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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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Vollmond macht mich nicht vernünftiger, und ich bin es schon lange leid, immer denselben Song zu hören.
    Manchmal denke ich zurück und sehe nur Streitereien als denkwürdige Stationen unserer »Beziehung«, gestreckt mit ein bisschen Sex und gemeinsamen Spaziergängen mit Marlowe.
    »Cheryl hat dich gesehen«, sagte Abby gestern vorwurfsvoll und verletzt. »Sie sagt, du hast mit irgendeiner Club-Schlampe geflirtet.«
    »Das ist mein Job«, habe ich ruhig erwidert.
    Richtig besonnen.
    Hat Abby nicht die Bohne interessiert.
    »Dein Job ist es, irgendwelche Schlampen anzugraben?«, keifte Abby sofort.
    In solchen Momenten sehe ich nicht viel von der Frau, in die ich mich beim Junggesellinnenabschied ihrer Freundin Candice im Club verguckt hab.
    »Ich bin Chef der Security, wie du dich vielleicht erinnerst. Gäste sind Kunden. Wenn ein Mädchen ein Problem hat, kümmere ich mich darum. Dass ich freundlich zu ihr bin, ist Teil des Jobs, mehr nicht.«
    »Ein Mädchen«, äffte Abby mich nach. »Du Scheißkerl!«
    »Was? Weil ich mit anderen Frauen rede? Ja, ich bin schon ein echter Hurensohn. Hoffentlich wird sie nicht schwanger.«
    Am Abend vor meiner Nacht im Käfig zu streiten, ist echt keine gute Idee.
    Hätte rechtzeitig die Notbremse ziehen sollen.
    Schließlich war klar, wohin das führen würde.
    Der Krach war fast eine exakte Kopie des Streits vor ein paar Wochen, als ich Abby in einem Anflug entwaffnend dummer Ehrlichkeit erzählt habe, dass ich mal was mit Marcy hatte, die eben noch immer als Barkeeperin im Club arbeitet und die ich daher so gut wie jeden Abend sehe.
    »Du Scheißkerl«, zischte Abby auch diesmal wieder hasserfüllt, und ich konnte geradewegs dabei zusehen, wie ihr persönlicher Wolf aus ihr herausbrach.
    Was folgte, waren Gebrüll und Gekreische und Geheule.
    Ich ging, bevor sie sich in der Küche zu den Steakmessern vorgearbeitet hatte oder die Nachbarn die Cops riefen.
    Stand mit meinen düsteren Gedanken vor Abbys Wohnungstür und hörte ihr Schluchzen auf der anderen Seite.
    Fühlte mich wie der letzte Drecksack, obwohl ich ja nichts gemacht hatte.
    Scheiße.
    Ich seufze erneut.
    Das ist echt nicht gut gelaufen.
    Ich lasse mich aufs Sofa fallen, schalte Fernseher und Festplatten-Recorder ein und schaue mir die aufgezeichnete Folge The Glades von gestern Abend an.
    Meine Gedanken kreisen jedoch nach wie vor mehr um den Streit mit Abby als um Jims neuesten Fall in der Serie.
    Am Ende gebe ich dem Drang nach und höre doch Abbys Nachrichten auf der Mailbox ab.
    Wenn ich gehofft habe, dass nach der dreizehnten Nachricht, die vornehmlich aus Schluchzern und Schimpfnamen besteht, der große Schwenk zum Happy End kommt, hab ich mich getäuscht.
    Auch die letzte Nachricht stellt kein versöhnliches Ende in Aussicht.
    Ich schalte TV und Handy aus und gehe bedrückt ins dunkle Schlafzimmer.
    Während draußen der nächste nasskalte Tag über Seattle hereinbricht und die feucht glänzende Dämmerung die nasse Nacht verscheucht, lasse ich mich ins Bett fallen.
    Meine übliche Schlafenszeit.
    Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir der Wolf etwas gestohlen hat.
    Keine Nacht.
    Sondern etwas viel Wertvolleres.
*
    Ich verschlafe den ganzen Tag.
    Marlowe ist schon total aufgekratzt, als ich aus dem Schlafzimmer komme, und so gehen wir als Erstes nach unten und machen einen ausgedehnten Spaziergang.
    Tut uns beiden gut.
    Die Nähe zum Vollmond macht sich dadurch bemerkbar, dass meine ohnehin feinen Sinne noch reizbarer sind als sonst.
    Krieg die volle Dröhnung ab.
    Abgase.
    Gullys.
    Fast Food.
    Pizzeria.
    Fischrestaurant.
    Chinese.
    Parfüm.
    Deo.
    Schweiß.
    Die Liste der großstädtischen Unannehmlichkeiten für empfindliche Nasen ist lang.
    Das merke ich auch, als ich nach unserer Runde in den Keller gehe und mit einer Schaufel die Sauerei beseitige, die Marlowe und der Wolf vergangene Nacht angerichtet haben.
    »Schon okay, Kumpel«, sage ich zu Marlowe, der mir einen  verschämten Blick zuwirft. »Ist meine Schuld.«
    Ich leere den stinkenden Inhalt des Eimers in einen Müllbeutel und stopfe ihn in einen der Container hinter dem Haus.
    Was?
    Dachtet ihr, dass ich euch die nicht ganz so glamourösen Seiten des Werwolf-Jetset-Lebens verschweige?
    Keine Chance.
    Was gut genug für mich ist, ist auch gut genug für euch.
    Gewöhnt euch dran.
*
    »Heute hast du frei, Kumpel«, sage ich zu Marlowe, der auf dem Bett liegt und mir dabei zusieht, wie ich mich anziehe, nachdem ich frisch geduscht aus dem Bad
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