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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend
Autoren: C Bateman
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Leute bei Laune halten, ich muss mir zig einander widersprechende Meinungen anhören, eine Menge Köpfe tätscheln. Gleichzeitig soll ich auch noch Verbrechen aufklären, wobei ich mich nicht um die Interessen der Menschen kümmern darf, die ich ja eigentlich bei Laune halten soll. Ich muss meinen Willen durchsetzen, sonst werde ich zur willenlosen Marionette. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Nein«, erwiderte Alison.

    »Es gibt eine Menge Leute, die an meinem Stuhl sägen. Ich muss ständig wachsam sein. Ich habe eine Menge Probleme geerbt, historische und neue; jeder verteidigt verbissen sein eigenes Territorium, kämpft für seine eigenen Interessen. Es ist schwierig zu beurteilen, wem man vertrauen kann, und am Ende vertraut man manchmal gar niemandem mehr. Verzeihen Sie bitte, wenn ich jetzt ein wenig paranoid klinge.«
    »Da befinden Sie sich in bester Gesellschaft«, sagte Alison. Ich wollte etwas anmerken, aber Alison kniff mich in eine Pobacke, was eine therapeutische Wirkung hatte.
    »Ich will Ihnen erklären, was sich bei der Beerdigung wirklich abgespielt hat – unter der Bedingung, dass es diesen Raum nicht verlässt. Habe ich Ihr Wort?«
    Jemandes Wort zu haben, ist eine merkwürdige Vorstellung, auf die ich nie viel gegeben habe. Trotzdem nickte ich. Alison ebenfalls.
    »Meine Frau hält mich für einen Zwangscharakter. Aber in meinen Augen habe ich lediglich einen nüchternen Blick auf diese Welt. Ich habe seit jeher großen Wert auf meine persönliche Sicherheit und den Schutz meiner Privatsphäre gelegt. Niemand soll meine Privatgespräche belauschen. Niemand soll zuschauen, wenn ich mit meiner Frau intim bin. Niemand soll in den Büschen vor meinem Haus stehen und durchs Fenster hineinspähen.«
    Nicht, dass er bei dieser letzten Bemerkung speziell in meine Richtung geblickt hätte. Dennoch fand ich diesen Punkt durchaus strittig. So etwas wie Privatsphäre wird in meinen Augen eindeutig überschätzt. Wenn man
nicht beobachtet werden will, kann man ja einfach die Vorhänge schließen oder eine höhere Mauer bauen, über die ich nicht klettern kann.
    »Daher habe ich seit unserm Einzug größten Wert darauf gelegt, dass das Haus und das Grundstück immer wieder nach Überwachungsvorrichtungen abgesucht wurden. Und ich habe nie etwas entdeckt, bis auf den …«
    »Jack Russell.«
    Er nickte. »Das hatten sie ziemlich clever gemacht.«
    »Der MI5.«
    »Natürlich, auch wenn mir das zuerst nicht klar war. Es hätte jede unserer politischen Parteien sein können, die irische Regierung, Gangster, die irgendwas gegen mich in die Hand bekommen wollten, das ganz große Geld oder das kleine, jeder. Ich habe es durch einen Zufall entdeckt – was immer in dem Hund steckte, es störte unseren Fernsehempfang und schaltete die Kanäle um. Sobald ich die Wanze ausfindig gemacht hatte, habe ich ein paar unserer eigenen Experten bestellt. Es war eine recht primitive Vorrichtung, nur für Aufzeichnungen geeignet, nicht für Übertragungen. Was wiederum bedeutete, dass irgendwann jemand kommen musste, um es abzuholen. An dem Boten hatte ich keinerlei Interesse, nur an seinem Auftraggeber. Daher ersetzte ich mithilfe meines Teams die Wanze durch eine eigene, fast identisch aussehende, technisch jedoch weit überlegene, die Bilder und Töne übertragen konnte.«
    »Und dann hat der MI5 Jimbo und Ronny bestochen, den Hund rauszuholen. Aber bevor die beiden ihn weitergeben konnten, hat Pat sie ermordet, und Ihre Wanze hat
alles aufgezeichnet. Sie haben also den Beweis, er ist gar nicht in Flammen …«
    »Alles richtig, bis auf einen Punkt.« Er griff in sein Jackett und zog einen USB-Stick heraus. Er hielt ihn hoch. »Können Sie das abspielen?«
    Ich nahm den Stick und schob ihn in meinen PC. Dann setzte ich mich vor den Monitor. Alison schaute mir über die Schulter. Der Polizeichef machte keinerlei Anstalten, sich zu uns zu gesellen, und lehnte sich stattdessen an die Theke. Während ich die Datei aufrief, bemerkte er: »Selbstverständlich handelt es sich um eine geschnittene Version.«
    »Das hab ich mir fast gedacht.«
    »Was jedoch nur heißen soll, dass Ihnen endlose Stunden erspart werden, in denen meine Frau und ich fernsehen und andere Dinge tun. Dieser Ausschnitt zeigt einfach, was sich zur Tatzeit abspielte.«
    Die nun aufleuchtenden Bilder waren von schockierender Klarheit. In unserer Vorstellung haben Überwachungsaufnahmen immer etwas Grobkörniges und Düsteres, aber diese hier besaßen
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