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Hüte dich vor Dracula

Hüte dich vor Dracula

Titel: Hüte dich vor Dracula
Autoren: Jason Dark
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sollte ruhig kommen… Und er kam.
    Mit unsicher wirkenden Bewegungen schob er das Bündel Lumpen noch weiter zur Seite, damit er endlich freie Bahn hatte und an sein Opfer herankommen konnte.
    Es war kein Sonnenlicht, das ihn anstrahlte, also kein natürliches, deshalb zerfiel er auch nicht im Schein des bleichen, aus der Lampe strahlenden Lichtbalkens.
    Marek erkannte ihn gut.
    Kein Schauspieler hätte ihn derart perfekt nachahmen können. In der Realität sah er viel schauriger aus, eine finstere Gestalt in einer noch finsteren Umgebung.
    Die kalkbleiche Haut in seinem Gesicht wirkte noch straff, gleichzeitig auch wie Gummi, das einen hellgrauen Anstrich bekommen hatte. Den mageren Körper umflatterten schmutzige Lumpen. Als er auf Marek zuging, wehte ihm eine Wolke aus Moder voran.
    Er öffnete sein Maul!
    Zwei Zähne besaß er noch. Gekrümmt schauten sie aus seinem Oberkiefer hervor, erinnerten an dünne Säbel. Ein uraltes Wesen, aber ein verdammt gefährliches.
    Marek erwartete den Blutsauger. Er hatte sich breitbeinig hingestellt, den Oberkörper etwas vorgebeugt, um so hart und wuchtig wie möglich zustoßen zu können.
    Sein Blick blieb auf das Gesicht des Blutsaugers gerichtet. Es wirkte wie geschminkt, doch es war echt. So echt wie die langen Finger, die an Krallen erinnerten, mit denen ein lebendig Begrabener vergeblich versucht hatte, sich den Weg aus dem Grab freizukratzen. Dreck und feuchter Staub bildeten unter den eingerissenen und halb zerfetzten Nägeln einen Schmier. Aus dem Maul wehte Marek, zusammen mit der Moderwolke, ein Fauchen entgegen. Konnte er reden?
    Marek mußte wissen, was mit dem Blut geschehen war. Noch war Zeit. Bis der Blutsauger ihn erreicht hatte, würde er noch vier, fünf Schritte brauchen.
    »Wo ist das Blut?« sprach Marek ihn an. »Ich such' das alte Blut. Du bist sein Hüter, du mußt es wissen!«
    Der Vampir blieb stehen. Er bewegte den Kopf, dann gab er eine Antwort. Es war mehr ein Fauchen. Marek mußte schon sehr genau hinhören, um die in einem alten Rumänisch gesprochenen Worte überhaupt verstehen zu können.
    »Zu spät gekommen, zu spät gekommen. Ein anderer war vor dir da. Er holte es…«
    »Wer?«
    »Ich kenne ihn nicht, aber er hat es getrunken. Er kam aus einem anderen Land, doch er beherrschte meine Sprache. Er hieß Simon, er wollte den neuen Dracula. Hüte dich vor Dracula, Marek! Er ist nicht tot, denn sein Erbe lebt. Es hat die Jahrhunderte überdauert, es wird ewig weiterleben, und es wird erneuert werden, das kann ich dir versprechen. Ich habe das alte Blut nicht mehr, aber ich habe dich. Ich werde dieses Verlies verlassen und mich auf die Suche begeben.« Zur Unterstreichung seiner rauh gesprochenen Worte bewegte er sich wieder auf Marek zu. Seine nackten Füße schleiften über den Boden. Marek schaute sie an und sah, daß sie nur mehr aus Klumpen bestanden.
    »Noch eine Frage habe ich. Wohin ist dieser Mann mit dem Blut gegangen? Dieser Simon?«
    »In ein anderes Land, das die alte Tradition fortsetzen soll, die hier angefangen hat.«
    »Wie heißt das Land?«
    Der uralte Untote bewegte seine Arme, als wollte er dem Pfähler zuwinken. Doch er holte nur Schwung, um Marek entgegenzustürzen. Eine raffinierte Taktik. Wenn Marek zustieß, würde er den Namen des Landes nie erfahren.
    Nur aus diesem Grund ließ er sich auf einen Kampf mit dem gefährlichen Blutsauger ein.
    Marek warf sich zur Seite, bis er mit der Schulter gegen die Wand krachte. Eine Klaue verfehlte ihn, die linke jedoch krallte sich in seiner Kleidung fest, tastete sich an der Schulter hoch und suchte seinen Hals, den sie auch fand.
    »Welches Land?« röchelte Marek.
    Der Vampir sah sich auf der Siegerstraße. Sein Gesicht erschien wie ein bleicher Schatten vor Mareks Augen. Er bewegte klappend den Mund, als er antwortete:
    »England… London…« Dann drückte er den Kopf nach vorn, um die Zähne in Mareks Hals zu rammen.
    Im selben Augenblick stieß der Pfähler die Rechte vor und machte seinem Namen alle Ehre.
    Die Spitze des Pflocks fand kaum Widerstand, als sie den Körper des Blutsaugers erwischte. Sie drang fast fließend hinein. Marek hörte etwas knirschen, sah die Zähne trotzdem dicht vor seinen Augen und nach links wegrutschen.
    Sie berührten ihn nicht einmal, denn der Blutsauger sackte vor ihm zusammen.
    Für die Länge zweier Herzschläge hielt er sich noch fest, dann verließ ihn die Kraft.
    So dicht vor Marek, daß er dessen Körper noch berührte, sackte er
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