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Hüte dich vor Dracula

Hüte dich vor Dracula

Titel: Hüte dich vor Dracula
Autoren: Jason Dark
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einen Rest niedergebrannt und zerstört worden.
    Niemand lebte mehr zwischen den Mauern, abgesehen von kleinen Wandergruppen, die hin und wieder Schutz suchten, wenn sie von einem bösen Wettersturz überrascht wurden. Marek fuhr auf den Ort zu. Das Malerische verschwand. Dieses Dorf gehörte auch zu den Orten, die die Regierung in Bukarest nicht mehr haben wollte. Es sollte dem Erdboden gleichgemacht, die Menschen umgesiedelt werden. Noch lebten Menschen in den alten Steinhäusern, deren Fassaden abgeblättert waren, Risse zeigten und an manchen Stellen auch große Löcher. Marek sah die Scheunen, in denen das Heu lagerte. Das Vieh stand manchmal auf der Weide, um letzte Reste des Wintergrases aus dem Boden zu zupfen.
    Magere Kühe, die kein Kraftfutter mehr bekamen und sich von dem ernähren mußten, was der ausgelaugte Boden hergab. Es war ein schlimmer Ort, über den der böige Wind wehte. Er kam diesmal aus nördlicher Richtung, brachte Kälte mit und drang auch durch die Lücken und Ritzen der Gemäuer.
    Zwar sah Frantisek Marek auch Fahrzeuge am Rand stehen, trotzdem wurde sein Wagen angestaunt, als er über die schlammige Dorfstraße fuhr und auch einige Fuhrwerke passierte, vor denen die Pferde mit traurig gesenkten Köpfen standen.
    Vor einem Gasthaus stand ein Mann, der sein Pferd striegelte. Marek hielt an. Die Scheibe konnte er nicht mehr nach unten kurbeln, weil sie klemmte. Er mußte schon aussteigen, wenn er reden wollte. Dunkle Augen schauten ihn an. In den Blicken lag eine tiefe Resignation. Die Bewohner rechneten damit, bald ihre Heimat verlassen zu müssen. Die meisten jüngeren waren sowieso schon in die Städte oder ins Ausland abgewandert. Nur die Alten lebten noch in den halbleeren Dörfern. Marek grüßte.
    Der Mann nickte zurück. Sein Arm sank nach unten. In den Borsten der Striegelbürste hingen noch die Pferdehaare. »Bist du von der Regierung oder der Partei?« fragte er.
    Marek strich das lange Haar zurück. »Sehe ich so aus?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Das ist gut.«
    »Du magst sie auch nicht?«
    »Nein, ich hasse die Bonzen, aber es gibt Möglichkeiten, ihnen aus dem Weg zu gehen.«
    »Bald nicht mehr, bald nicht mehr.«
    »Wir warten ab. Die Bonzen haben Druck aus dem Ausland bekommen. Es sind vor allen Dingen die Deutschen, die sich für uns einsetzen.«
    »Ob es nutzt?« Der Pferdestriegler lachte bitter. »Aber deshalb bist du sicherlich nicht gekommen«, sagte er dann.
    »Nein, ich suche eine Frau. Die alte Zuniga.«
    »Die Wissende?«
    »So ist es.«
    Der Einheimische atmete tief ein. »Es tut mir leid für dich, aber sie ist nicht hier.«
    »Was?«
    »Nein, fahr wieder.«
    Das wollte Marek nicht. Der Stimmungsumschwung war ihm zu plötzlich gekommen. Wahrscheinlich wollte ihm der Einheimische nicht sagen, wo er die Frau finden konnte.
    »Ich will nur eine Auskunft.«
    »Kann ich mir denken.«
    Marek trat dicht an den Pferdestriegler heran. »Schau mal her«, flüsterte er und schlug die Schöße seiner alten Jacke zurück. »Schau mal, was ich hier habe.«
    Der Blick des Einheimischen senkte sich. Der Mann starrte auf das, was aus dem Gürtel hervorschaute. Es war die Hälfte eines grauen, sehr harten Eichenpflocks.
    »Verstehst du?«
    »Vielleicht.«
    »Ich bin Marek, der Pfähler.«
    Der Blick des Pferdestrieglers änderte sich. So etwas wie ein Erkennen strahlte in seinen Augen auf. »So ist das also. Du bist der Mann, von dem man auch hier spricht.«
    »Genau.«
    »Hm.«
    »Weißt du nun, wo ich die alte Zuniga finde, mein Freund?«
    »Ja, für dich ist der Weg frei. Es wird viel geflüstert, eine Botschaft wurde weitergereicht…«
    »Sie galt mir.«
    Der Mann zog seine Schirmmütze tiefer in die Stirn. »Ich werde dich nicht begleiten. Setz dich in deinen Wagen und fahr geradeaus. Das letzte Haus auf der rechten Seite. Es liegt hinter einem alten Zaun und ist von Unkraut umwuchert. Dort kannst du sie finden.«
    »Danke sehr.«
    »Gott sei mit dir, Pfähler.«
    Am Wagen drehte sich Marek noch einmal um. »Er sollte in dieser Lage mit uns allen sein.«
    Der Pferdestriegler hob müde den Arm. »Wir sind seine vergessenen Kinder.«
    Frantisek Marek schluckte den Kloß, der in seiner Kehle hing, herunter. Gottes vergessene Kinder. So kam er sich manchmal vor. Oft genug lag er in den Nächten wach und dachte darüber nach, ob sich der Kampf gegen die Untoten überhaupt noch lohnte.
    Der VW-Motor sprang sofort an. Durch den weichen Schlamm setzte der Pfähler seinen Weg
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