtstag. Diese beiden mochten sich wirklich, Hunde heucheln nicht.
Trotzdem: So was sagt man nicht!
    »Als Hund ist er eine Katastrophe, aber als Mensch ist er einfach unersetzlich.« Das ist ein schöner, aber auch ein gewagter Satz, denn bei Hunde-Experten sträuben sich die Nackenhaare, wenn sie solche Worte hören.
    »Niemals dürfen wir den Hund nach menschlichen Maßstäben formen und niemals nach menschlichen Gesichtspunkten behandeln.« Das kann man auf der Homepage des Verbandes für das deutsche Hundewesen, Landesverband Hessen, lesen. Und weiter: »Die Vermenschlichung des Hundes ist das Grundübel vieler Mensch-Hund-Beziehungen und die Ursache fast allen hundlichen Fehlverhaltens.«
    Um solche Übel auszumerzen, hat der Landesverband zehn Gebote für den richtigen Umgang mit Hunden formuliert, die wichtigsten lauten pointiert und vereinfacht zusammengefasst so:

    In der Hundeszene gibt es aber auch Fachleute, die genau diesen Erziehungsansatz für das Schlimmste halten, was man einem Hundnur antun kann. Weil man ihn nämlich genau damit vermenschlicht, und das darf man nicht; hier immerhin sind sich die Experten einig.
    Diese zweite Fraktion der »Hunde-Nicht-Vermenschlicher« bezweifelt, dass Hunde Menschen als ihresgleichen betrachten. Sie fragen: Wieso sollte ein Tier, das völlig problemlos einen Wuschelhund von einem Schaf oder eine Katze von einem Chihuahua unterscheiden kann, ausgerechnet einen haarlosen Zweibeiner für einen Artgenossen halten, der nach künstlichem Blumenduft riecht und in Supermärkten nach Dosennahrung jagt?
    Auch die Annahme, Hund und Mensch würden gemeinsam ein Rudel bilden, halten sie für überholt, denn anders als Wölfe bilden wildlebende Hunde oft keine festen Rudel.Und das Wort Alpha-Tier verwenden selbst Wolfsforscher heute nur noch selten. Ein freilebendes Wolfsrudel besteht aus Eltern und ihren Nachkommen, nicht aus einem Leittier und seinen »Untertanen«. Die Elterntiere bestimmen zwar die Marschrichtung und die Jungtiere gehorchen meistens, aber eine strenge hierarchische Ordnung gibt es nicht.
    Vertreter dieser zweiten Hunde-Philosophie bezeichnen den Wunsch nach Gehorsam und Disziplin nicht als typisch für den Hund, sondern
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