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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend
Autoren: C Bateman
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nicht.
    Spiele haben mehr Regeln.
     
    Der Polizeichef war im Aufbruch begriffen. Er hatte seinen USB-Stick zurück. Vermutlich hätte ich dankbar sein sollen, dass er sich persönlich herbemüht hatte, um mich über die Unschuld der netten, wenn auch etwas ordinären Pat aufzuklären und darüber, dass mein Klient Billy Randall nicht länger unter Verdacht stand – und wohl auch nie gestanden hätte, hätte der Polizeichef es der Mühe für wert befunden, seine subalternen Mitstreiter über seine Geheimtaktiken zu informieren. Darren Biggs würde in Kürze der Morde an Jimbo und Ronny angeklagt. Dagegen würde die Rolle des MI5 in der ganzen Affäre vermutlich nie öffentlich werden; außer vielleicht in der Flut von Verschwörungswebseiten, auf die Jeff mich in der nächsten Zeit unweigerlich aufmerksam machen würde. Ich würde nie erfahren, ob Greg tatsächlich nur
seinen dämlichen Agentenschülern aus der Patsche helfen wollte oder ob er in Wahrheit einen höheren Rang und einen Geheimauftrag hatte. Vermutlich spielte es auch keine allzu große Rolle. Es war wie bei den Olympischen Spielen in München, ein paar Tote hin oder her änderten nichts am Programm.
    Der Polizeichef blieb in der halb geöffneten Tür stehen und blickte zurück. Offenbar erwartete er unseren Dank.
    Stattdessen erinnerte ich ihn: »Sie wollten eigentlich ein Buch kaufen.«
    »Schon okay. War nur ein Witz.«
    »Ein Witz?«
    »Ich meine, es war nur ein Vorwand . Ich lese keine ausgedachten Geschichten. Die realen Fakten da draußen bereiten mir schon genug Kopfzerbrechen.«
    »Na ja, manchmal besteht da kaum ein Unterschied. Vielleicht sollten Sie es mal versuchen.«
    Er lachte.
    Er lachte tatsächlich.
    Doch mir persönlich tat er leid. Er brachte sich selbst um den Genuss eines Ellroy oder Parker oder Leonard oder Hammett oder Chandler oder Bentley oder Spillane oder Caine oder Allingham oder Goodis oder Ambler oder Greene oder Sapper oder Rohmer oder Wallace oder Conrad oder Buchan oder Childers oder Thompson oder Janson oder Sayers oder Doyle oder Poe oder Highsmith oder Hall oder Bagley oder Simons oder Tey. Positiv daran war lediglich, dass ihm auf die Weise Brendan Coyle erspart blieb.
    Nichtsdestotrotz murmelte ich, während er aus der Tür trat: »Banause.«

    Er blickte über die Schulter, unsicher, was er da genau gehört hatte. Er zögerte einen Moment und nickte kurz, bevor er hinaus auf den Gehweg trat. Als er am Schaufenster vorbeiging, machte Alison die international anerkannte Geste für Wichsen.
    Er lief weiter. Vielleicht hatte er es nicht gesehen. Definitiv übersehen hatte er jedenfalls Jeffs zum Black-Power-Gruß gereckte Faust.
    Alison sagte: »Ein Glück, dass wir den Kerl los sind!«
    »So schlimm ist er auch wieder nicht.«
    »Wie auch immer. Und jetzt schnapp dir das Telefon und schick Pat mit Interflora einen Strauß Blumen.«
    Ich lächelte.
    Sie nicht.
    »Bestimmt nicht«, sagte ich.
    »Aber ganz bestimmt. Sonst bringst du sie nämlich persönlich vorbei. Ich mein’s ernst, du bist ihr was schuldig. Tu’s einfach. Mach mich noch stolzer auf dich.«
    Sie hatte einfach diese Art, gewisse Dinge vorzubringen. Ich seufzte. Sie wertete das als Zustimmung.
    »Gut. In der Zwischenzeit gehe ich zu Starbucks. Wo bist du gerade auf der Karte?«
    Ich beschrieb es ihr genau . Sie wollte in fünf Minuten zurück sein und erwartete, dass die Blumen dann bestellt waren.
    Nachdem sie gegangen war, sagte Jeff, er hole sich jetzt nebenan bei Springsteens einen Burger, ob er mir was mitbringen solle. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte mein Vitolink. Außerdem war ich zu sehr damit beschäftigt, Alison nachzublicken. Sie war wunderschön und sie trug
mein Baby in sich – oder zumindest irgendjemandes Baby. Doch sie gehörte mir. Und zwar für immer.
    Jeff verließ den Laden und ich blieb allein im Kein Alibi zurück.
     
    Ich liebe diesen Laden. Hier fühle ich mich am meisten zu Hause, zwischen meinen Büchern und den Mustern, die sie bilden. Ich werde mit Zähnen und Klauen um sein Überleben kämpfen. Bücher sind wichtig. Bücher sind keine Bohnen. Also, stemmen wir uns der Flut entgegen und beten wir.
    In gewisser Weise war ich glücklich. Obwohl ich den Mörder zum ersten Mal nicht nach allen Regeln der Kunst überführt hatte, wäre es mir früher oder später sicher gelungen. Womöglich hatte ich mich zu sehr auf ein einziges Beweisstück und seine drohende Vernichtung kapriziert, anstatt diese Schlappe wegzustecken
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