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Horror-Trip im Luxusauto

Horror-Trip im Luxusauto

Titel: Horror-Trip im Luxusauto
Autoren: Stefan Wolf
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Straße, die zwischen den Weinbergen
verlief, führte nach Ventilipulciano.
    Der Kombi fuhr unter dem Nadeldach
einer mächtigen Zypresse durch. Sie überdeckte die ganze Straße, und für einen
Moment wurde es beinahe so dunkel im Wagen, als wäre es draußen schon Nacht.
    „Verfahr dich nicht“, sagte Althuk.
    Manzona knurrte durch seine schmalen
Lippen. Er hielt sich für unfehlbar, und er haßte es, wenn man ihm zutraute, er
könnte was falsch machen.
    Althuk, ziemlich groß und knochig,
hatte rotblondes Haar, das er nach vorn gekämmt trug. Es hing bis zu den Augen.
Sie standen eng, waren klein und starr. Selbst wenn er lächelte, wirkte sein
Blick böse.
    Althuk warf seinen Zigarettenrest aus
dem Fenster, hustete und zündete sich gleich einen neuen Sargnagel an.
    „Mußt du ununterbrochen rauchen?“ fragte
Manzona.
    „Ich muß nicht. Aber es macht mir
Spaß.“
    „Mir macht es keinen Spaß, den Rauch
mitzuatmen.“
    „Beruhige dich! Die Fenster sind
offen.“
    Idiot! dachte Althuk. Mich maßregeln,
wie? Nur weil er die Gegend hier kennt, spielt er sich als Boss auf. Na, meinetwegen.
Zum Schluß ist er sowieso der Angeschissene. Aber vorläufig brauche ich ihn.
    Ein Ortsschild am Straßenrand.
    Althuk las: Ventilipulciano.
    Dann kamen die ersten Häuser in Sicht.
    Laternen brannten bereits. Leute saßen
vor den Türen. Die letzten Maitage waren warm, sommerlich warm, wie sich das
gehört am Freitag vor Pfingsten.
    „Knapp 1000 Einwohner“, sagte Manzona.
„Jeder kennt jeden, ein Kaff. Lebt vom Weinbau. Hat aber alles, was man
braucht: Super-Landschaft ringsum, nicht weit bis Florenz. Hier gibt’s ein
Hotel, hübsche Läden, drei Gasthöfe und eine Cantinetta, wo man gut essen kann.
Hinter dem Ort ist ein Olivenhain, die Straße führt vorbei. Dann kommt die
Abzweigung. Sie führt in ein schmales Tal — eine Sackgasse. Dort hat sich
Wertheym ein ehemaliges Bauernhaus umgebaut — zu einer richtigen Ferienvilla
mit Swimmingpool, hoher Hecke ringsum, Remise und eigenem Weinberg. Die
Anwohner hier kümmern sich nicht um das Anwesen. Nur der Dorfpolizist schleicht
ab und zu mal vorbei. Es könnte ja ein Einbrecher dagewesen sein. Aber bis
jetzt, wie ich hörte, hat’s noch keiner versucht. Dem Gendarm steckt Wertheym
Geld zu — wenn er herkommt zu seiner Erholung.“
    „Müssen wir rechnen mit dem
Uniformierten?“
    „Der ist vertrottelt und jeden Abend
besoffen.“
    Sie durchquerten den Ort.
    Am Dorfbrunnen, wo Kinder spielten, sah
man ihnen nach. Aber das bedeutete nichts. Autos mit Florenzer Kennzeichen
kamen hier häufig durch.
    Der Olivenhain, die Abzweigung. Es war
dämmerig geworden, doch Manzona verzichtete auf Scheinwerferlicht.
    Bei der Abzweigung hielt er.
    Sie äugten nach vorn, in den
Rückspiegel, unter die Bäume, zu den Hängen hinauf. Irgendwo noch ein
Weinbauer, der verspätet zurückkehrte von der Arbeit?
    Nichts rührte sich. Nur lauer Wind
spielte im Gras und mit den Blättern. Das Rascheln hatte einen silbrigen Klang.
    Der Kombi bog ab. Sie folgten der
schmalen Privatstraße. Nach 200 Metern, als es zu dunkel wurde unter den
Bäumen, fuhr Manzona mit Licht.
    „Zweimal war ich hier“, sagte er. „Ich
behaupte nicht, daß ich jeden Winkel kenne. Aber ich weiß, was ich wissen muß.
Wir haben alle Trümpfe in der Hand. Wir überraschen die Leute. Das wirkt wie
ein Schock. Wir sind maskiert und bewaffnet. Wir fesseln sie. Und wir stellen
unsere Bedingungen. Du wirst sehen: Wertheym kuscht. Er kann gar nicht anders.“
    „Ich stelle es mir nicht so leicht vor.
Aber es ist machbar. Und für fünf Millionen — da kann man was riskieren.“
Manzona lachte auf. „Fünf Millionen — ja, wenn wir unsere Risikobereitschaft
zusammenwerfen. Ich riskiere für dreieinhalb Millionen, du für anderthalb.“
    Bleib in dem Glauben, dachte Althuk,
du, der Boss, du, der Platzhirsch, du, der Bandito mit Heimvorteil. Aber du
kennst mich noch nicht, Silvio Manzona. Zum Schluß habe ich alles — du hast
höchstens die Bullen am Hals.
    „Ist doch ein Geld“, sagte Althuk. Er
lachte. „Ehrlich — soviel hatte ich noch nie in der Tasche.“

    Der Wagen hielt. Die Scheinwerfer
beschienen ein niedriges Holztor. Im Hintergrund stand das Haus, groß,
ausladend, alle Fensterläden geschlossen. Ein Nachtvogel strich durch das
Scheinwerferlicht.
    Die beiden Ganoven stiegen aus. Althuk
mußte sich vertraut machen mit der Örtlichkeit.

6. Die Vorhut fährt ab
     
    Komisch! dachte Tim. Ich bin
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