Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Autoren: Washington Irving
Vom Netzwerk:
zurück, und manchen alten Bürger, dessen Backen man für viel zu fest, dessen Augen man für viel zu standhaft gehalten hätte, sah man eine gedankenvolle Pfeife rauchen und dabei dicke Tropfen über die zitternden Wangen herabrollen, während er mit wehmüthigem Laut und melancholischem Kopfschütteln in die Worte ausbrach: – «Nun denn! – der hardkoppige Peter ist auch hin!»
    Seine sterblichen Ueberreste kamen in die Familiengruft, unter eine Kapelle, die er fromm auf seinem Landsitz errichtet hatte und an derselben Stelle stand, wo jetzt die St. Marenskirche sich erhebt, in welcher man seinen Leichenstein noch sehen kann. Sein Gut oder Bouwery, wie es genannt wurde, blieb immer im Besitz seiner Nachkommen, die sich allgemein durch Rechtschaffenheit des Charakters und durch Anhänglichkeit an die Sitten und Gewohnheiten der guten alten Zeiten, ihres berühmten Vorfahren würdig gezeigt haben. Viel und oft wurde dieses Landgut des Nachts von unternehmenden Schatzgräbern beschlichen, die nach Goldtöpfen suchten, welche bei dem alten Gouverneur begraben liegen sollten – doch weiß ich nicht, ob irgend einer mit einem solchen Fund bereichert nach Hause kam – aber wer wäre unter meinen hier gebornen Mitbürgern, der sich nicht erinnerte, wie es in den stürmischen Tagen seiner Kindheit ein kühnes Unternehmen war, «Stuyvesants Obstgarten» an einem Sonntag Nachmittag zu plündern.
    In der Familien-Wohnung sind noch jetzt einige Andenken an den unsterblichen Peter zu sehen. Sein vollständiges Portrait redet in martialischen Zügen von der Wand des Wohnzimmers herab – seine schwefelfarbenen Beinkleider waren lange Zeit im Saal aufgehängt, bis sie vor einigen Jahren einen Streit zwischen einem neuverheiratheten Paar erregten – und sein silberbeschlagenes Bein wird noch immer in dem Vorrathszimmer als eine unschätzbare Reliquie bewahrt.

Zehntes Kapitel.
    Des Autors Betrachtungen über das Erzählte.
    Daß Reiche aufstreben, blühen und in Nichts zerfallen, ist der traurige Inhalt der Weltgeschichte – auch das Manhatten-Reich Ihrer Hochmögenden hatte ein solches Schicksal.
    Die Geschichte dieses Landes ist lehrreich, und werth, mit Bedacht erwogen zu werden – hier in der Asche glimmen die Funken wahrer Wissenschaft und hier mag gelegentlich die Lampe der ewigen Weisheit angezündet werden.
    Möge denn das glückliche Zeitalter Walters des Zweiflers vor jeder selbstfrohen Sicherheit und Trägheit behüten, welche eine Folge des Wohlstandes und Friedens ist, aber Verlust dieses Glückszustandes unvermeidlich nach sich zieht. Möge die vom Unstern verfolgte Regierung Wilhelms des Eigensinnigen zu einer heilsamen Warnung dienen vor der fieberischen und pedantischen Art, Gesetze nach Lieblingsmeinungen auszuprägen, wo man am Ende doch mit seiner Schwäche den Partheien zur Beute wird. Möge endlich das Regiment des guten Stuyvesant zeigen, was redliche Kraft und mannhafte Entschlossenheit in schlimmen Tagen vermögen, selbst wenn kein ruhiges Urtheil und kein Glück ihnen zur Seite steht; aber möge es zugleich vor dem allzugroßen Vertrauen auf die Ehrlichkeit anderer, besonders freundlich sich gebehrdender Nachbarstaaten warnen; endlich auch zur Lection allen souverainen Volksversammlungen dienen, die mit ihren Beschlüssen doch am Ende keinen Hund aus dem Ofen locken, da ihr Muth lediglich in der Zunge liegt.
    Doch es sey genug der Andeutungen und Fingerzeige, die jeder aufmerksame Leser aus dieser Geschichte selbst entnehmen mag. Ehe ich aber schließe, muß ich doch noch einen feierlichen Wink aussprechen, der in einer Reihe feiner Verkettungen liegt, welche von der Eroberung des Forts Casimir ausgehen und bis zu den neuesten Umwälzungen auf unserem Erdboden reichen.
    So höre denn, edler Leser, auf diese einfache Entwicklung, und wenn du ein Kaiser, König oder anderer mächtiger Potentat bist, so laß dir rathen, sie in dein Herz zu schreiben – doch habe ich freilich wenig Hoffnung, daß mein Werk zu solchen Händen gelangen wird, denn ich weiß wohl, wie listige Minister alle ernste und erbauende Bücher dieser Art den unglücklichen Monarchen aus dem Weg legen, damit sie dieselben nicht vielleicht lesen und Weisheit daraus schöpfen.
    Durch die verrätherische Wegnahme des Forts Casimir erfreuten sich die hinterlistigen Schweden eines vorübergehenden Triumphes, zogen aber auf ihre Häupter die Rache Peter Stuyvesants herab, der ganz Neu-Schweden von ihnen befreite. Durch die Eroberung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher