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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend
Autoren: C Bateman
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aber Vorgesetzter ist nun mal Vorgesetzter. Also …«
    »Bist du dir wirklich absolut sicher? Denn wenn sie den Sarg öffnen, und da ist nichts …«

    Unwillkürlich zogen sich meine Brauen zusammen. Wusste sie denn nicht, dass ich immer recht behielt?
    Robinson steuerte wieder zurück in unsere Richtung, blieb aber nicht bei uns stehen. Stattdessen baute er sich an der Stirnseite des Krematoriums auf, bat um Ruhe und verkündete, dass die Polizei von Nordirland sich hiermit ausdrücklich für die Verzögerungen im Ablauf entschuldige und der Gottesdienst nun ungehindert weitergehen könne.
    Ich sagte nur: »Was?«
    Die Trauergemeinde begann, ihre Plätze wieder einzunehmen. Pat funkelte mich wütend an. Reverend Delargey, das fleischgewordene Mitleid, schlurfte heran. Der Polizeichef begab sich zum Ausgang des Krematoriums, wo er sich neben der Tür positionierte.
    Ich wiederholte etwas lauter: »Was tun Sie da?« Inspektor Robinson hob hilflos die Hände. »Sie dürfen das nicht zulassen. Im Sarg liegt der Beweis, dass diese Frau zwei Männer ermordet hat. Sie können das nicht einfach in Flammen aufgehen lassen!«
    »Mir sind die Hände gebunden«, sagte Robinson.
    »Verdammt, warum verpisst du dich nicht endlich?«, brüllte Smally in meine Richtung.
    »Meine Herren, bitte!«, jammerte der Reverend.
    »Ja, genau, mach dich vom Acker!«, rief einer der Maler.
    »Komm mit«, sagte Alison und nahm mich beim Arm.
    »Aber das ist Wahnsinn! Sie hat die beiden umgebracht und ihr lasst sie ungeschoren davonkommen!«
    »Raus hier! Raus hier!«, skandierte Smallys junger Handlanger, der bei der Konfrontation mit Mutter so kläglich den Kürzeren gezogen hatte.

    »Bitte, wir müssen jetzt anfangen!«, rief der Reverend.
    Alison schubste mich den Mittelgang hinunter. Sie ist stärker, als man auf den ersten Blick denkt.
    »Sie ist eine Mörderin!«, brüllte ich.
    Pat blieb auf ihrem Stuhl sitzen, die Augen starr geradeaus auf den Sarg gerichtet.
    Auf halbem Weg nach draußen deutete ich auf den Polizeichef. »Es ist eine Verschwörung! Eine Intrige! Sie wurden abgehört, Sie Narr! Wie können Sie das hier zulassen, wenn auch nur die entfernteste Möglichkeit besteht, dass ich die Wahrheit sage?«
    Der Polizeipräsident schüttelte nur den Kopf.
    Billy Randall wandte den Blick ab.
    Charlie wischte sich die Tränen aus den Augen. Lachtränen.
    Und während Alison mich weiter zur Tür bugsierte, hagelte es Beschimpfungen und Buhrufe. Dann bemerkte ich Greg.
    »Das passt Ihnen hervorragend in den Kram, was?«, kreischte ich. »Sämtliche Beweise lösen sich in Rauch auf.«
    Er zwinkerte mir zu.
    »Ihr steckt doch alle unter einer Decke!«
    Ich leistete Alison einen kurzen Moment Widerstand, gerade lange genug, um noch einmal auf die ganze Versammlung zurückzublicken. »Warum hört mir niemand zu? Habt ihr alle den Verstand verloren?«
    Vor uns riss der Krematoriumsleiter die Portaltüren auf. »Nein, Sir«, sagte er, »aber Sie ganz offensichtlich den Ihren.«

     
    Alison zerrte mich hinaus auf den überdachten Gehweg und dann auf den Parkplatz, wo sie mir einen letzten Stoß versetzte, bevor sie mich losließ.
    »Scheiße!«, brüllte ich.
    Dann machte ich auf dem Absatz kehrt in Richtung Krematorium.
    Alison streckte einen Arm mit gehobener Handfläche aus. »Stopp! Es hat keinen Sinn.«
    »Du verstehst das nicht! Die wollen …«
    »Ich weiß, was sie vorhaben. Und du kannst nichts dagegen tun.«
    »Aber ich hab den Fall gelöst! Ich hab den Mörder gefunden!«
    »Ist ja gut, Liebling, ganz ruhig«, sagte sie. »Du hast alles getan, was in deiner Macht stand.«
    »Sie wird ungeschoren davonkommen! Die tragen alle Scheuklappen!«
    »Ja, das tun sie. Und du hast recht. Ich weiß das. Ich bin fast absolut sicher, dass du recht hast.«
    »Du glaubst mir auch nicht!«
    »Ich glaube an dich.«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    An diesem Punkt wurde ich von der Musik abgelenkt, die aus dem Krematorium drang. »Angels« von Robbie Williams.
    »Sie haben begonnen«, sagte Alison. Ihre Hand suchte die meine. Doch ich widerstand der Versuchung. Nicht hundertprozentig hinter mir zu stehen, kam einem Verrat gleich.
    »Diese Narren«, sagte ich. »Diese verdammten Narren.«

    Ein weißes Rauchwölkchen stieg träge aus dem Schornstein des Krematoriums. Ich fluchte erneut.
    »Komm schon«, sagte Alison. »Du hast den Fall gelöst, nur das zählt.«
    »Nein«, beharrte ich. »Nein, tut es nicht.«
    Es ging um Gerechtigkeit.
    Und um
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