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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend
Autoren: C Bateman
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HD-Qualität. Der Jack Russell war ein Stück rechts vom Fernseher positioniert. Er zeigte Jimbo und Ronny auf dem Sofa, wie sie auf die Mattscheibe glotzten und sich einen Joint teilten. Sie redeten über irgendetwas Belangloses; trotzdem war es ein Schock, sie zu sehen und zu hören – allein schon durch die Tatsache, dass sie noch am Leben waren und nichts von ihrem kurz bevorstehenden Tod ahnten. Sie sprachen mit einem bodenständigen Belfaster Arbeiterschichtakzent, gewürzt mit dem typischen Sarkasmus, den das Leben
hier mit sich bringt. Dann klingelte es an der Tür und Jimbo erhob sich. Im Hintergrund konnte man jetzt Stimmen hören, aber der Fernsehkommentar übertönte sie. Ronny stand auf. Wir blickten nun auf das leere Sofa und lauschten der Serie Die Küchenchefs . Die Stimmen draußen wurden lauter. Plötzlich hörte man Gebrüll und entsetzliche Schreie, doch zu meiner großen Enttäuschung nur aus dem Off, da sich das eigentliche Drama auf einer unsichtbaren Nebenbühne abspielte.
    Und dann Stille.
    Ich warf einen Blick in Richtung Polizeichef. Er nickte erneut in Richtung Monitor.
    Eine neue Person betrat die Bildfläche.
    Sie hockte sich aufs Sofa, das kurzärmlige weiße Hemd von oben bis unten blutbespritzt. Die Person beugte sich vor zu dem kleinen Couchtisch und hob den angerauchten Joint aus dem Aschenbecher. Sie nahm einen Zug. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: »Scheiße.«
    Es war niemand, mit dem ich gerechnet hätte, und schon gar nicht Pat.
    »Das ist einer von Smally Biggs kleinen Helfern«, sagte Alison.
    »Allerdings«, bestätigte der Polizeichef. »Sein Sohn.«

42
    Nach einer wahren Ewigkeit kehrte ein verdruckster Jeff mit dem Tee zurück. Später gab er zu, draußen zunächst eine geraucht zu haben, bevor er überhaupt den Kessel aufgesetzt hatte. Vom Polizeichef persönlich in dessen Haus erwischt zu werden, hatte ihm offenbar doch mehr zugesetzt, als er eingestehen wollte. Alison sagte beim Einschenken: »Ich werde demnächst Mutter«, und verzog dabei das Gesicht, als hätte sie einen Schlaganfall erlitten. Das war ziemlich lustig und lockerte die Runde ein wenig auf. Außerdem gab es sogar einen Teller mit Jaffa-Keksen. Während der ganzen Zeit verharrte das Bild von Smally Biggs’ Sohn eingefroren auf meinem Computermonitor.
    Alison sagte: »Er ist ein ziemlich dreister kleiner Scheißer. Er hat versucht, mich zu begrapschen.«
    »Sein Name ist Darren. Keine Vorstrafen, aber ganz im Sinne seines Vaters erzogen. Wir wussten, dass er ein bisschen dealt, aber das hier war eine echte Überraschung. Wir konnten die Tonspur verstärken; der Streit drehte sich um eine unbezahlte Drogenlieferung. Jimbo und Ronny wollten ihn abwimmeln, da hat er die Beherrschung verloren.«
    »Himmel«, sagte Alison, »er wirkt so ruhig.«

    »Dann hat Pat also nicht …?«
    »Wir haben Aufnahmen von ihr, wie sie hereinkommt und die Leichen entdeckt. Ehrlich gesagt, diese Bilder will man niemandem zumuten. Sie brechen einem das Herz.«
    Ich leckte die Schokolade von meinen Fingern und sagte: »Das versteh ich nicht. Sie haben das Video, und trotzdem ist Darren Biggs noch auf freiem Fuß?«
    »Ist er nicht. Heute Morgen haben wir ihn verhaftet. Und diese Aufnahmen sind natürlich als Beweismittel unbrauchbar, trotzdem bin ich ziemlich zuversichtlich, dass wir übereinstimmende DNA-Proben kriegen. Weil der Bursche unterhalb unseres Radars war, haben wir ihn nie gründlich unter die Lupe genommen; aber so, wie ich ihn einschätze, kriegen wir auch ohne DNA ziemlich bald ein Geständnis aus ihm raus.«
    »Aber warum haben Sie ihn denn nicht gleich festgenommen? Warum haben Sie mir, uns, dieses ganze Täuschungsmanöver zugemutet?«
    »Weil der Jack in der Zwischenzeit für uns die Arbeit erledigt hat; wir haben einfach den Baum geschüttelt und abgewartet, was an Äpfeln herunterfällt. Dann konnten wir in aller Ruhe die faulen herauspicken. Es bestand kein Grund zur Hektik.«
    »Da ist ja wohl eine Riesenentschuldigung fällig«, sagte Alison.
    Ich nickte, bis ich bemerkte, dass sie mit mir sprach. »An wen?«
    Ihre Augen wurden schmal. »An wen wohl, verdammt noch mal? Du tauchst bei der Beerdigung ihres Mannes
auf und bezichtigst sie des Mordes? Willst sogar den Sarg aufreißen?«
    »So daneben lag ich damit gar nicht. Immerhin war es ihr Neffe, oder? Sie hat ihn gedeckt, ist doch klar.«
    »Das wissen wir nicht«, sagte der Polizeichef.
    »Du wirst ihr verdammt noch mal erklären, dass du
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