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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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will das genaue Datum wissen!«
    »Keine Ahnung, aber es ist der erste Samstag im Februar.«
    Florian atmete tief durch. »Weißt du was, Karsten, wir kommen mit!«
    Der war mit einem Schlag wieder munter. »Mensch, Flori, das finde ich großartig! Stell dir bloß mal vor, wie wir in der Sonne braten, während die hier zu Hause das Eis von den Autoscheiben kratzen! Alles ist grün, alles blüht …«
    »Ich stelle mir etwas ganz anderes vor«, sagte Florian grinsend, »nämlich meinen Bruder nebst Sippe, wie sie alle am 10. Februar mit ihren Blumensträußen vor meiner Haustür stehen und nicht rein können!«
    »Warum sollten sie?« Dann fiel es Karsten schlagartig ein. »Ach so, dein Jubelfest! Macht ja nichts, wir können auch eine Woche später fliegen. Ich rufe gleich beim Reisebüro an und buche um.«
    »Untersteh dich«, warnte Florian, »entweder der erste Samstag oder überhaupt nicht. Reise und Geburtstagsfeier kann ich mir nun wirklich nicht leisten!«

    Drei Stunden später saß Florian vor dem Schreibtisch des Chefredakteurs und meldete seinen Urlaub an. Der wurde anstandslos genehmigt. Die meisten Mitarbeiter wollten im Sommer verreisen, was immer zu erheblichen Engpässen im Personalbestand führte. Der Februar dagegen war Wintersportenthusiasten vorbehalten, und davon gab es in der Redaktion nur drei. Zwei von ihnen waren Sekretärinnen und durch Leihgaben anderer Ressorts mühelos zu ersetzen, dem dritten unterstand die Rubrik »Unser schöner Garten«, und der hatte im Winter sowieso nicht viel zu tun.
    »Hoffentlich wird das nicht wieder so eine schneearme Saison wie im vergangenen Jahr«, meinte Dr. Hinrich gönnerhaft, »sonst müssen Sie rauf auf den Gletscher.«
    »Wo ich hinfahre, gibt es keinen Schnee«, korrigierte Florian, »allenfalls im Landesinnern.«
    »Ach«, wunderte sich Dr. Hinrich, »Sie wollen also gar nicht zum Skilaufen?«
    »Nein, ich will an den Indischen Ozean.«
    »Also Thailand oder Indonesien? Und da soll es Schnee geben?«
    »Haben Sie schon mal Fotos vom Kilimandscharo gesehen?«
    »Der liegt doch in Afrika?«
    »Eben«, sagte Florian und stand auf; »genau da will ich hin. Präzise ausgedrückt nach Kenia, und dort wiederum an die Küste.«
    »So was kann ich mir nicht leisten, das muß doch ein Vermögen kosten!«
    »Auch nicht mehr als drei Wochen Mallorca in der Hochsaison!«
    »Lanzarote, mein lieber Bender, Lanzarote. Ich fahre immer nach Lanzarote. Dort habe ich nämlich ein bescheidenes Feriendomizil.«
    »Sehen Sie, und das wiederum kann ich mir nicht leisten«, sagte Florian und machte, daß er aus dem Allerheiligsten hinauskam. Am Ende fiel es diesem Menschen noch ein, Florians Spesenabrechnungen zwecks gründlicher Überprüfung anzufordern.
    Das wäre also erledigt, hakte er im Geiste den ersten Punkt seiner Liste ab. Gleich morgen früh mußte er einen Gesprächstermin mit dem Direx vereinbaren, um außerplanmäßige Ferien für die Kinder herauszuschinden. Ein hartes Stück Arbeit würde das werden und viel erfolgversprechender, wenn er Tinchen vorschicken könnte, aber das war nicht möglich. Diesmal würde er den Mund halten! Kein Wort sollte über seine Lippen kommen, bis unterm Weihnachtsbaum die Bombe platzte. Nein, das war wohl kein guter Vergleich, also bis unter der standesgemäßen Edeltanne die Flugtickets lagen. Hoffentlich hielt Karsten dicht und vor allem Ernst Pabst, der als mitzahlende Institution natürlich eingeweiht war. Wenn der sich verplapperte und Frau Antonie Wind von der ganzen Sache bekam, konnten sie den Urlaub in den Rauch schreiben. Sie würde es schaffen, selbst ihn, den aufgeklärten und allem Neuen aufgeschlossenen Journalisten, von der Gefährlichkeit einer solchen Reise zu überzeugen. Hatte sie nicht erst neulich, als Karsten wieder einmal seinen Videofilm vorgeführt hatte, ganz überrascht gefragt: »Wieso hast du eigentlich keinen von diesen Mau-Mau-Kriegern gesehen?«
    »Weil es die seit dreißig Jahren nicht mehr gibt, Mutti. Diese Periode gehört der Vergangenheit an.«
    »Woher willst du denn wissen, ob da nicht immer noch welche im Busch sitzen und auf eine günstige Gelegenheit warten, den Weißen mit ihren Krummsäbeln die Kehle durchzuschneiden. Das sind doch alles Wilde.«
    »Mutti, ich war im Busch, und die einzigen Wilden, die ich gesehen habe, waren zwei Löwen, die hinter einer Antilope herjagten. Deine Wilden sind größtenteils zahme Souvenirverkäufer geworden.«
    Frau Antonie hatte sich aber nicht
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