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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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bekannt und Zeuge des unglücklichen Schauspiels gewesen war, den traurigen Hergang, und zwar mit dem schrecklichen Zusatz (dem ich indessen etwas mißtraue), daß er den Duyvel gesehen, wie er in Gestalt eines ungeheuern Fischreihers den herzhaften Antonius bei dem Bein ergriffen und ihn unter die Wellen gezogen habe. Gewiß ist es, daß der Ort und das anstoßende Vorgebirg, das in den Hudson ragt, seitdem den Namen «Spijt den Duyvel» oder «die Spitze dem Teufel» trägt – und der friedlose Geist des glücklichen Antonius spukt immer noch in den Einöden umher und die Nachbarn hören seine Trompete oft in stürmischen Nächten sich mit dem Heulen der Windsbraut mischen. Kein Mensch wagt nach der Dämmerung über den Fluß zu schwimmen, vielmehr hat man jetzt eine Brücke gebaut, um ähnliche traurige Vorfälle zu verhüten, und was die Fischreiher betrifft, so hat man davor einen solchen Schauder, daß kein ächter Niederländer sie zur Tafel bittet, welcher gute Fische liebt und den Teufel haßt.
    Das war das Ende Antons Van Corlear – der ein besseres Schicksal verdient hätte. Er lebte rund und gesund bis an seinen Tod als ein wackerer munterer Junggeselle; obgleich er nun nicht verheirathet war, so hinterließ er doch zwei bis drei Dutzend Kinder in verschiedenen Theilen des Landes – saubere, dickköpfige, lärmende, aufgeblähte Jungen. Von ihnen stammt, wenn die Ueberlieferung wahr ist (welche gewöhnlich nicht lügt), die unglaubliche Anzahl von Journalisten, die dieses Land bevölkern und vertheidigen, auch von dem Volk reichlich bezahlt werden, um einen ewigen Alarm zu unterhalten – und einander elend zu machen. Wollte Gott, daß sie den Werth wie den Wind ihres berühmten Ahnen geerbt hätten!
    Die Nachricht von diesem beklagenswerthen Unglück gab dem Herzen Peter Stuyvesants einen heftigeren Stoß, als die Bedrohung seines geliebten Amsterdams. Unbarmherzig traf sie die unmittelbarsten sanften Regungen, die am Herzen liegen und von seinen wärmsten Strömen genährt werden. Wie ein verirrter Pilgrim, der im Pfeifen des Sturms durch seine Locken und unter der schwarzen Nacht, die sich um ihm sammelt, seinen treuen Hund leblos vor sich niedergestreckt sieht, den einzigen Gefährten seiner Züge, der sein einsames Mahl mit ihm getheilt und so oft die Hand seines Herrn in unterthäniger Dankbarkeit geleckt hatte – solchen Eindruck machte dem hochherzigen Helden von Manhatta das Ende seines treuen Antons. Er war der folgsame Diener auf Wegen und Stegen, er hatte ihn in mancher schweren Stunde erheitert mit seiner ehrlichen Munterkeit, er war ihm mit Treue und Liebe durch so viele Gefahren und Unheilsfälle gefolgt – nun war er auf ewig dahin – und grade jetzt, wo jeder Bastardhund sich von seiner Seite wegschlich. – Dieß – Peter Stuyvesant – dieß war der Augenblick, um deine Festigkeit zu bewähren; und dieß war der Augenblick wirklich, wo du deine große Tugend geltend machtest – Peter der Starrköpfige!
    Das Licht des Tages hatte längst die Schrecken der stürmischen Nacht verdrängt; doch alles war noch in Dumpfheit und Betrübniß versenkt. Der sonst so lustige Apoll verbarg sein Antlitz hinter trauertragenden Wolken und sah nur dann und wann einen Augenblick hervor, als scheue er zu sehen, was in seiner Lieblingsstadt vorging. Es war der große Morgen, wo Peter an die Aufforderungen der Feinde eine Antwort zu geben hatte. Schon hatte er sich mit seinem geheimen Rath eingeschlossen, saß in grimmiger Pracht da und sann wie eine Bildsäule über das Loos seines geliebten Trompeters nach, dann und wann in Unwillen erglühend, wenn ihm die Insolenz seiner aufrührerischen Burgermeister einfiel. Während er in diesem gereizten Zustande war, kam ein Courier in aller Eile von Winthrop, dem feinen Gouverneur von Connecticut, der ihm in den theilnehmendsten Ausdrücken rieth, die Provinz zu übergeben und sich den Gefahren und dem Elend zu entziehen, welches eine Weigerung zur Folge haben würde. Welcher Moment war das zu einer Dienstfertigkeit solcher Art bei einem Manne, der nie in seinem ganzen Leben einen guten Rath angenommen hatte! – Der feurige alte Gouverneur tappte auf und ab im Zimmer, mit einer Heftigkeit, die den Herzen seiner Räthe große Angst einflößte – sie beklagten zugleich sein unglückliches Schicksal, das ihn zum Spielball rebellischer Unterthanen und jesuitischer Freunde machte.
    Grade in diesem übelgewählten Moment kamen die geschäftigen Burgermeister,
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