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Hotel der Lust

Hotel der Lust

Titel: Hotel der Lust
Autoren: Kerstin Dirks
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und im Osten lag Nizza. Das Kreischen der Möwen drang zu ihnen vor, und man konnte sogar das Rauschen des Meeres hören.
    Â»Lass mich raten, ein gutgebauter, attraktiver Tänzer hat dir einen nächtlichen Besuch abgestattet«, sagte Lena und schlürfte mit einem süffisanten Lächeln ihren Kaffee.
    Ivy glaubte, sich verhört zu haben. Woher wusste denn Lena von … Moment! Steckte sie etwa dahinter?
    Auch Jessica fing nun zu lachen an. Ganz zweifelsohne war auch sie eingeweiht gewesen.
    Â»Sagt mal, das ist jetzt aber nicht wahr, oder? Ihr habt doch damit nichts zu tun.«
    Beide begannen zu kichern.
    Â»Wieso, um alles in der Welt, schickt ihr mir einen Stripper aufs Zimmer?«
    Â»Oh, der kleine Juan ist weit mehr als ein Stripper. Jetzt erzähl mir nicht, dir ist noch nicht aufgefallen, wie die männlichen Angestellten hier herumlaufen«, erwiderte Lena feixend.
    Ivy drehte sich um und blickte in den Hotelbereich. Gerade in dem Moment liefen Juan und ein Kollege durch den Speiseraum. Juan war weit weniger offenherzig gekleidet als gestern Nacht, aber auch jetzt hatte er nur ein enges Trägershirt und verdammt knappe Shorts an. Ivy musterte auch seinen Kollegen, einen dunkelhaarigen Mann, der Juan noch um einen halben Kopf überragte. Er wirkte wie ein männliches Model und zog Ivy mit seinem athletischen Äußeren sofort in seinen Bann. Wieso war es plötzlich so heiß? Die Luft brannte ja förmlich. Rasch fächelte sie sich ein wenig frische Luft mit der Hand zu.
    Â»Das ist Alexander«, flüsterte Lena ihr ins Ohr. »Der begehrteste Mann des Fou .«
    Â»Soso«, meinte Ivy gespielt desinteressiert. Er gefiel ihr nämlich sehr, dieser dunkle Hüne, dessen Muskelspiel sie unter seinem blauen T-Shirt zu erkennen glaubte. Sie entzifferte den Schriftzug auf der Vorderseite: »A votre service, Madame« – zu Ihren Diensten, Madame.
    Â»Ist sie das?«, fragte Alexander Hamilton, der wie jedes Jahr zur Hochsaison im Amour Fou arbeitete. Die Betreiber waren mit seiner Arbeit zufrieden, und die Bezahlung war überdurchschnittlich. Und gerade jetzt, da die Renovierungsarbeiten in seinem Fitness-Studio in London in vollem Gange waren, damit es im Herbst eröffnet werden konnte, brauchte er jeden Cent.
    Â»Ja, das ist das kleine Biest«, meinte Juan. »Zuerst hat sie ja mitgemacht, aber dann, aus heiterem Himmel, hat sie es sich anders überlegt.« Juan konnte das offenbar gar nicht verstehen. »Noch nie hat mich eine Frau vor die Tür gesetzt.« Diese Niederlage kränkte den selbstverliebten Kollegen so sehr, dass er es nicht einmal ertrug, Ivonne Marschall länger als nötig anzusehen.
    Alexander konnte ein Grinsen nur schwer unterdrücken. Juan hielt sich für ein Gottesgeschenk an die Weiblichkeit – und daraus machte er auch kein Geheimnis. Er ging den Kollegen mit seinen Eroberungsgeschichten ziemlich auf den Geist. Es gab keinen anderen Animateur in der Anlage, der ein größeres Ego besaß. Nur gut, dass ihm endlich auch mal jemand seine Grenzen aufgezeigt hatte.
    Interessiert musterte Alexander diese Ivonne, die heute Morgen das Gesprächsthema Nummer eins unter den Animateuren gewesen war. Wäre es nach Juan gegangen, er hätte seine Blamage am liebsten geheim gehalten. Doch irgendwo war immer ein Vögelchen, das etwas beobachtet hatte, und so verbreiteten sich Nachrichten rasant über den Flurfunk. Juan hatte gute Miene zu bösem Spiel gemacht und erklärt, dass Ivonne Marschall ohnehin nicht sein Typ gewesen wäre und er daher eigentlich ganz froh sei, dass sie nicht intimer geworden waren.
    Alexander hingegen fand sie interessant. Sie war gewiss keine klassische Schönheit, aber eine solche hätte ihn auch eher gelangweilt. Dunkelblonde Haare, die ein wenig zerzaust aussahen, blasser Teint – eine Durchschnittsfrau. Und dennoch faszinierte sie ihn. In ihr steckte mehr. Er kannte Frauen dieser Sorte, sie gaben sich nach außen hin kühl, distanziert, aber in Wahrheit schlummerte ein Vulkan in ihnen, der, wenn man es richtig anstellte, bald zum Ausbruch kam. Alexander hatte eine Vorliebe für solche Frauen, die erweckt werden wollten, und das machte Ivonne Marschall für ihn äußerst interessant.
    Man sah ihr an, dass sie gern naschte, wobei sie keinesfalls dick war, nur ein bisschen untersetzt. Kurzum, sie war genau der Typ Frau, den Alexander im
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