Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
Instinkt, den sie auf dem Laber wiedergefunden hatte. Der sie bis hierher geführt hatte. Bis zur Wahrheit. Dann atmete sie tief durch und ging zur Tür.
    Im Raum mit den Medikamentenschränken standen noch immer Klaus und Johannes Geipel, der Anwalt, Kathi, Andrea und Sailer.
    »Frau Mayr hat die beiden Morde gestanden. Sailer und Andrea, würden Sie Frau Mayr bitte mitnehmen?« Irmi sah in die Runde. »Sie können gehen. Danke für Ihre Kooperation. Sie, Herr Geipel, muss ich verwarnen. Sie sollten Ihre Medikamente besser aufbewahren, vor allem weil das Haus leer steht.«
    Klaus Geipel war völlig konsterniert. Irmi sah Johannes eindringlich an. »Sie können alle gehen.« Der junge Mann war blass wie eine Wand. So blass wie seine Schwester. »Ich wünsche Margit und Ihnen allen viel Glück.«
    Innerlich betete Irmi, dass Johannes durchhalten würde. Klaus Geipel spürte sicher auch, dass hier etwas nicht stimmte. Jeder hier im Raum spürte das. Außer Sailer vielleicht.
    Kathi folgte Irmi langsam. »Das glaub ich jetzt nicht. Warst du nicht eben noch überzeugt, dass Helga Mayr lügt?«
    »Ja, aber sie hat mir einen Parkschein an der Hausbergbahn präsentiert, und sie hat im Allgäu am Niedersonthofener See getankt. Auch davon liegt eine Quittung vor. Wir haben ein volles Geständnis. Und ein Motiv.«
    Irmi trat ins Helle hinaus und blinzelte. Es hatte ganz leicht zu schneien begonnen. Sie trat an den Streifenwagen, in dem bereits Helga Mayr saß.
    Die lächelte. »Schnee ist gut. Schnee ist Ruhe. Frau Mangold, eine Bitte hätte ich noch.«
    »Ja?«
    »Könnten Sie sich um meinen Kater kümmern? Um James. Ich möchte nicht, dass er im Tierheim landet.«
    »Aber ich habe selber einen älteren Kater. Der wird keine Götter neben sich akzeptieren.«
    »Dann finden Sie einen guten Platz für ihn. Bitte!« Ein Flehen lag in ihrer Stimme, das Irmi bis ins Mark erschütterte. »Versprechen Sie mir das? Hier ist mein Hausschlüssel.«
    Irmi zögerte. Dann sagte sie: »Gut, versprochen.«
    »Danke! Am liebsten frisst er übrigens Wienerle. Er ist so ein lieber Kerl. Ach, und Frau Mangold, die Katzentransportbox steht in der Speis. Ich hab mit diesem Tag gerechnet. Können Sie ihn gleich mitnehmen?«
    »Ja, ich verspreche es.« Irmis Magen krampfte sich zusammen, und das lag nicht daran, dass sie schon wieder nichts gegessen hatte.
    »Danke, Frau Mangold. Und alles Gute.«
    Das »Ihnen auch« verkniff Irmi sich. Das hätte wie Hohn geklungen.

Epilog
    Als der Streifenwagen weg war und Kathi mit einem Kopfschütteln den Bus des Hasen bestiegen hatte, weil ihre Chefin was von »allein sein« gemurmelt hatte, fuhr Irmi zu Helga Mayrs Haus.
    Sie sperrte auf. Der Kater schlief auf der Küchenbank. Sie schloss die Tür hinter sich und öffnete die zur Speisekammer. Da stand die Box, ausgelegt mit einem flauschigen Handtuch. Obenauf lag ein Zettel.

    Die Welt wäre reicher, wenn es mehr von Ihrer Sorte gäbe, Frau Mangold. Danke!

    Irmi nahm die Box und hockte sich auf den Stuhl. Sie weinte die Tränen vieler Tage, vielleicht auch Jahre. Der rote Kater war auf ihren Schoß gesprungen.
    »Hallo, James. Wir beide machen jetzt eine Reise. Das Leben ist leider so.«
    James war nicht sonderlich begeistert, in die Box wandern zu müssen. Er verzierte Irmis Unterarm mit einem gewaltigen Kratzer. Und seine beleidigten Protestrufe waren auch nicht zu überhören. Wie konnte ein vergleichsweise kleines Tier nur so wehklagen? Und wohin sollte sie nun mit dem Kerl?
    Plötzlich hatte sie eine Idee. Eigentlich war sie total abwegig. Als sie in Ohlstadt vorfuhr, war sie nahe dran umzukehren. Aber sie läutete doch, und Caro öffnete ihr.
    »Frau Mangold, grüß Sie. Haben Sie Neuigkeiten?«
    »Ja.«
    »Kommen Sie herein, Brischitt ist unter der Dusche. Sie wird gleich hier sein.«
    In der Stube war es warm. Es vergingen ein paar Minuten, bis Brischitt hereinkam. Ihre langen Haare waren noch feucht, sie trug ein Sweatshirt und eine Trekkinghose. Brischitt setzte sich zu ihnen, und Irmi begann zu erzählen. Sie versuchte kein allzu schlechtes Licht auf Xaver Fischer zu werfen, aber sie warb in ihrer Rede schon für die Beweggründe der Mörderin. Johannes sparte sie aus, sie erzählte lediglich von Margit und deren Pein und dass ihr Vater in ihre Nähe gezogen war. Irmi wusste, dass sie den beiden Frauen da viel zumutete.
    Nach einer ganzen Weile bemerkte Caro: »Dann hat sie beide Mädchen gerächt. Nur wird das denen nicht mehr helfen. Es macht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher