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Horror-Trip im Luxusauto

Horror-Trip im Luxusauto

Titel: Horror-Trip im Luxusauto
Autoren: Stefan Wolf
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so
aufgeregt, als ginge es schon los.
    Pfingstsamstag, also Ferienbeginn.
    Seit gestern nachmittag war das
Internat leer. Jeder Schüler fuhr nach Hause, das Küchenpersonal hatte frei,
Lehrer und Erzieher seilten sich ab — wohin auch immer. Dr. Freund, der Direktor,
flog nach Kreta, um dort die Spuren der mehr als 5000jährigen Geschichte zu
studieren. Nur Tim und Klößchen blieben. Allein behausten sie die große
Heimschule, betreut lediglich von Hermine Mandl, der Frau des Hausmeisters.
    Natürlich hätten die beiden Freunde
auch übersiedeln können in Klößchens luxuriöses Elternhaus, gelegen im feinsten
Viertel der Stadt und keine halbe Stunde entfernt. Aber dazu bestand keine
Neigung. Für drei Tage hatten sie die große, leere Schule für sich allein. Das
war einfach stark — schon wegen der Atmosphäre. Krakelen, Türen schmeißen,
Radiogedröhn, Fernsehen bis Mitternacht — niemand hätte es ihnen verboten. Denn
Mandl, der Hausmeister, wohnte im Personalgebäude, noch hinter dem Paukersilo,
also außer Sicht- und Hörweite.
    Trotz dieser Freiheit — Tim hatte
Klößchen eingeschärft: „Wir führen uns anständig auf. Keiner läßt die Sau
raus.“
    „Gebongt. Aber eins muß drin sein: Ich
stelle meinen Wecker auf drei Uhr nachts. Gehe in den Flur und brülle: Zur
Hölle mit der Penne! Ich bin für Bildungsnotstand.“
    „Meinetwegen“, hatte Tim geantwortet.
Wußte er doch: Nichts auf der Welt würde Klößchen dazu bringen, nachts um drei
sein Bett zu verlassen. Allenfalls — na, gut — ein Berg Schokolade. Aber der
war nicht vorhanden.
    Jetzt war es sieben Uhr früh.
    Tim hatte geduscht, war angezogen und
trank schon die zweite Tasse Tee aus der Thermoskanne, die sie von Frau Mandl
hatten.
    In der linken Hand die Tasse, mit der
rechten zerrte er Klößchen aus dem Bett. Der wehrte sich.
    „Was soll das? Ferien!“
    „Um acht fahren Ellen und Florian los.
Wir müssen sie verabschieden. Das ist Ehrensache.“
    „O Mann! Dienstagabend sehen wir sie
doch!“
    „Steh auf, verdammt noch mal!“
    Brummelnd schlurfte Klößchen in den
Waschsaal.
    Eine knappe Stunde später, genau um
7.53 Uhr fegten beide durch die Einfahrt bei den Wertheyms.
    Ellen und ihr Sohn, Gaby und Karl
standen neben dem Porsche. Der blaue Flitzer war startklar und vollgepackt.
Zwei Koffer lagen im Fond.
    Begrüßung. Flori hatte nur knapp die
Größe von Gaby, ansonsten den blonden Schopf seiner Mutter geerbt und auch
deren Augenfarbe, ein ins Violette spielendes Blau. Er trug Basketballshorts,
in denen seine dünnen Beine noch stengeliger wirkten, und ein T-Shirt mit der
Aufschrift KUNG FU-TIGER. Das T-Shirt war ihm drei Nummern zu groß und gehörte
eigentlich Tim; der hatte es ausgemustert, weil eine Naht an der Schulter zu
weit aufgegangen war. Aber Flori wollte es unbedingt haben, war jetzt sehr
stolz darauf und wirkte etwas komisch darin.

    „O Leute“, meinte er. „Das werden harte
1500Kilometer heute. Würde Mama ja gern ablösen am Steuer. Aber sie läßt mich
nicht. Ist natürlich besser. So ohne Führerschein im Ausland — da sehen die
Carabinieri rot. Mit der Kiste käme ich klar. Ist ja nur ein Damen-Porsche.
Aber mach was gegen die Gesetze! Wenn wir die mal ändern — zugunsten der Jugend
sind wir sowieso schon volljährig. Dann ist es gleich egal.“
    „Fahrt ihr Umwege?“ fragte Gaby.
    „Wieso?“
    „Bis Florenz sind’s nur so 750
Kilometer, glaube ich.“
    „Trotzdem — ein Schlauch. Man kennt ja
den Pfingstverkehr. Mama haßt Staus.“
    Ellen, die noch was ins Handschuhfach
legte, hörte ihren schwadronierenden Sohn. „Wir werden schon ankommen, Flori.
Hauptsache, du spielst diese eine Kassette nicht wieder 50mal hintereinander.“

    „Hört ihr“, meinte er, „da geht’s schon
los mit der Nervosität. Also, Leute, bis Dienstag abend! Dann hauen wir uns die
echten Spaghetti rein, Oliven mit Lorbeer, Pizza und toskanische Trauben.“
    „Mir läuft das Wasser im Mund
zusammen“, meinte Klößchen. „Habt ihr wenigstens gefrühstückt? Ich bin noch so,
wie mich dieses Monster“, er deutete auf Tim, „aus dem Bett geworfen hat.“
    Ellen sah auf die Uhr. Es wurde Zeit.
    Katrin kam aus dem Haus. Ellen umarmte
Gaby. Die Jungs durften Floris Mutter Wangenbussi geben — dann stiegen sie und
ihr Sohn endlich ein. Tim und Karl schlossen die Türen hinter ihnen — nach
höflich-alter Sitte; der Motor sprang an.
    Winke-winke. Ab durchs Tor.
Winke-winke! Alle liefen auf die Straße, sahen
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