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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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was Gott (der so gerecht als gnädig ist) uns auferlegen wird; da alle Dinge in seiner huldreichen Hand liegen und wir eben so gut mit unserer kleinen Waffenmacht von ihm beschützt werden können, als mit einer großen Armee; daher wünschen wir euch alles Glück und Heil und empfehlen euch seinem Schutz. – Mylords, euer dreimal unterthäniger und herzlich ergebener Diener und Freund Peter Stuyvesant .»
    Nachdem er auf diese Weise ritterlich den Fehdehandschuh hingeworfen, nahm der tapfre Peter ein Paar Reiterpistolen in den Gürtel, schnallte ein ungeheures Pulverhorn an – steckte sein rechtes Bein in einen hessischen Stiefel und klapste seinen kleinen Campagne-Hut auf den Kopf – so schritt er stolz an seinem Hause auf und ab, fest entschlossen, seine geliebte Stadt bis auf den letzten Mann zu vertheidigen.
    Während alle diese traurigen Kämpfe und Spaltungen die unglückliche Stadt Neu-Amsterdam quälten, und ihr würdiger, aber von bösen Sternen verfolgter Gouverneur den obigen Brief drechselte; legten die englischen Commandeurs nicht die Hände in den Schooß. Sie unterhielten insgeheim durch Emissäre die Furcht und das Geschrei des Pöbels, und überdieß circulirte weit und breit im Lande eine Proclamation, worin sie die Bedingungen wiederholten, die bereits in ihrer Aufforderung an den Gouverneur enthalten waren, indem sie zu gleicher Zeit die einfältigen Niederländer mit den listigsten und versöhnendsten Versprechungen täuschten. Sie sagten jedem, der sich gutwillig unterwerfen würde, den ruhigen Besitz seines Hauses, seiner Vrouw und seines Kohlgartens zu. Auch dürften sie ihre Pfeifen rauchen, holländisch reden, so viele Hosen tragen als sie wollten, und Backsteine, Ziegel und steinerne Krüge aus Holland kommen lassen, statt sie im Lande zu fabriciren. Sie sollten durchaus nicht gezwungen werden, die englische Sprache zu lernen, noch anders zu rechnen, als wie bisher an den Fingern und mit Kreide auf dem Hutdeckel, wie es noch bei den Niederländern auf dem Lande gehalten wird. Jeder sollte ungestört seines Vaters Hut, Rock, Schuhschnallen, Pfeife und jedes andere Anhängsel seiner Person erben, auch Niemand zur Annahme von neuen Erfindungen, Verbesserungen oder sonstigen Neuerungen gezwungen werden, sondern im Gegentheil, Freiheit haben, sich sein Haus zu bauen, seinem Geschäft nachzugehen, seine Wirthschaft zu führen, seine Schweine zu mästen und seine Kinder zu erziehen, wie es seine Vorfahren von unvordenklichen Zeiten gethan hätten. Endlich sollten sie alle Begünstigungen des Handels genießen und nicht gehalten seyn, einen anderen Kalenderheiligen anzuerkennen als den heiligen Nicolaus, der nach wie vor als der Patron der Stadt angesehen werde.
    Diese Bedingungen fielen, wie man sich leicht denken kann, sehr zur Zufriedenheit des Volkes aus, welches große Lust bezeigte, sich seines Eigenthums in Ruhe zu erfreuen, und äußerst ungern in einen Streit einging, wobei sie wenig mehr als Ehre und blutige Köpfe davontragen konnten; – gegen ersteres hatten sie eine philosophische Gleichgültigkeit, letzteres aber verabscheuten sie. Durch solche schlaue Mittel also wußten die Engländer dem ritterlichen alten Gouverneur sein Volk abspenstig zu machen, welches ihn für fest entschlossen hielt, sie in garstige Ungelegenheiten zu bringen; sie zauderten nicht, ihr Herz frei auszusprechen und ihm gradezu das Widerpart zu halten – hinter seinem Rücken.
    Wie der mächtige Nordkaper, von tosenden Fluthen und schäumenden Strudel angegriffen und umhergestoßen, seinen Lauf unerschrocken fortsetzt, und von brüllenden Wogen überfluthet, immer wieder aus der aufgerührten Tiefe auftaucht und mit zehnfacher Heftigkeit speit und bläst – so hielt der unbeugsame Peter auch unerschüttert seine vorgesteckte Laufbahn im Auge und erhob sich mit Verachtung über das Geschrei des Pöbels.
    Wie aber die englischen Krieger aus dem Inhalt seiner Antwort ersahen, daß er ihre Uebermacht herausfordere, so sandten sie sogleich Werboffiziere nach Jamaica und Jericho, nach Quag, Ninive, Patchog und allen jenen Städten von Long-Island, die weiland durch den unsterblichen Stoffel Brinkerhoff unterjocht worden waren; sie riefen die ritterlichen Nachkommen jenes Jöckel Stockfisch, Habakuk Nußkern, Ehrenfest Gockel und der andern erlauchten Squatters auf, um die Stadt Neu-Amsterdam zu Lande anzugreifen. Mittlerweile machten die feindlichen Schiffe fürchterliche Rüstungen zu einem Angriff auf die
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