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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi
Autoren: Nicola Förg
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Sie lachte kurz auf.
    »Aber warum dann jetzt? Warum am Hausberg?«, fragte Kathi. »Woher wussten Sie das alles?«
    »Weil ich es eingefädelt hatte«, sagte sie schlicht.
    »Wie?«
    »Ich treffe mich mit ein paar Damen regelmäßig zum Walken. Wir kehren dann immer in Froschhausen beim Wirt ein. Dort sitzt Xaver Fischer immer mal wieder mit ein paar Waldbauern. Und jedes Mal, wenn er mich traf, ließ er einen dummen Spruch los. Zum Beispiel über meine Gaben an Ann-Kathrins Kreuz. Unter polterndem Gelächter seiner Kumpane sagte er zum Beispiel: ›Passt bloß auf, dass ihr nicht selber überfahren werd, wenn ihr da immer so Plüschviecher aufbaut. Is des a Altar für Plüschviecher?‹«
    Irmi schluckte. Eine unbestimmte Ahnung stieg in ihr hoch. Sie konnte sie noch nicht richtig fassen, aber da war etwas.
    »Ich bin ruhig geblieben und habe immer gewusst, dass mein Tag kommen wird. Oh ja!«
    »Und er kam?«, fragte Irmi.
    »Sehen Sie, Frau Mangold, ich habe Sie ja eigentlich nicht belogen, nur hab ich gewisse Dinge ausgespart. Ich hatte eben doch öfter Kontakt zu Martin. Er war ein Kontrollfreak, er wollte immer mal Rapport über sein Haus. Er war auch ab und zu mal da. Ich wusste, dass er sich in Oberstaufen eingemietet hatte. Er war so was von unsensibel, dass er mich sogar mal eingeladen hat, doch einen Ausflug nach Staufen zu machen und mit ihm essen zu gehen. Er prahlte ein bisschen mit seinen Verkäufen, und ich wusste, dass er diese Hütte in seinem Portfolio hatte. Ich wusste auch, dass das die Hütte war, die Xaver Fischer so bekriegt hat. Es war relativ einfach, am Stammtisch in Froschhausen mal fallen zu lassen, dass die Hütte zu verkaufen sei. Und mir war klar, dass Martin Maurer speziell bei Fischer anspringen würde. Und sei es nur, um ihn übers Ohr zu hauen. Ich war mir sicher, dass er ihn anrufen würde. Wenig später saß Martin bei mir in der Küche. ›Erinnerst du dich noch an Fischer, dieses Aas?‹, hat er mich gefragt. Ich hielt mich bedeckt, gab aber die Entrüstete, dass dieser Fischer so unverfroren sei, mit Martin Geschäfte zu machen. Nach allem, was er Ann-Kathrin angetan hätte … Und Martin ließ raus, dass er Fischer zu einem hohen Preis treiben und ganz am Ende dann doch an einen russischen Großinvestor verkaufen wolle. Es ging ihm nicht nur um die hohen Geldsummen, sondern darum, Fischer vorzuführen. Er hatte sich das alles schon wunderbar zurechtgelegt.«
    Dann hatte Zwetkow tatsächlich nicht gelogen. Er hatte sich die Nummer von Fischer besorgt, weil er Martin nicht getraut hatte. Weil seine markante russische Spürnase gewittert hatte, dass Martin ein unsauberes Spiel spielte.
    »Und wie kam es dann zu diesem Showdown am Hausberg?«
    »Ich wusste, dass Martin sich da mit Fischer treffen wollte, um ihn noch mal so richtig ›heiß zu machen‹, wie er sich ausgedrückt hat.«
    »Und Sie sind da hin, mit zwei Insulinspritzen bewaffnet?«
    »Nein, nur mit einer. Ich wusste, dass Martin ganz wenig Zeit eingeplant hatte, weil er zurück nach Oberstaufen musste. Tatsächlich ist Martin relativ schnell wieder Richtung Tal verschwunden. Ich hab Fischer zufällig beim Wandern getroffen und bin mit ihm ein Stückchen abgestiegen. Bis zum Kreuz. Er hat gewitzelt, dass das ja aussehe wie das an der Straße. Es war relativ einfach, die Spritze zu setzen. Er hat das im ersten Moment auch gar nicht überrissen. Dann hat er begonnen, herumzubrüllen, ist losgerannt und gestolpert. Stürzte den Hang ein Stück hinunter, blieb liegen.«
    »Frau Mayr, so ein Insulinschock ist kein schöner Tod. Das dauert eine Weile«, sagte Irmi.
    »Nun, das ließ sich nicht ändern«, sagte Helga Mayr.
    »Und wieso Insulin?« Kathi hatte Mühe, angesichts dieses Todesengels ruhig zu bleiben.
    Helga Mayr sah Kathi freundlich an. »Ich kann nicht schießen. Ich würde auch niemanden erwürgen. Sonstige Gifte habe ich nicht vorrätig. Ich hätte lieber Rohypnol genommen, als Tierarzthelferin kenn ich mich ein wenig aus. Aber ich konnte bei Geipels beim besten Willen die Schlüssel nicht finden. Das Insulin lag im anderen Schrank. Es war die einzige Möglichkeit. Ich habe ein wenig im Internet recherchiert. Auch dass man in einem Großteil der Fälle Insulin gar nicht nachweist, weil die wenigsten Pathologen auf die Idee kommen, eine postmortale Zuckerbestimmung zu machen.«
    »Und Martin?« Irmi fiel diese Frage schwer, sehr schwer.
    »Nun, der hat mich ja fast erwartet. Er hatte mich schließlich
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