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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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Kellerraum ab und schleppe mich durch den dunklen, unverputzten Gang zum Fahrstuhl, Marlowe nach wie vor als treuen Wingman an meiner Seite.
    Ich drücke den Knopf, stütze mich an der Backsteinwand ab und warte, bis es rumpelt und die Türen aufgleiten.
    Auch heute ist der Aufzug leer.
    Wen wundert’s.
    Es ist erst kurz nach vier.
    Die Metalltüren schließen sich, und ich versuche, nicht an den Käfig zu denken, während ich den Knopf für mein Stockwerk anvisiere und beim zweiten Mal auch tatsächlich erwische.
    Wir setzen uns in Bewegung.
    Allerdings nur kurz.
    Der Fahrstuhl hält mit einem Ruck, und die Türen gleiten früher auf, als sie das sollten.
    Mr. und Mrs. Fosco mustern mich von oben bis unten, wobei Mrs. Fosco klar die Erkundung des Südpols als ihre Aufgabe betrachtet.
    »Morgen«, nuschle ich und trete zur Seite, um den beiden Platz zu machen.
    Marlowe wedelt mit dem Schwanz, als das Rentner-Pärchen eintritt und wir uns wieder nach oben bewegen.
    Das Schweigen ist ziemlich unbehaglich.
    »Sie sind früh unterwegs«, bemerkt Mrs. Fosco schließlich, und das macht es nicht wirklich besser.
    »Dasselbe wollte ich gerade zu Ihnen sagen«, erwidere ich und bemühe mich, so etwas wie ein Lächeln zustande zu kriegen.
    »Wir kommen aus dem Krankenhaus«, verrät mir Mrs. Fosco in vertraulichem Tonfall. Sie ignoriert das Schnauben ihres beleibten Gatten und ergänzt: »Charles dachte mal wieder, dass er einen Herzinfarkt hat.«
    »Und?«
    »Nur Blähungen«, ätzt Mrs. Fosco. »Wie immer.«
    Ihr Mann murmelt düster vor sich hin.
    Mrs. Fosco ignoriert ihn weiterhin mit mehr als fünfunddreißig Jahren Ehe-Erfahrung.
    »Und Sie?«, fragt sie mich dafür.
    »Wäsche«, sage ich, ohne zu zögern.
    Die Foscos wissen, womit ich mein Geld verdiene und was für Arbeitszeiten der Türsteher-Job mit sich bringt.
    »Und wieso machen Sie Ihre Wäsche nackt?«, fragt Mr. Fosco nun allerdings knurrig.
    Macht er nur, um von seinen Blähungen abzulenken.
    Und weil seine Frau auf meinen Schritt starrt.
    »Er kann es sich leisten, Charles«, sagt seine Frau, und ich muss gestehen, dass mir das im Grunde genauso missfällt wie ihrem Mann.
    Mr. Fosco durchbohrt mein Sixpack mit Blicken.
    Ich zucke mit den trainierten Schultern.
    »So ein Spinner hat mir auf die Klamotten gekotzt, als ich ihn aus dem Club geworfen hab. Ich wollte nicht erst in meine Wohnung. Also bin ich direkt in den Waschraum gegangen.«
    Mr. Foscos Augen verengen sich zu Schlitzen.
    »Und der Hund?«
    Der Aufzug hält.
    Die Türen gleiten auf.
    Ich begegne Mr. Foscos Blick.
    »Ich hoffe, Sie kriegen das mit den Blähungen in den Griff, Charlie«, sage ich und gehe zu meiner Wohnungstür.
    Die Blicke der Foscos brennen ein Loch in meinen Rücken.
    Und meinen Hintern.
    Dann steigen sie ebenfalls aus dem Aufzug und gehen zu ihrer Wohnung ein paar Türen weiter.
    Puh.
    Geschafft.
    Wieso ich in einem Mietshaus lebe und all die Risiken in Kauf nehme, die das Zusammenleben mit zwei Dutzend Parteien für mich zweifellos birgt – und umgekehrt?
    Einfache Antwort, ausnahmsweise.
    Weil es mir hilft.
    Mehr, als ein Einsiedlerdasein das täte.
    Erstens hab ich nicht die Kohle, um mir ein abgelegenes Häuschen zu kaufen, und von Nächten im Freien hab ich nach all den Jahren ohne Zuhause für den Rest meines Lebens genug.
    Zweitens ist die Verantwortung gegenüber meinen trotz allem eher auf Anonymität und Oberflächlichkeit bedachten Mitmenschen ein Ansporn, mich am Riemen zu reißen.
    Die Dinge nicht schleifen zu lassen.
    Dead Crows Rat zu befolgen und dem Wolf jeden Tag von Neuem zu zeigen, wer in unserem Rudel das Sagen hat.
    Marlowe bellt mich an.
    Sagt mir, wer in meinem anderen Rudel das Sagen hat.
    Und dass es Zeit für sein Frühstück ist.
    Nachdem ich Marlowe von seinem Vollmond-Halsband befreit und die Heizungen in der Wohnung aufgedreht habe, kriegt mein vierbeiniger Mitbewohner also als Erstes sein Futter.
    Viel Fleisch, wenig Flocken.
    Hat er sich verdient.
    Während Marlowe sich glücklich über den Inhalt seines Napfes hermacht, geistere ich wie ein Phantom durch die Zimmer und versuche, mich zu akklimatisieren.
    Nach einer Vollmondnacht habe ich stets das Gefühl, Wochen fort gewesen zu sein.
    Auf meiner Mailbox warten allerdings auch genügend Nachrichten, um diesen Eindruck zu erwecken.
    Sie sind alle von Abby.
    Ich höre sie mir nicht an.
    Diesmal war unser Streit besonders heftig.
    Das könnte es endgültig gewesen sein.
    Ich seufze.
    Der
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