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Hüte dich vor Dracula

Hüte dich vor Dracula

Titel: Hüte dich vor Dracula
Autoren: Jason Dark
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zusammen.
    Es war ein Fall, der sich nicht aufhalten ließ und begleitet wurde vom Knirschen alter Knochen, die unter dem Druck des Körpers zu Staub zerrieselten.
    Eine Chance für ihn gab es nicht. Der alte Eichenpflock hatte seine Pflicht getan und dieses untote Leben endlich zerstört. Der Blutsauger krümmte sich als Rest vor Mareks Füßen zusammen, und der Mann konnte mitansehen, wie er verging. Das helle Licht der Stablampe riß das Ende des Untoten aus der Finsternis hervor wie ein bewegliches Dia.
    Die bleiche Haut im Gesicht des Blutsaugers war zu einer rieselnden Puderzuckermasse geworden, die dünne, gelbliche Knochen freilegte, wobei auch diese dem eigenen Druck nicht mehr standhalten konnten und vor Mareks Augen zerknirschten.
    Staubspiralen sackten in die Tiefe. Das Zerknirschen der alten Knochen hörte sich an, als würde Papier rascheln. Marek wußte, daß es keinen Hüter des alten Blutes mehr geben würde. Und er wußte leider auch, daß jemand anders das alte Blut schon vor ihm gefunden und weggeschafft hatte.
    In diesem modrigen Verlies hatte er nichts mehr zu suchen, ging wieder auf die geländerlose Treppe zu und drehte sich vor der ersten Stufe noch einmal um, weil er zurückleuchtete.
    Er traf genau die Stelle, wo der Vampir endlich sein fürchterliches Dasein aushauchte.
    Aufd em Boden lag ein Asche-und Staubhaufen, aus dem noch, wie eine schaurige Warnung, die gekrümmte Klaue des Untoten hervorragte und die Fingerspitzen gegen die Tunneldecke wiesen. Aber auch sie würden abbröckeln, Marek kannte es. Auf den alten Eichenpflock konnte er sich verlassen.
    Trotz seines Erfolges war er enttäuscht. Mit müde wirkenden Schritten stieg er die Treppe hoch. In seinen Knien steckten Bleigewichte. Er stützte sich mit der Hand an der Wand ab, schleppte sich dann weiter und war froh, als er das Ende der Treppe erreicht hatte.
    Im alten Turm spürte er die Kühle, lehnte sich an die Wand und atmete mehrere Male tief durch. Dabei fiel sein Blick in die Höhe. Die schwarzen Vögel hockten noch immer auf dem Rand und glotzten in die Tiefe.
    Um Mareks Lippen zuckte es, und er sah so aus, als wollte er den Kolkraben zulächeln. »Ihr seht mich wieder«, keuchte er, »aber nicht mehr den Vampir.«
    Der Pfähler wartete noch einige Sekunden, bevor er sich umdrehte und ging.
    Noch immer lag der graue Tag über dem Land. Die dünnen Schwaden hatten sich verdichtet. An einigen Stellen im Wald schwammen sie als hellere Nebelinseln zwischen den Bäumen.
    Wie im Traum legte Marek den Weg zum Wagen zurück. Erst als er hinter dem Lenkrad saß, kehrte er wieder in die Realität zurück und dachte daran, was hinter ihm lag. Er hatte es tatsächlich geschafft und den uralten Blutsauger vernichtet.
    Fast hätte er gelacht, doch er konnte sich über diesen Sieg einfach nicht freuen. Jemand war schneller gewesen als er und hatte das Blut mitgenommen. Nach England, nach London!
    Ein Zeichen? Ein Wink des Schicksals? Denn in London lebten Frantiseks beste Freunde. John Sinclair und Suko!
    Die beiden Geisterjäger hatten es sich ebenso zur Aufgabe gemacht, die Mächte der Finsternis zu jagen, wie Marek. Er kannte die Stadt an der Themse, denn dort hatte er schon zusammen mit den englischen Freunden Blutsauger gejagt.
    Alle Anzeichen wiesen darauf hin, daß er wieder nach London fahren mußte.
    Marek startete. Das Gewicht hatte den Käfer tief in den feuchten Boden gedrückt. Marek kam nur mit Mühe frei. Zudem mußte er das Fahrzeug noch drehen, um auf den normalen Pfad rollen zu können. Mit viel Geschick gelang ihm auch dies. Tuckernd rollte er durch den Wald, rutschte oft, riß Unterholz um, krachte aber nicht gegen irgendwelche Baumstämme.
    Am Ende des Waldstreifens wurde der Weg besser, der Blick auch freier. Er floß hinab in den kleinen Ort, wo eine Frau lebte, die Marek noch einmal besuchen wollte.
    Er hatte ihr versprochen, vom Erfolg oder Mißerfolg zu berichten. Wie er seine Position einschätzte, wußte er selbst nicht zu sagen. Kein Verlierer und auch kein Gewinner.
    Aber einer, der weitermachen mußte, solange es noch Blutsauger auf dieser Welt gab.
    In Rumänien, auf dem Balkan, da hatten sie ihre Heimat gehabt und sie niemals vergessen.
    Er rollte durch die karge Landschaft, vorbei an den abgeernteten Feldern, die bald keine Früchte mehr bringen würden, weil es eben an allem fehlte, auch an Kunstdünger.
    Über den Dächern lagen die dünnen Rauchfahnen. Sie stiegen aus den Kaminen, waren ein Zeichen.
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