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Horror-Trip im Luxusauto

Horror-Trip im Luxusauto

Titel: Horror-Trip im Luxusauto
Autoren: Stefan Wolf
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und winkten dem Wagen nach, bis
er am Ende der Straße abbog — Richtung Autobahn-Zubringer. „Beneidenswert“,
sagte Gaby und hakte sich bei Tim ein. „Nur noch drei Tage. Dann können wir uns
beneiden.“
    „Ist irre nett von den Wertheyms. Uns
vier zu ertragen für anderthalb Wochen — das spricht für sie.“
    Karl lachte. „Vielleicht sind wir das
kleinere Übel. Flori allein dort unten — das stelle ich mir vor als endloses
Gequengel.“
    Auch Katrin lachte. „Er ist ein netter
Kerl, immer freundlich. Aber er macht keine Pause beim Reden. Bei jeder
Mahlzeit höre ich ihn bis in die Küche. Er redet auch beim Fernsehen.
Eigentlich immer.“
    Tim blickte die Straße entlang.
    Tolle Gärten, tolle Häuser.
Frühsommerblüte. Da und dort Wasserfontänen hinter den Hecken. Natürlich aus
Schläuchen und Rasensprühern. Die Straße war immer still. Keine Geschäfte, kein
Durchgangsverkehr. Wer nicht hierher gehörte, fiel auf. Wie der Wagen, der dort
hinten an der Ecke parkte.
    Glas blitzte hinter der
Windschutzscheibe: Sonnenstrahlen trafen ein Fernglas, denn das Auto war in
Richtung Südosten geparkt.
    Tim blickte genauer hin. Ein grauer
Ford. Ein Insasse. Jetzt ließ er das Fernglas sinken. Die Entfernung war zu
groß, Tim konnte das Nummernschild nicht erkennen. Aber die Beglotzung galt zweifellos
der hier versammelten Nachwuchstruppe. Sonst war weit und breit niemand zu
sehen.
    Katrin ging zurück ins Haus. Sie hatte
zu tun. Für morgen stand der Rolls Royce auf dem Programm. Sie sollte ihn innen
säubern, außen dann Lack und Chrom mit einem Spezialmittel putzen. Die vier
Freunde hatten versprochen, dabei zu helfen. Aber das würde erst morgen sein.
    Jetzt sagte Tim: „Da hinten beobachtet
uns wer.“
    „Wo?“ fragte Klößchen.
    „Der graue Wagen.“
    „Ich erkenne nur“, meinte Karl, „daß
jemand drin sitzt.“
    „Er hat eben sein Fernglas benutzt —
Blickrichtung auf uns. Oder sein Interesse galt Ellen und Flori.“
    „Dann könnte es“, sagte Gaby, „einer
der Einbrecher sein. Er überzeugt sich davon, daß Familie Wertheym tatsächlich
abfährt.“
    „Mein Denken“, nickte Tim und setzte
sich in Bewegung.
    Er hatte erst ein paar Schritte
gemacht, als der Wagen gestartet wurde. Rückwärtsfahrend, stieß er in eine
geöffnete Einfahrt, wendete und fuhr davon.
    Auch im Sprint hätte Tim es nicht mehr
geschafft. Schade! Das Nummernschild zu kennen, war bestimmt von Bedeutung.

7. Kidnapper ohne Erbarmen
     
    Ein milder Abend legte sich auf die
toskanische Landschaft. Über den Hügeln webte der Dunst Silberschleier, vor
denen sich die Parade der Pinien und Zypressen als Scherenschnitt abhob. Der
Himmel war noch nicht dunkel und hatte eine Art Pastell-Anstrich.
    Ein langer Tag lag hinter Ellen und
Florian. Nur zwei Staus zum Glück — hinter dem Brenner und dann östlich vom
Gardasee. Diese Wohnwagengespanne! Behauste Leute, die ihre eigenen vier Wände
unbedingt mitnehmen müssen.
    Die beiden Wertheyms hatten nur wenige
Pausen gemacht. Espresso, ein Sandwich, Tanken. In einer der Raststellen ließ
Flori das Geduldspiel liegen — mit dem er sich seit Stunden die Zeit vertrieb.
Weg. Verloren. Zurückfahren war nicht drin. Außerdem machte es für Ellen keinen
Unterschied. Flori hatte auch dann noch ununterbrochen geredet, als es galt,
fünf Metallkügelchen in fünf Mulden zu schütteln.
    „Wieder nicht. Drei hatte ich drin. Die
vierte auch fast. Dann bist du über die Querrinne gefahren, Mama. Da sind zwei
wieder raus. Aber jetzt. So, eine hätten wir. Wenn du langsamer fährst, schaffe
ich’s. Kein mal bis jetzt. Und wenn’s nachher dunkel
wird...“ So ging das ununterbrochen.
    Zwischen Modena und Bologna verdichtete
sich der Verkehr. Und hinter Bologna wurde es ganz schlimm. Dreispurig, fast
Stoßstange an Stoßstange — und alle knapp über der zulässigen
Höchstgeschwindigkeit, also um 130 km/h.
    Jetzt, wie gesagt, kroch die Dämmerung
von Osten her an Land, und Abertausende Scheinwerfer verwandelten die
Blechschlange in einen apokalyptischen ( unheilverkündenden ) Lindwurm.
    Hinter Castiglione schrie Flori auf —
so schrill, beinahe hätte Ellen volle Pulle gebremst, mit einem Bus im Nacken.
    „Ein Adler, Mama! Echt! Ich habe einen
Adler gesehen. Saß dort auf einem Strauch.“
    Ellen stöhnte. Zehn Minuten später
verpaßte sie um Haaresbreite die Abfahrt. Doch noch Vollbremsung. Das galt auch
für den nachfolgenden Wagen. Der Porsche schaffte den Schlenker mit
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