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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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angegrauten Schläfen noch besser zur Geltung. Kein Wunder, daß er bis jetzt noch nicht verheiratet war; wer begnügt sich schon mit Hausmannskost, wenn er à la carte speisen kann?
    Wobei Florian nichts gegen sein Tinchen sagen wollte. Fast zwanzig Jahre waren sie jetzt verheiratet, und nicht einen Tag lang hatte er es bereut. Und wenn er es recht betrachtete, hatten sie es sogar zu etwas gebracht. Ein kleiner Lokalreporter beim Düsseldorfer Tageblatt war er gewesen, als er Ernestine Pabst kennengelernt hatte, zwei Jahre später war er zum Redakteur avanciert, mit geregeltem Einkommen und einer Dreizimmerwohnung, woraufhin er von Tinchen als Ehemann und von ihren Eltern als ›Es hätte schlimmer kommen können‹ akzeptiert worden war. Nach dem Tod von Tante Klärchen vor acht Jahren, jener Korsettfabrikantenwitwe in Amerika, hatte er zwar keine Millionen geerbt, wie man allgemein vermutet hatte, aber 232 721 Dollar waren auch nicht zu verachten gewesen, selbst wenn er sie mit seinem Bruder hatte teilen müssen. Wozu Fabian das Geld überhaupt gebraucht hatte, da er doch schon ein nobles Eigenheim in einem Heidelberger Vorort besaß und als Uni-Dozent und gesuchter Wissenschaftler ein Mehrfaches von dem verdiente, was Florian heimbrachte, hatte er sowieso nicht verstanden. Aber seine Schwägerin Gisela hatte darauf gedrängt, daß die Erbschaft auf Dollar und Cent geteilt wurde. Seitdem standen auf dem Grundstück von Professor Bender in Steinhausen ein Orchideentreibhaus und auf Kreta ein Feriendomizil, das die sparsame Gisela gelegentlich an Kollegen von der archäologischen Fakultät vermietete. Sogar Florian hatte dort mit seiner Familie schon mal die Ferien verbringen dürfen, auf eine Wiederholung jedoch verzichtet, nachdem er von seiner Schwägerin eine genaue Aufstellung über zerbrochenes, beschädigtes und verschmutztes Mobiliar bekommen hatte. So sauber wie in jenen vier Wochen, als Julia und Tobias die meiste Zeit des Tages im Meer herumgetobt waren, hatte Florian seine Kinder nie wieder erlebt, und es blieb ein ewiges Rätsel, wann sie »wie die Vandalen gehaust« haben sollten.
    Bei dem heutigen Dollarkurs hätte Florian von der Erbschaft kein Haus bauen können, aber seinerzeit hatte es zum Kauf eines Grundstücks und zur Bereitstellung des notwendigen Eigenkapitals gereicht. Statt Miete zahlte er die Hypotheken ab, und seitdem er zum stellvertretenden Chefredakteur ernannt worden war, was eine erfreuliche Steigerung seines Einkommens zur Folge gehabt hatte, fühlte er sich manchmal sogar als Kapitalist. Noch vor ein paar Jahren wäre er vor Freude über den unerwarteten Lottogewinn beim Spiel 77 an die Decke gesprungen, jetzt hatte er die sechzehntausend Mark nur dankbar entgegengenommen, auf die hohe Kante gelegt, und nun sah er auch keinen Grund, sie dort wieder herunterzuholen. Schon gar nicht für eine Urlaubsreise! Obwohl es bestimmt schön wäre, noch einmal zusammen mit den Kindern Ferien zu machen. Vor drei Jahren war Tobias zum letztenmal mitgefahren, seitdem hatte er in den Sommerferien gejobbt, damit er im Winter die Skipisten in Südtirol herunterwedeln konnte. Und Julia war im vergangenen Jahr mit der halben Klasse zum Campen nach Frankreich gezogen. Für den nächsten Sommer hatte derselbe Verein bereits Spanien im Visier. Aber mitten im Winter drei Wochen nach Kenia, wo die Sonne schien und das Meer wirklich noch sauber war, wie Karsten behauptet hatte – keins der Kinder würde da ablehnen, dessen war sich Florian sicher. Er sah sich schon unter Palmen lustwandeln, flankiert von seinen beiden attraktiven Damen, während sein Sohn in der Ferne auf Wasserskiern und mit einer Handbewegung lässig winkend seine Bahn zog. Mit Sicherheit konnte Florian nicht behaupten, daß sich Tobias jemals in dieser Sportart versucht hatte, aber wer Ski läuft, kann logischerweise auch Wasserski fahren, gar keine Frage!
    Dezentes Schnarchen riß ihn aus seinen Träumen. Karsten hatte seinen Sessel in die schon tiefstehende Sonne gerückt und war prompt eingeschlafen. Er wußte, daß sein Schwager nicht unbedingt ein Freund spontaner Entschlüsse war, und mit einer klaren Zusage rechnete er heute sowieso nicht mehr, aber zumindest hatte er Florian erfolgreich angebohrt, sonst wäre der nicht in ein so langes Schweigen versunken. Das wurde nun abrupt unterbrochen.
    »Wann, sagtest du, soll die Reise losgehen?«
    »Am Samstag. Die fliegen in Frankfurt immer nur samstags ab.«
    »Das Datum, Junge! Ich
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