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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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macht.
    Wäre wohl anders, wüsste er, was hier bei Vollmond abgeht.
    Oder dass ich mich gerade nackt in einem Käfig krümme und mit meinem Hund rede.
    »Marlowe.«
    Langsam erkenne ich meine eigene Stimme wieder.
    Immer noch rau.
    Immer noch kraftlos.
    Klingt aber schon eher nach mir.
    Marlowe sieht das genauso und wedelt enthusiastischer denn je mit dem Schwanz.
    »Komm her, Kumpel«, ermutige ich ihn. »Komm.«
    Er zögert, tapst unruhig von einer Seite zur anderen.
    Er will zu mir, aber ganz traut er dem Braten noch nicht.
    Kann ich gut verstehen.
    Ich nehm all meine Kraft zusammen.
    »Marlowe«, sage ich fest, obwohl ich vor Kälte und den Nachwirkungen der letzten Nacht zittere.
    Dabei schiebe ich meine Hand bis zum Gelenk zwischen zwei Gitterstäben hindurch.
    Gelingt nur der menschlichen Version von mir, keine Sorge.
    Wofür haltet ihr mich?
    »Komm her, Marlowe.«
    Marlowe schießt wie ein Torpedo auf die Hand zu und leckt sie hektisch ab, während ich ihn zu kraulen versuche.
    »Ja, so ist gut. Brav, Marlowe. Guter Junge.«
    Er schmiegt sich an die Gitterstäbe.
    Ich lehne mich kraftlos von der anderen Seite dagegen.
    Fahre durch Marlowes weiches, zotteliges Fell.
    Ich gestehe: Das Ganze ist mehr als bloße Therapie.
    Meine Finger tasten über seinen Kopf und seinen Hals.
    Suchen das Lederhalsband.
    Es dauert ein bisschen, bis ich den Schlüssel vom Karabiner am Leder gelöst habe.
    Als ich ihn habe, balle ich die Faust darum und rolle mich wieder im Käfig zusammen.
    Meine Augen schließen sich wie von selbst.
    Die Kälte kriecht von Neuem in mich rein.
    »Jetzt mach schon, Kid«, sagt Dead Crow genervt. »Oder willst du den ganzen Tag auf dem Arsch liegen?«
    Marlowe bellt mich an.
    »Schon okay, Kumpel. Bin da. Alles okay.«
    Ich zittere immer noch wie ein trockengelegter Alki und brauche mehrere Versuche, bis ich mich auf den Knien nach vorn schieben, den Schlüssel ins Schloss stecken und die mit Querstreben verstärkte Käfigtür aufsperren kann.
    Marlowe drängt sich an mich, sobald ich mich auf allen vieren aus meinem Gefängnis schleppe.
    »Warte kurz, Kumpel«, brumme ich und bleibe erschöpft auf dem spröden Betonboden liegen.
    Besser als das arschkalte Metall.
    Marlowe leckt mir mit seiner warmen Zunge übers Gesicht.
    Guter alter Marlowe.
    Was er ertragen muss, nur weil ich jemanden brauche, auf den ich mich verlassen kann!
    Der am nächsten Morgen zu mir kommt, mir alles vergibt und mir den Schlüssel überlässt, egal was in der Nacht passiert ist.
    Oh ja, das weiß ich.
    Ich weiß es nur zu gut.
    Einmal hab ich das Spektakel auf Video aufgenommen.
    Eigentlich wollte ich’s immer vermeiden.
    Versteh auch nicht, dass sich manche in der Kiste filmen.
    Doch der Mensch ist eben neugierig.
    Selbst wenn er ein Wolf im Schafspelz ist.
    Ein einziges Mal hab ich deshalb einen Camcorder aufs Stativ montiert und vor den Käfig gestellt.
    Wollte sehen, wieso sich selbst die härtesten Kerle einnässen, wenn sie sehen, wie ich mich in ein Zwei-Meter-Ungeheuer aus Muskeln, Reißzähnen, Klauen und Fell verwandle.
    Nun.
    Was soll ich sagen?
    Das Band, auf dem man die Verwandlung genauso gut sehen kann wie Marlowes Panik, hab ich sofort zerstört.
    Die Welt ist noch nicht reif für solche Special Effects.
    Armer Marlowe.
    Er muss es trotzdem ertragen.
    Wenn’s losgeht, verkriecht er sich hinter dem Schlagzeug, wo ein paar seiner Decken liegen.
    Dennoch muss er einiges mitmachen, wenn die Verwandlung beginnt und kurz darauf eine stinkwütende Bestie zu rasen anfängt und sich knurrend gegen den Stahl stemmt.
    Zum Glück ist Marlowe clever.
    Kommt erst wieder hervor, wenn alles vorbei ist.
    Wenn ich nackt auf dem kalten, fest verschraubten Metallboden zu mir komme und den Geschmack von Blut und Galle in meinem Mund habe, der sich obendrein anfühlt, als hätte man mir alle Zähne gezogen und die Zunge abgeschnitten.
    Es tut mir unendlich leid für Marlowe.
    Aber ich brauche ihn.
    Auch jetzt sind es vor allem Marlowes raue Zunge und der Hundesabber, die mich zurück in die Wirklichkeit bringen.
    Dead Crows Gegenwart kann man ja nicht Wirklichkeit nennen.
    Aufstehen kostet eine Menge Überwindung.
    »Ah, fuck.«
    Jeder Wirbel knackt.
    Marlowe weicht nicht von meiner Seite, was zur Folge hat, dass ich dauernd über ihn stolpre.
    Ich sag kein Wort.
    Hab nicht das Recht dazu.
    Schlüpfe nur in meine Shorts und die alten, ausgetretenen Badelatschen.
    »Komm, Kumpel. Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Ich sperre den
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